Hundreds of Beavers
Szenenbild aus der Komödie "Hundreds of Beavers" (© 2025 Sabljak Ravenwood Hogerton)

Ryland Brickson Cole Tews [Interview]

In Hundreds of Beavers (Kinostart: 13. Februar 2025) kämpft Jean Kayak, ein alkoholabhängiger Apfelhändler, gegen eine Horde merkwürdiger Biber, um ein “Meisterjäger” zu werden. Wir haben Hauptdarsteller und Co-Autor Ryland Brickson Cole Tews, der Jean Kayak verkörpert, zu dem einzigartigen Film befragt. Im Interview spricht er über die humorvollen Ursprünge des Projekts, die Herausforderungen des Stummfilmschauspiels und die handgemachten Effekte, die Hundreds of Beavers zu einem visuellen Erlebnis machen.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Hundreds of Beavers! Es ist so ein unglaublich kreativer und einzigartiger Film.

Vielen Dank.

Wie ist die Idee zu Hundreds of Beavers entstanden? War es ein gemeinsamer Geistesblitz zwischen dir und dem Autor und Regisseur Mike Cheslik oder hat einer von euch das Konzept ursprünglich vorgeschlagen?

Wie alle großartigen Ideen entstand sie in einer Bar. Mike hatte ursprünglich die Idee, einen winterlichen Film mit Schlittenfahrten und Schneeballschlachten zu machen. Er fand auch die Vorstellung witzig, wenn Maskottchen umfallen, also beschlossen wir, dass alle Tiere im Film von Menschen in Maskottchenkostümen gespielt werden. Das ist eine universelle Art von Humor – jeder auf der Welt findet es lustig, wenn Maskottchen verletzt werden.

Ursprünglich sollte es ein kleineres Projekt werden, ähnlich im Umfang wie unser erster Film, Lake Michigan Monster. Aber die Idee wurde immer größer und größer, bis sie zu dem epischen Monstrum wurde, das man heute sieht. Wir neigen dazu, das, was man „Scope Creep“ nennt, zu erleben – wo man immer mehr hinzufügt, bis das Projekt riesig wird. Wir kamen das erste Mal auf die Idee während der Weltpremiere von Lake Michigan Monster beim Milwaukee Film Festival, und von dort aus entwickelte sie sich weiter.

Der Film ist eine gewagte Mischung aus Slapstick, Absurdität und einer Hommage an das Stummfilmkino. Was waren eure Inspirationen beim Schreiben des Drehbuchs?

Oh Mann, ganz klar waren Charlie Chaplin und Buster Keaton große Einflüsse, aber auch moderneres Zeug. Der Film fühlt sich auch irgendwie wie ein Videospiel an. Wir haben uns stark von Rollenspielen inspirieren lassen. Für Mike war der größte Einfluss aus der Welt der Videospiele Super Mario Galaxy 2. Eine weitere große Inspiration war ein früher Film namens Die Bergkatze. Es ist ein Schwarz-Weiß-Film, der im Winter spielt und beeindruckende Silhouetten in seinen Bildern hat, die uns sehr gefallen haben. Dieser Film ist über 100 Jahre alt, aber wenn du dir Ernst Lubitschs Die Bergkatze anschaust, kannst du dir denken, wir hätten seinen Film einfach geklaut! Wir haben uns auch von Jackie Chan inspirieren lassen, vor allem von der Art und Weise, wie alte Hongkong-Actionfilme Stunts und Comedy kombinieren. Es gibt Einflüsse von alten Popeye-Cartoons, Looney Tunes und sogar Videospielen wie Skyrim. Tatsächlich gibt es eine Letterboxd-Seite, auf der du alle von Mikes Inspirationen sehen kannst – sie listet etwa 100 Filme auf. Unsere Einflüsse reichen wirklich von den Anfängen der Filmgeschichte bis hin zu modernen Rollenspielen.

Als Co-Autor und Hauptdarsteller: Wie hast du es geschafft, die Hauptfigur auf Papier zu entwickeln und sie dann auf der Leinwand zum Leben zu erwecken? Ich meine, in diesem Film hängt alles von dir als Hauptdarsteller ab.

