Perla
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Perla

Perla
„Perla“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Im Jahr 1981 muss Perla (Rebeka Polakova) eine schwerwiegende Entscheidung treffen: Eigentlich hatte die Künstlerin sich nach der Trennung von ihrem Mann Andrej (Noel Czuczor) langsam ein neues Leben mit ihrer Tochter Julia (Carmen Diego) und dem neuen Liebhaber Josef (Simon Schwarz) im österreichischen Exil aufgebaut. Doch als ihr Ex-Mann sie anruft und behauptet, schwer an Krebs erkrankt zu sein, macht sie sich auf den gefährlichen Weg zurück in die Tschechoslowakei. Geprägt von Traumata und dem Wunsch, ihre Tochter, eine talentierte junge Pianistin, zu unterstützen, zeigt sich bei Perla eine tiefe innere Zerrissenheit, die sogar die Julias Zukunft gefährden könnte.

Männer machen das Leben schwer

Regisseurin und Drehbuchautorin Alexandra Makarová kennt sich auf jeden Fall mit den Lebensrealitäten in den beiden dargestellten Ländern aus, da sie in der Slowakei geboren wurde, seit 1991 aber in Wien lebt. Das bemerkt man direkt in der einfühlsamen und detaillierten Darstellung sowohl der Natur, der städtischen Umgebung und der Persönlichkeiten der Charaktere, die gleichzeitig vielschichtig und in ihrer Art unprätentiös sind. Dass Simon Schwarz mit der Regisseurin verheiratet ist, gibt dem Film noch eine interessante persönliche Note. Authentisch ist ebenfalls der Sprachgebrauch, der zwischen Slowakisch und Deutsch hin- und herwechselt, und die Dialoge, die zwar zum Dramatischen und Bedeutungsschwangeren tendieren können, dennoch nie übertrieben theaterhaft wirken.

Dabei wandelt Perla über den gesamten Film hinweg zwischen Gegensätzen, Identitäten, Gefühlen und Tätigkeiten. Die wenigen frohen Momente, die die Hauptfigur erlebt, werden von unerträglichem Leid unterbrochen (verursacht durch skrupellose, durchtriebene Männer), ihr altes Leben stört sie immer wieder darin, ihr neues zu genießen. Ihre Kunst ist zwar (teilweise zusammen mit Josef) ihr Anker, da sie vieles darin verarbeitet, doch Zweifel und Unzufriedenheit sind immer wieder prävalent; das „langweilige“ Bürgertum clasht mit der Sehnsucht nach wahrer Selbstverwirklichung, kurzfristige Entscheidungen führen zu schmerzhaften Tragödien. Es ist ersichtlich, dass Makarová sich strukturierte Gedanken bei der Konzeption ihres Films gemacht hat: Nichts wird dem Zufall überlassen, Story und Charaktere sind ausführlich durchkonstruiert, präsentieren sich dabei aber weder angestrengt noch erzwungen.

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Nostalgische Elemente in Machart und Plot sind derzeit im internationalen Arthouse-Kino sehr beliebt. Oftmals wirkt dies jedoch deplatziert, zu sehr gewollt oder schlicht auf den Trend aufspringend, in Perla ist die Umsetzung dessen jedoch makellos und wird in die Moderne übertragen. Trotz 4:3 Format und in den 80ern spielendem Drehbuch wird nicht einfach nur die Retro-Welle geritten, sondern diese mit einer hyperscharfen und -stilisierten Optik verknüpft. Jede Einstellung könnte ein Poster sein, bekommt Raum zum Atmen, ohne ständig umherzuspringen, und scheint sehr durchdacht zu sein. Bedeutungsvolle Aspekte wie die Farbe Rot, die sich durch den kompletten Film zieht und oft mit der beige-braunen oder blauen Umgebung einhergeht, sorgt für ein visuelles Konzept mit deutlich erkennbarem, sprichwörtlichem rotem Faden.

Komplettiert wird das 80s-Feeling mit einem diversen Soundtrack, der von Smalltown Boy bis hin zu georgischer Estrada die Gefühle, die Perla transportieren will, präzise gesetzt verstärkt. Generell erinnert der Film mit seinen statischen Shots, zwischendurch banalen Gesprächen und gequälten Charakteren an die Nouvelle Vague im sehr stilsicher ins 21. Jahrhundert übertragenen Gewand.

Credits

OT: „Perla“
Land: Österreich, Slowakei
Jahr: 2025
Regie: Alexandra Makarová
Drehbuch: Alexandra Makarová
Musik: Johannes Winkler, Rusanda Panfili
Kamera: Georg Weiss
Besetzung: Rebeka Polakova, Simon Schwarz, Noel Czuczor, Carmen Diego

Trailer

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Perla
fazit
„Perla“ ist ein wunderschön gefilmter, gleichzeitig sehr bedrückender Film, der durchgehend mit Schicksalsschlägen aufwartet. Zwar kann der Anfang mehr überzeugen als die zweite Hälfte, manche Szenen könnten als etwas zu grafisch wahrgenommen werden, insgesamt aber ein solides, ins Mark gehendes zweites Langwerk von Alexandra Makarová.
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