
Im Januar 1944 ist der Zweite Weltkrieg noch im vollen Gange, als die Alliierten antreten, um Italien zu erobern. Zu diesem Zweck landen sie an der Küste von Anzio, von dort aus wollen sie auf Rom marschieren und die Hauptstadt einnehmen. Tatsächlich verläuft die Landung ohne Probleme, auch in der näheren Umgebung lässt sich der Feind nicht blicken. Doch Major General Jack Lesley (Arthur Kennedy) ist misstrauisch, vermutet darin eine Falle. Anstatt weiter vorzurücken, beschließt er, erst einmal das Lager zu festigen. Damit gibt er jedoch Generalfeldmarschall Albert Kesselring (Wolfgang Preiss) die notwendige Zeit, einen Angriff auf die alliierten Truppen vorzubereiten – mit fatalen Konsequenzen für die Soldaten. Der US-amerikanische Kriegsreporter Dick Ennis (Robert Mitchum) muss mitansehen, wie die Fehlentscheidung viele das Leben kostet …
Erinnerung an ein Desaster
An Filmen zum Zweiten Weltkrieg mangelt es bekanntlich nicht gerade. Seit Jahrzehnten werden diese produziert, ein Ende ist nicht in Sicht. Das liegt zum einen natürlich daran, dass es damals eben wirklich weltweit brannte, weshalb die unterschiedlichsten Geschichten erzählt werden können, aus allen möglichen Ländern. Außerdem ermöglicht dies den Filmschaffenden aus den Siegerländern, sich und die eigene Nation als Helden zu präsentieren. Die Schlacht um Anzio ist da eine kleine Ausnahme. So wird die Geschichte zwar aus Sicht der Alliierten erzählt, also der Guten und Siegreichen. Das Ganze ist aber mit wenig Selbstbeweihräucherung verbunden. Tatsächlich äußert sich der Film überraschend kritisch, wenn die Fehlentscheidungen katastrophale Folgen haben.
Genauer nimmt sich der Film der Operation Shingle an, die rund vier Monate 1944 dauerte und für beide Seiten verheerend ausfiel. Am Ende starben während der mehrmonatigen Kämpfe rund 80.000 Menschen. Da darf man eigentlich erwarten, dass der Film Die Schlacht um Anzio entsprechend heftige Szenen zeigt und die extremen Verluste in den Mittelpunkt stellt. Stattdessen geschieht lange Zeit erstaunlich wenig. Bis die Geschichte mal richtig Fahrt aufnimmt, ist der Film bereits zur Hälfte vorbei. Und selbst dann wird der Streifen nicht zum packenden Kriegsspektakel, das man angesichts der historischen Vorlage vermutet hätte. Das Regieduo Edward Dmytryk (Die 27. Etage) und Duilio Coletti hält sich doch ziemlich zurück, womöglich reicht das Geld bei der italienisch-US-amerikanischen Produktion nicht, um die Kämpfe größer aufzuziehen.
Nicht wirklich spannend
Das muss nicht zwangsläufig ein Manko sein. Kriegsfilme müssen nicht unbedingt actionreich sein, um spannende Geschichten zu erzählen. Nur, so wahnsinnig viel hat Die Schlacht um Anzio gar nicht zu erzählen. Die Kritik an den Oberen und ihren falschen Entscheidungen ist natürlich schon ein wichtiges Thema, gerade wenn die Folgen so verheerend sind, auch wenn es im Nachhinein immer leicht ist, Situationen richtig einzuschätzen. Das allein reicht aber nicht aus, um einen knapp zwei Stunden langen Film zu füllen. Im Grunde lässt sich das Geschehen darauf reduzieren, dass der Befehlshaber zu vorsichtig war. Über diesen erfährt man aber nicht wirklich viel mehr, im Mittelpunkt steht der Kriegsreporter, der als mehr oder weniger Unbeteiligter alles beobachtet.
Das Ergebnis stieß damals auf eine gemischte Resonanz, heutzutage ist der Film trotz der namhaften Besetzung mit Mitchum und Peter Falk auch mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Tatsächlich fehlt es an überzeugenden Argumenten, warum man sich die Geschichtsstunde unbedingt anschauen müsste. Das soll nicht heißen, dass sie schlecht ist. Ein paar spannendere Momente sind schon dabei. Außerdem gelingt es Die Schlacht um Anzio aufzuzeigen, wie verzweifelt die Situation war, wie unnötig die großen menschlichen Verluste. Nur deshalb braucht man aber nicht unbedingt einzuschalten, dafür gibt es einfach zu viele andere Beiträge, die mehr zu bieten haben.
OT: „Lo Sbarco di Anzio“
Land: Italien, USA
Jahr: 1968
Regie: Edward Dmytryk, Duilio Coletti
Drehbuch: Harry Craig
Musik: Riz Ortolani
Kamera: Guiseppe Rotunno
Besetzung: Robert Mitchum, Peter Falk, Earl Holliman, Mark Damon, Arthur Kennedy, Robert Ryan
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