Starve Acre
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Starve Acre

„Starve Acre“ // Deutschland-Start: 6. Februar 2025 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Lange ist Richard (Matt Smith) nicht mehr in seiner Heimat gewesen, an die er nicht die glücklichsten Erinnerungen hat. Doch nun ist der Archäologe zurück in Starve Acre, wo er sich mit seiner Frau Juliette (Morfydd Clark) und Sohn Owen (Arthur Shaw) niederlassen möchte. Einfach ist das nicht. Während sich Richard in seine Arbeit stürzt und mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat und Juliette darum bemüht ist, es sich und den anderen schön zu machen, da fällt Owen durch ein zunehmend seltsames und aggressives Verhalten auf. Was ist nur los mit dem Jungen? Und was soll dieses Gerede von einem seltsamen Flüstern? Dabei kommt auch eine alte Legende zur Sprache – vor allem, als ein Ereignis die Familie auseinanderzureißen droht …

Das vergrabene Böse

Kaum ein Genre ist so dankbar wie das des Horrors. Nicht nur, dass man hierfür weder Stars noch teure Effekte braucht, um ein Publikum zu finden. Es braucht oft auch wenig schauspielerisches Talent oder originelle Einfälle, damit die Zuschauer und Zuschauerinnen ihren Spaß haben. Das zeigt ein Blick auf den Direct-to-Video-Bereich, wo die einzelnen Filme kaum auseinanderzuhalten sind und dennoch profitabel sind. Das bedeutet aber nicht, dass man der Zielgruppe alles vorsetzen kann. Besonders kritisch wird es, wenn diese nicht das bekommt, was sie erwartet. Und so kommt es immer wieder vor, dass Werke von der Kritik gefeiert und von Horrorfans gehasst werden. It Comes at Night und The Witch sind bekannte Beispiele, wo die Meinungen sehr auseinandergehen. Und auch bei Starve Acre kommt es zu einer auffallenden Diskrepanz.

Ein Grund: Es gibt hier nicht so wahnsinnig viele Szenen, in denen dem Publikum wirklich Angst gemacht werden soll. Man kann sich sogar darüber streiten, ob die Adaption des gleichnamigen Romans von Andrew Michael Hurley überhaupt ein Horrorfilm ist. Natürlich wird mit Elementen daraus gespielt. Da gibt es eine alte Legende, gibt es düstere Geheimnisse, nach denen in Starve Acre gegraben wird – wortwörtlich wie im übertragenen Sinn. Irgendetwas Böses lauert da im Boden und in der abgelegenen Gegend, der Film steht dabei in der Tradition anderer Folk-Horror-Geschichten, die sich mit irgendwelchen uralten Wesen auseinandersetzen, die im Verborgenen lauern. Dann und wann sind da auch unheimliche Szenen dabei, wenngleich die mehr auf Atmosphäre als aktiven Schrecken setzen.

Mehr Drama als Horror

Und doch ist das hier weniger die Geschichte dieses fremden Wesens. Regisseur und Drehbuchautor Daniel Kokotajlo nimmt dieses vielmehr zum Anlass, um von einer Familie zu erzählen. Dass bei dieser einiges im Argen liegt, merkt man schon früh. Schon als sie in ihrem neuen bzw. alten Zuhause ankommen, hält sie nicht mehr viel zusammen. Die Ereignisse in Starve Acre bringen das jedoch an die Oberfläche und zwingen die Menschen, sich damit auseinanderzusetzen. Wobei Richard nicht nur mit seiner Partnerschaft zu kämpfen hat. Er muss sich zudem seiner Familiengeschichte widmen, bei der auch vieles nicht funktioniert. Der Alptraum des Films ist daher nicht allein mythologischen Ursprungs, sondern gerade auch eines menschlichen, weshalb das hier oft eher Drama als Horror ist.

Als solches ist der Film durchaus sehenswert. Getragen von einem starken Ensemble erzählt dieser von Wut und Trauer, von vergrabenen Gefühlen, über die nie offen gesprochen wurde und die deshalb ungestört vor sich hin wuchern konnten. Und auch die düstere Atmosphäre sowie die ursprüngliche, trübe Landschaft rechtfertigen einen Blick. Man sollte nur eben keine Hochspannung erwarten. Starve Acre ist ruhig erzählt, langsam aufgebaut, selbst auf dem Höhepunkt passiert nicht so wahnsinnig viel. Nicht wenige werden sich deshalb hier langweilen oder frustriert sein, wenn sich ständig etwas ankündigt, das dann doch nicht geschieht. Wer klassischen Horror sucht, kann sich das Anschauen eher sparen.



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Starve Acre
fazit
„Starve Acre“ erzählt von einer dysfunktionalen Familie, die es mit alten Legenden und alten Traumata zu tun bekommt. Das ist durchaus immer mal wieder unheimlich, letztendlich aber mehr Drama als Horror. Als solches ist der Film sehenswert. Wer Hochspannung sucht, ist bei der Romanadaption eher verkehrt.
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