Ja, wir haben die Figur im Grunde auf meiner echten Persönlichkeit aufgebaut – einem Trinker, der seinen Alkoholismus überwinden muss, um ein funktionierender Erwachsener zu werden. Daher war es nicht allzu schwer, in die Rolle zu schlüpfen! Die echte Herausforderung war es, ohne gesprochene Zeilen zu spielen. Es gab definitiv Momente, in denen Mike und ich beim Schreiben dachten: ‘Können wir hier nicht einfach eine Zeile hinzufügen? Das würde uns so viel Zeit und kreative Arbeit ersparen.’ Aber das ganze Konzept basiert auf ‘zeigen statt erzählen’, was seine eigenen Herausforderungen mit sich bringt.

Als Schauspieler musste ich ständig darüber nachdenken, woher die Figur kommt und wohin sie gehen muss. Ich musste viel ausdrucksstärker sein, als es in der modernen Schauspielerei üblich ist. Wenn man zu viel macht, kann es wie Übertreibung oder „Overacting“ wirken, aber in diesem Film, ohne Dialog, musste ich alles durch Mimik vermitteln. Eine lustige Sache ist, dass ich sehr helle, blonde Augenbrauen habe, daher haben wir sie mit einem Sharpie dunkler gemacht. Das machte meine Gesichtsausdrücke besser erkennbar – so etwas wie ‘Oh, ich bin aufgeregt!’ oder ‘Oh, ich bin traurig!’ Es ging darum, Emotionen sofort dem Publikum zu vermitteln.

Wir haben uns auch von Toshiro Mifune in seinen alten Samurai-Filmen inspirieren lassen. Auch wenn diese Filme Dialog haben, hatte Mifune die unglaubliche Fähigkeit, sofort zu vermitteln, was seine Figur fühlt oder denkt, nur durch sein Gesicht. Mike und ich hatten das ständig im Hinterkopf: ‘Ryland, wir werden dein Gesicht den ganzen Film über anstarren, also musst du klar zeigen, was du emotional durchmachst.’ Das ist definitiv etwas, das man in modernen Filmen nicht oft sieht. Es fühlte sich eher wie ein Rückgriff auf Buster Keaton oder Charlie Chaplin an. Daran beim Schauspielern zu denken, war eine Herausforderung, aber auch sehr lohnend.

Hast du auch viel improvisiert?

Improvisation? Nicht wirklich. Wir haben den ganzen Film akribisch durchstoryboardet. Jeden Tag haben wir entschieden, welche 20-25 Einstellungen wir brauchten, und uns daran gehalten. Das Drehen im Winter, mit begrenztem Tageslicht und eisigen Bedingungen, ließ nicht viel Raum für Improvisation. Die Leute könnten den Film sehen und denken: ‘Diese Typen haben sich einfach betrunken und einen albernen Film gemacht.’ Und ja, das ist teilweise wahr! Aber wir waren auch extrem präzise und haben jede Aufnahme sorgfältig geplant.

Die Effekte im Film sind unglaublich beeindruckend und wirken erfrischend handgemacht. Wie wurden sie erstellt? Ich habe gelesen, dass ihr nur sehr wenig CGI, wenn überhaupt, verwendet habt. Kannst du die Techniken und Prozesse hinter dem visuellen Stil des Films näher erläutern?

Ja, ein Großteil davon ist Mikes Arbeit – er hat etwa 1.500 Effektaufnahmen für den Film gemacht. Die meisten davon wurden in After Effects erstellt, mit einer Mischung aus Shutterstock-Bildern, selbst erstellten Elementen, die vor einem Greenscreen gefilmt wurden, und sogenannten „Plates“. Zum Beispiel filmten wir ein Biberkostüm vor einem Greenscreen, dann separat eine Hintergrundplatte und vielleicht ein weiteres Element, wie ein rotierendes Holzstück. Wir kombinierten all diese verschiedenen Teile aus separaten Aufnahmen, um eine zusammenhängende Szene zu schaffen. Es ging wirklich darum, die Elemente zu schichten und sie in der Postproduktion nahtlos zusammenzufügen. Es gibt so gut wie kein CGI im Film – vielleicht zwei „CG“-Aufnahmen insgesamt, und das war’s.

Die Tierkostüme im Film, insbesondere die Biberkostüme, sind ein herausragender Teil des Charmes des Films. Woher stammen diese Kostüme? Wurden sie selbst gemacht, aus einer besonderen Quelle bezogen, oder stimmt es, dass sie aus China kommen?

