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Won Ton Ton – Der Hund, der Hollywood rettete

„Won Ton Ton – Der Hund, der Hollywood rettete“ // Deutschland-Start: 25. Juli 1977 (Kino) // 6. Februar 2025 (DVD)

Inhalt / Kritik

Hollywood in den 1920er Jahren: Tourbusfahrer Grayson Potchuck (Bruce Dern) träumt davon, selbst ein Teil der Traumfabrik zu sein und als Regisseur seine Bahn brechenden Filmideen umzusetzen. Auch Estie del Ruth (Madeline Kahn) hat die Hoffnung, als Filmschauspielerin große Karriere zu machen. Als ihr der streunende deutsche Schäferhund Won Ton Ton (Augustus von Schumacher) über den Weg läuft, wendet sich Esties Schicksal. Die Nachwuchsmimin hat einen Draht zu dem Vierbeiner, der ihr – und nur ihr – aufs Wort gehorcht. Als die beiden mit Grayson auf einem Filmset zusammenstoßen, ist das Interesse der Filmbranche an Won Ton Ton geweckt. Produzent J.J. Fromberg (Art Carney) möchte aus dem Hund seinen nächsten großen Kassenstar machen. Er beauftragt Grayson, mit dem Hund einen rasanten Stummfilm zu drehen. Dieser muss nun aber zunächst mal Estie ausfindig machen und merkt schnell, dass Won Ton Ton ohne die Dame vor der Kamera reglos bleibt.

Hollywoods Goldenes Zeitalter

In den 1970er Jahren besann man sich im US-Kino gerne des Goldenen Zeitalters Hollywoods, huldigte den amerikanischen Filmpionieren von der Stummfilmzeit bis hin zu den 1940er Jahren, in denen Filmklassiker geradezu am Fließband entstanden sind. Filme wie That’s Entertainment von Jack Haley Jr. knüpften an frühere Kompilationsfilme von Robert Youngson (Jubel, Trubel, Sensationen oder Laurel & Hardy im Flegelalter) an. Aber auch im Spielfilmbereich widmete man sich den Vorfahren der Branche: Won Ton Ton – Der Hund, der Hollywood rettete von Michael Winner war 1975 einer der ersten, doch in kurzer Folge sollten mit Peter Bogdanovichs Nickelodeon, Mel Brooks‘ Letzte Verrücktheit – Silent Movie und dem Stummfilmstar-Biopic Valentino von Ken Russell einige weitere große Kinofilme folgen, die sich jener stilbildenden Phase der Filmproduktion annahmen. Michael Winner hatte 1974 gerade mit Ein Mann sieht rot mit Charles Bronson in der Hauptrolle einen großen Hit gelandet, der das Selbstjustizgenre kinotauglich machte. Mit seinem Nachfolgefilm sprach er ein deutlich anderes Publikum an. Won Ton Ton war an den Kinokassen damals kein allzu großer Erfolg, die meisten Kritiker sahen darin „eine peinliche Angelegenheit“ (Leslie Halliwell) oder „eine völlig unkomische Komödie“ (Leonard Maltin).

Was Won Ton Ton – Der Hund, der Hollywood rettete ohne jeden Zweifel auch heute noch sehenswert macht, sind seine sage und schreibe 66 Gaststars. Es vergehen kaum zwei Minuten in diesem Film, in denen nicht mindestens ein Schauspielstar für Sekundenbruchteile durchs Bild flitzt. Die meisten von ihnen waren anno 1975 schon seit etlichen Jahrzehnten in der Traumfabrik aktiv und auch in jenem Goldenen Zeitalter bereits kassenträchtige Stars. Unter ihnen tummeln sich beispielsweise Ur-Tarzan Johnny Weissmuller (als Bühnenarbeiter), Yvonne de Carlo (als Putzfrau), Ricardo Montalbán (als Stummfilmstar), Zsa Zsa Gabor (als Premierenstargast), Victor Mature (als Auftragskiller), Rhonda Fleming (als Rhoda Flaming!), Dorothy Lamour (als erboster Filmstar) oder Peter Lawford (als Slapstickkomiker). Man kann natürlich behaupten, dass viele dieser Gastauftritte schlichtweg verschenkt sind, weil die entsprechenden Stars eigentlich nicht wirklich etwas zu tun haben. Aber allein die Tatsache, dass man sie alle noch einmal für diesen Film vor der Kamera versammeln konnte, verdient Respekt.

