Sisterqueens
© Drop-Out Cinema eG

Sisterqueens

„Sisterqueens“ // Deutschland-Start: 6. März 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Prollige (Möchtegern-)Gangster tragen sexistische Texte vor, während halbnackte Frauen sich auf Autos rekeln – das ist eines der Klischeebilder, die mit Rap bzw. Hip-Hop verbunden sind. Dabei kann die Musikrichtung deutlich vielfältiger sein, anspruchsvoller, relevanter. Und eben auch weiblicher. Zwar standen Frauen lange Zeit im Schatten ihrer männlichen Kollegen, natürlich gibt es aber ebenso bedeutende Rapperinnen, die dieses Genre nicht kampflos überlassen. Und damit es auch in Zukunft welche gibt, wurde im Berliner Wedding das Projekt „Sisterqueens“ ins Leben gerufen, bei dem erfahrene Rapperinnen Mädchen und Jugendlichen helfen, eine Art Coaching-Programm also.

Die eigene Stimme finden

Der gleichnamige Dokumentarfilm begleitet drei von ihnen, genauer Jamila (9), Rachel (11) und Faseeha (12), und erzählt, wie es ihnen innerhalb dieses Projekts ergeht. Wer jetzt bei der Beschreibung an irgendwelche Talent-Shows denkt, wo die künftigen Stars aufgebaut werden, liegt jedoch falsch. Gut möglich, dass tatsächlich eine der drei oder auch andere Teilnehmerinnen wirklich irgendwann einmal eine künstlerische Laufbahn einschlagen. Doch darum geht es gar nicht. Hier werden keine kommerziellen Absichten verfolgt. Vielmehr sollen die jungen Menschen lernen, unter Anleitung der großen Schwestern eine eigene Stimme zu finden. Rap ist nicht nur eine Möglichkeit, sich musikalisch zu betätigen. Er dient gerade auch der Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung.

Dabei stehen die Türen prinzipiell für alle offen. Zwar wird der individuelle Ausdruck gefördert, die Persönlichkeit der Mädchen soll sich frei entfalten können. Die im Titel genannte Schwesternschaft steht da aber nicht ohne Grund. Vielmehr wird in dem Projekt auch eine Gemeinschaft gefördert, man stützt sich gegenseitig, ist füreinander da und schafft auf diese Weise eine Art Safe Space. Sisterqueens erwähnt das alles aber mehr am Rande. Tatsächlich erfährt man gar nicht so viel über die Hintergründe des Projekts und die Bedingungen. Nach einer knappen Einführung legt Regisseurin Clara Stella Hüneke den Fokus primär auf ihre drei Protagonistinnen und begleitet diese über mehrere Jahre, schaut dabei zu, wie sie wachsen, älter werden – und selbstbewusster.

Positiver Mutmacher

Zu diesem Zweck wechselt der Dokumentarfilm zwischen künstlerischen und privaten Szenen hin und her. Wir erfahren, wer die drei sind, was sie antreibt, was sie denken und wie sie die Welt erleben. Dabei gibt es einen Mix aus persönlichen und gesellschaftlichen Themen. So zeigt Sisterqueens die Mädchen etwa im familiären Umfeld und erzählt von dem Migrationshintergrund. An anderen Stellen wird über Feminismus gesprochen und Geschlechterbilder, eine darf beispielsweise lernen, was non-binär bedeutet. Dabei ist der Film nicht didaktisch, will weder den Protagonistinnen noch dem Publikum vorgeben, wie sie zu denken und zu fühlen haben. Natürlich werden diese Offenheit und Gemeinschaft aber als Positivbeispiel etabliert. Learning by doing bezieht sich also nicht allein auf die musikalische Fertigkeit.

Der Dokumentarfilm, der auf dem Filmfest München 2024 Premiere feierte und anschließend auf mehreren Festivals zu Gast war, ist damit schon auch eine Art Wohlfühlfilm, der ein positives Weltbild vermittelt und Mut macht. Das ist gerade in der aktuellen Zeit nicht verkehrt, das Plädoyer für einen kulturellen Austausch ist ebenfalls willkommen. Sisterqueens ist daher sehenswert, ein schöner Beitrag, der von seinen Themen lebt. Der vor allem aber auch von dem sympathischen Trio lebt, das im Laufe der Jahre tatsächlich eine eigene Stimme findet. Natürlich ist manches von dem Gesagten ein bisschen beliebig. Aber es bietet eben auch einiges an Identifikationsfläche, wenn die Punkte, über die gesprochen werden, die Sorgen und Träume, vielen anderen aus dem Herzen sprechen.

Credits

OT: „Sisterqueens“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Clara Stella Hüneke
Drehbuch: Clara Stella Hüneke
Musik: Sisterqueens, Peira, Haszcara, Alice Dee, Sista Fa, Leila Ey
Kamera: Paola Calvo

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Sisterqueens
fazit
„Sisterqueens“ begleitet drei Mädchen, die an dem gleichnamigen Rap-Projekt teilnehmen und so lernen, sich selbst auszudrücken. Der Dokumentarfilm ist dabei ein Mix aus persönlichen Geschichten und universellen Themen, während wir das Trio über Jahre begleiten. Er fungiert auch als Plädoyer für mehr Offenheit und Gemeinschaft und trifft damit in der aktuellen Situation einen Nerv.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10