
So richtig lang bleibt Fred (Wilson Gonzalez) bei keinem seiner Jobs, woran seine akute Unfähigkeit einen großen Anteil hat. Für ihn ist das keine große Sache, für seine Freundin hingegen der letzte Sargnagel: Es ist Zeit, diese Beziehung zu beenden. Plötzlich völlig frei von irgendwelchen Verpflichtungen, ist er die ideale Wahl, um auf die Späti-Theke von Hakan (Sahin Eryilmaz) aufzupassen, während dieser in der Türkei ist. Eigentlich macht das ja dessen Tochter Aylin (Gülseren Erkut). Da die sich aber auf die Schule konzentrieren soll, muss eben Fred ran. Der hat auch ein Eigeninteresse, schließlich ist der Späti so etwas wie sein zweites Zuhause. Und wie schwierig kann das schon sein? Sehr, wie er bald herausfindet, wenn irgendwie alles schiefgeht, was schiefgehen kann – und noch viel mehr …
Eine Komödie zum Abschalten
Als Die Discounter 2021 an den Start ging, hätte wohl niemand erwartet, wie erfolgreich die Serie über die chaotischen Zustände in einem Supermarkt werden würde. Seither gab es diverse andere Serien, ebenfalls aus dem Komödienbereich, die auf die eine oder andere Weise von dem Hit inspiriert worden sein dürften. Da war beispielsweise Gerry Star: Der (schlechteste) beste Produzent aller Zeiten, welches gleichermaßen das Mockumentary-Format mit einer Arbeitsplatzkomödie verband – in dem Fall eine Bowlinganlage. Bei Späti verzichtet man auf diese vorgetäuschten Dokumentarelemente, das hier ist eine „normale“ Serie. Inhaltlich gibt es aber offensichtliche Parallelen, wenn der Discounter gegen einen kleineren Laden getauscht wird, wo ebenfalls Chaos und Inkompetenz nah beieinander liegen.
Das ist erst einmal nicht unbedingt ein Manko. Wichtiger als das grundsätzliche Szenario ist schließlich, was daraus gemacht wird. Eine solche Serie lebt maßgeblich von den Figuren, die an diesem Ort ein und ausgehen, von den Geschichten, die sie erzählen, und von den Situationen, in die sie geraten. Und leider versagt Späti so ziemlich in jeglicher Hinsicht, wenn es darum geht, die Formel mit Leben zu füllen. Sie scheitert vor allem daran, sie mit Humor zu füllen. Zumindest mit einem, der auch wirklich dazu geeignet ist, einen zum Lachen zu bringen. Wie das oben genannte Gerry Star ist es schlicht eine Zumutung, was einem hier vorgesetzt wird. Wenn man schon nach zehn Minuten der ersten Folge das Gefühl hat, dass das alles nichts mehr wird, ist das ein schlechtes Zeichen.
Furchtbare Figuren
Dabei haben die acht Männer und Frauen, die an den Drehbüchern gearbeitet haben, schon das eine oder andere versucht. Ein größeres Thema ist etwa, dass die Hausbesitzerin Frau Gröner (Isabell Polak) unbedingt das Späti loswerden will, was zu diversen Auseinandersetzungen führt. Auch sonst mangelt es nicht an Konflikten in der Serie. Es mangelt aber an Gründen, warum man sich dafür interessieren sollte. Ein Grund: Die Figuren in Späti sind überwiegend unsympathisch und langweilig, was es so anstrengend macht, Zeit mit ihnen zu verbringen. Dass Fred ein Hallodri ist, ist gar nicht das Problem. So etwas funktioniert in Komödien schon. Nur unfähig zu sein, macht dich aber nicht zu einem spannenden Menschen. Hauptdarsteller Wilson Gonzalez Ochsenknecht macht die Sache nicht besser.
Dabei ist es eigentlich sympathisch, wenn sich ein paar Menschen zusammentun und einen ganz altmodischen Laden retten wollen. Das Szenario hätte auch durchaus aufgehen können, mit skurrilen Figuren, die entweder zum Umfeld gehören oder nur mal so vorbeikommen. Umso enttäuschender ist, was da am Ende draus wurde. Späti verpasst es nicht nur, sich von anderen thematisch ähnlichen Produktionen durch eigene Ideen abzuheben. Die Ideen, die sie haben, sind darüber hinaus so schlecht, dass die auf ZDFneo ausgestrahlte Komödie zu den schwächsten Beiträgen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen der letzten Zeit ist. Und das muss man erst einmal schaffen in einem Angebot, das oft durch fehlende Ambitionen und Checklist-Kreativität auffällt.
OT: „Späti“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Marleen Valien, Max Rainer
Drehbuch: Patrick Stenzel, Marleen Valien, Mathis van den Berg, Max Rauer, Biko Erki, Kilian Lieb, Max Rainer, Sebastian Huber
Musik: Jonas Vogler
Kamera: Max Rauer, Joseph Strauch
Besetzung: Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Gülseren Erkut, Alexander Finkenwirth, Falilou Seck, Eva Weißenborn, Torsten Michaelis, Gunnar Helm, Zeynep Bozbay, Isabell Polak, Maja Bons, Sahin Eryilmaz
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