
Viele Jahre arbeitete Heinrich Lohse (Loriot) als Einkaufsdirektor bei der „Deutschen Röhren AG“. Umso größer ist der Schock, als er nach einem gutgemeinten, aber völlig fehlgeleiteten Hamsterkauf in den Vorruhestand gesetzt wird. Was soll er nur jetzt mit sich anfangen? Das er nun viel Zeit hat, beschließt er, sich zu Hause mehr einzubringen, die Abläufe zu systematisieren und sich so nützlich zu machen. Seine Frau Renate (Evelyn Hamann) ist davon jedoch sehr viel weniger beglückt. Schließlich geht die Begeisterung ihres Göttergatten nicht mit dem notwendigen Talent einher. Vielmehr sorgt Heinrich ständig für Chaos, bringt alles durcheinander und treibt damit Renate in den Wahnsinn …
Die Gefahr im eigenen Haus
Durch seine Fernsehsketche war Loriot bereits eine lebende Legende, als er sich an die Aufgabe machte, auch die deutschen Leinwände zu erobern. Das gelang ihm 1988 mit seinem Debüt Ödipussi sehr gut. Auch wenn man sich darüber streiten konnte, ob das wirklich ein Kinofilm war, strömte das Publikum in Scharen in die Lichtspielhäuser. Am Ende waren es 4,6 Millionen Besucher und Besucherinnen. Wenig verwunderlich machte sich der Humorist später an die Arbeit, noch einen weiteren Film zu drehen. 1991 war es dann so weit, mit Pappa ante portas kam das zweite und leider letzte Langwerk des Multitalents heraus. Kommerziell konnte dieses zwar nicht ganz mit dem Vorgänger mithalten, es reichte am Ende „nur“ für 3,5 Millionen. Diese durften aber wieder jede Menge Spaß haben, wenn sich der Meister des alltäglichen Blödsinns zurückmeldete.
War schon der Titel Ödipussi eine Verbalhornung, trifft das hier ebenfalls zu. Pappa ante portas bezieht sich natürlich auf den Ausruf „Hannibal ante portas“, der genutzt wird, um eine drohende Gefahr aufzuzeigen. Eine physische Gefahr geht von dem Familienvater natürlich nicht aus, weshalb das eher ironisch gemeint ist. Er wird aber zu einem enormen Unruhefaktor, wenn er alles durcheinanderbringt. Das Thema ist durchaus aus dem Leben gegriffen. Viele Menschen wissen im Ruhestand erst einmal nichts mit sich anzufangen und müssen sich neu ordnen. Loriot nutzt dieses Szenario aber, um das zu tun, was ihm am meisten liegt: Er macht sich über die Leute lustig. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich der Protagonist. Aber auch andere Figuren haben ihren Anteil daran, dass es drunter und drüber geht.
Vergnügliche Sketchsammlung
Der Humor nimmt dabei verschiedenste Formen an. Da treffen dann Blödeleien und Situationskomik auf Szenen, in denen er menschliche Eigenheiten auf die Schippe nimmt. Manche Witze kehren in Variationen wieder, darunter die Running Gags um den Sohn und seine ständig wechselnde Freundin oder die völlig falsch zubereitete Birne Helene. Andere werden kurz eingeworfen und danach nie wieder gesehen. Eine tatsächliche Geschichte hat Loriot, der erneut für das Drehbuch zuständig war, in Pappa ante portas nicht zu erzählen. Wie schon beim Mal davor handelt es sich hier weniger um ein narratives Werk, sondern eine Sketchsammlung, bei der Nummer an Nummer gereiht wird, ohne dass das auf etwas hinauslaufen würde. Eine nennenswerte Entwicklung findet nicht statt. Das macht sich gerade auch beim Ende bemerkbar, wenn der Film einfach aufhört, da wäre eine Form der Schlusspointe doch ganz schön gewesen.
Spaß macht der Film aber natürlich schon. Da sind immer wieder wunderbar absurde Momente dabei, in denen der gefeierte Humorist Alltägliches verdreht. Und natürlich ist da das unnachahmliche Zusammenspiel von Loriot und seiner ewigen Begleiterin Evelyn Hamann, die für allerlei vergnügliche Momente gut sind. Auch wenn Pappa ante portas weniger ikonische Szenen hat als der Vorgänger, von den TV-Sketchen ganz zu schweigen, ist die Komödie bis heute eine gute Gelegenheit, sich anderthalb Stunden lang über alles und jeden lustig zu machen, die Welt da draußen auszulachen und gleichzeitig etwas Abstand von ihr zu gewinnen.
OT: „Pappa ante portas“
Land: Deutschland
Jahr: 1991
Regie: Loriot
Drehbuch: Loriot
Musik: Rolf Wilhelm
Kamera: Gérard Vandenberg
Besetzung: Loriot, Evelyn Hamann, Ortrud Beginnen, Dagmar Biener, Irm Hermann, Hans Peter Korff, Gerrit Schmidt-Foß
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