Die Kunst des Filmemachens

Nicht nur durch die Mitwirkung dieser Gaststars lohnt sich ein Blick auf dieses Filmkuriosum. Denn Michael Winners Film ist eben auch ein nostalgischer Rückblick auf die Hollywood-Stummfilmära, in dem die Mechanismen damaliger Produktionen auf liebenswerte Weise parodiert werden. Immer wieder kommt es in Won Ton Ton zu haarsträubenden Actionsequenzen, in denen Oldtimer der 1920er Jahre sich wilde Verfolgungsjagden liefern, in Filmsets crashen oder in Massenkarambolagen enden.  Mack Sennetts legendären Slapstick-Klassikern um die Keystone Kops erweisen die Filmemacher in Gestalt des Filmproduzenten Mark Bennett (Ronny Graham) die Ehre – kein Wunder, dass hier auch die obligatorische Tortenschlachtszene nicht fehlen darf.

Das Drehbuch und Winners Inszenierung bleiben größtenteils eher durchschnittlich, in dieser Hinsicht darf man hier wirklich nicht allzu viel erwarten. Und dennoch sind in dem Film auch etliche gelungene Seitenhiebe auf die Branche eingebaut, die Filmkenner auch heute noch goutieren werden. Ron Leibman spielt beispielsweise in einer größeren Nebenrolle den auf Scheich-Filme abonnierten Leinwand-Beau Rudy Montague, den man unschwer als Parodie auf Rudolph Valentino identifizieren kann. Sein Drang, häufiger mal in Frauenkleider zu schlüpfen und sich in diesem Outfit seine eigenen Filme selbstverliebt in einem Kino anzuschauen, liefert dem Film einige recht amüsante Momente. Auch die damals berühmt-berüchtigte Besetzungscouch, etliche Jahre vor jeglichen Me-Too-Anschuldigungen, bekommt hier auf sarkastische Weise ihr Fett weg.

Als Liebhaber von Hollywood und seiner Geschichte kann man bei Won Ton Ton – Der Hund, der Hollywood rettete sicherlich auch heute noch anderthalb Stunden gut unterhalten werden. Der Film ist vielleicht nicht so gut geworden, wie er es verdient gehabt hätte, aber trotz seiner Schwachstellen merkt man, dass die Macher ihren Vorgängern Respekt erweisen und ebenfalls von der Liebe zum Film angetrieben wurden. Die DVD-Erstveröffentlichung in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ bietet ein ganz gutes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1). Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist durchweg gut zu verstehen, wenngleich die deutsche Fassung ein permanentes Hintergrundbrummen aufweist. Als einziges Extra hat man der DVD eine kleine animierte Bildergalerie beigegeben.

Credits

OT: „Won Ton Ton – The Dog Who Saved Hollywood“
Land: USA
Jahr: 1975
Regie: Michael Winner
Drehbuch: Arnold Schulman, Cy Howard
Musik: Neal Hefti
Kamera: Richard H. Kline
Besetzung: Bruce Dern, Madeline Kahn, Art Carney, Teri Garr, Phil Silvers, Ron Leibman, Augustus von Schumacher

Bilder

  

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Won Ton Ton – Der Hund, der Hollywood rettete
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Nicht nur durch die Mitwirkung von 66 Gaststars lohnt sich ein Blick auf dieses Filmkuriosum. Denn Michael Winners Film ist eben auch ein nostalgischer Rückblick auf die Hollywood-Stummfilmära, in der die Mechanismen damaliger Produktionen auf liebenswerte Weise parodiert werden. Trotz seiner Schwachstellen merkt man, dass die Macher ihren Vorgängern Respekt erweisen.
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