Ja, sie wurden über shopusa.com aus China bestellt, aber wir haben einige Änderungen vorgenommen. Ursprünglich schien es, als wüssten die Hersteller nicht genau, wie ein Biber aussieht. Die Kostüme hatten zunächst nur einen großen Zahn vorne, also mussten wir um Änderungen bitten. Unser Kampfchoreograf John Trey hatte einen Freund, der Chinesisch sprach, und wir kommunizierten über ihn per E-Mail. Wir erklärten: ‘Biber haben zwei Zähne, nicht einen.“ Es gab auch andere kleine Anpassungen, wie größere Nasen.

Als die Kostüme ankamen, hatten sie keine Biber-Schwänze – wieder schien es, als wüssten sie nicht, was ein Biber ist. Um das zu lösen, bastelten meine Mutter und Mikes Frau Schwänze aus Boogie-Boards. Sie überzogen die Boards mit braunem Stoff und klebten sie an die Kostüme, um den Look zu vervollständigen. Diese Schwänze bestehen also buchstäblich aus Bodyboards! Der Rest der Kostüme brauchte nicht viel Anpassung. Eine lustige Geschichte: Wir schickten den Herstellern eine E-Mail, in der wir erklärten, dass wir die Kostüme in einem Film verwenden würden, der kommerziell verkauft wird. Wir fragten, ob es okay sei, die IP-Rechte am Biberdesign zu haben. Wenn man mit Leuten in China über IP-Rechte spricht, haben sie keine Ahnung, wovon man redet. Also denke ich, dass wir auf der sicheren Seite sind.

Was ist der eine Moment im Film, auf den du als Autor oder Schauspieler am meisten stolz bist?

Ich glaube, einer der Dinge, auf die ich am meisten stolz bin, ist die Tatsache, dass ich es wirklich bin, der den gesamten Film über zu sehen ist. Es gibt keine Stunt-Doubles, keine Stellvertreter – es bin einfach nur ich. In vielen Hollywood-Filmen wird so viel Geld in den Hauptdarsteller investiert, dass dieser am Ende keine Stunts oder Kampfszenen selbst macht. Aber für mich ist das der spaßigste Teil beim Filmemachen, die Actionszenen zu machen. Wenn ich sie nicht selbst gemacht hätte, hätte es sich falsch angefühlt. Ich denke auch, dass das Publikum merkt, wenn es nicht der Schauspieler selbst ist, der die Stunts macht. Wenn man eine Szene so dreht, dass man versteckt, dass es ein Stuntdouble ist, reißt es die Zuschauer aus der Erfahrung heraus. Man verliert die Verbindung zur Figur, weil man ihr Gesicht oder ihre Emotionen während der Action nicht sieht. Außerdem macht es die Actionszene schlechter. Man muss seltsame Kamerawinkel wählen, um das Gesicht des Stuntdoubles zu verstecken, und manchmal sieht das Double dem Schauspieler nicht einmal ähnlich. Zum Beispiel könnte es plötzlich ein Stuntdouble sein, das eine völlig andere Größe oder sogar eine andere Ethnie hat. Das zerstört die Immersion komplett.

Also ja, ich bin auf vieles im Film stolz, aber das Erste, was mir in den Sinn kommt, ist die Tatsache, dass ich es wirklich bin, der den gesamten Film über zu sehen ist.

Wenn du und Mike Cheslik zusammen ein Sequel zu Hundreds of Beavers schreiben müssten, in welches verrückte Abenteuer würdet ihr Jean Kayak als Nächstes schicken?

Nun, ich glaube, wir würden ihn in den Westen schicken – etwas in der Art von Jeremiah Johnson, wo er durch die Rocky Mountains zieht. Oder wir schicken ihn flussabwärts und machen daraus ein Kanu-Abenteuer. Stell dir vor: Ich, mein Pelzhändler-Kumpel – vielleicht ein indigener Freund – und noch jemand anderes, die im Grunde Mad Max: Fury Road auf einem Fluss machen. Es wäre eine lange Verfolgungsjagd, bei der wir in Kanus sitzen und von 100 Bibern in ihren eigenen Kanus verfolgt werden. Es wäre im Grunde eine Version von Fury Road im 19. Jahrhundert.

Ich freue mich darauf.

Oh ja, und der Titel wäre 200 of Beavers.

Vielen Dank für deine Zeit!

Danke, dass ich hier sein durfte.



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