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Music Box – Die ganze Wahrheit

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„Music Box – Die ganze Wahrheit“ // Deutschland-Start: 29. März 1990 (Kino) // 11. Januar 2005 (DVD)

Inhalt / Kritik

Seit 40 Jahren schon lebt der gebürtige Ungar Mike Laszlo (Armin Mueller-Stahl) in den USA, wo er sich eine ehrbare Existenz aufgebaut hat. Umso größer ist der Schock, als seine Tochter Ann Talbot (Jessica Lange) von einer anderen Seite erfährt. So wird dem betagten Mann vorgeworfen, während des Zweiten Weltkriegs abscheuliche Kriegsverbrechen begangen zu haben. Staatsanwalt Jack Burke (Frederic Forrest) klagt ihn an, Teil einer faschistischen Spezialeinheit gewesen zu sein. Für Ann steht völlig außer Frage, dass an diesen Vorwürfen etwas dran ist. Es muss sich um eine Verwechslung handeln. Und so lässt sich die Rechtsanwältin dazu überreden, ihn vor Gericht zu verteidigen. Während sie mit dem Staatsanwalt um die Wahrheit kämpft, muss sie sich aber auch die Frage stellen: Was, wenn die Vorwürfe doch stimmen?

Die späte Suche nach der Schuld

Sie sind immer wieder in den Nachrichten: Gerichtsprozesse, in denen Menschen im hohen Alter noch Verbrechen im Zusammenhang mit dem Holocaust vorgeworfen werden. Dabei stellen nicht wenige die Frage, wie sinnvoll das noch ist, zumal inzwischen nur noch die kleinen Rädchen übrigbleiben. Wie groß ist die Schuld dieser Leute? Wie groß ist auch deren Bewusstsein dafür, was sie getan haben? Das sind Fragen, die zumindest teilweise in Music Box – Die ganze Wahrheit eine Rolle spielen, wenn ein Mann Jahrzehnte später von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Dabei ist bei ihm lange Zeit unklar, ob an diesen Vorwürfen nun etwas dran ist oder nicht. Ob er das Monster ist, das andere in ihm zu sehen glauben, oder das Opfer von Verwechslung und Verleumdung.

Das Ergebnis ist einerseits ein typisches Justizdrama, wie man es gerade in den 1980ern und 1990ern zu Hauf sah, etwa Angeklagt, Eine Frage der Ehre oder Der Klient. Immer ging es darum, dass eine Anwältin oder ein Anwalt vor Gericht versuchen muss, den eigenen Fall zu gewinnen. Bei Music Box – Die ganze Wahrheit kommt natürlich hinzu, dass die Protagonistin den eigenen Vater verteidigen will. Auf den Ablauf der Handlung hat das aber wenig Einfluss. Diese besteht wie so oft aus einer Abfolge von Streitgesprächen, Verhören und eigenen Ermittlungen, um die Gegenseite zu besiegen. Das ist nicht unspannend. Das Publikum soll mitfiebern, soll vielleicht auch Daumen drücken, wenn die Anwältin dagegen ankämpft, dass ihr Vater verurteilt wird. Originell ist das Ganze sicher nicht, das Thema des Holocausts wird nur zum Aufhänger. Aber es funktioniert.

Unterhaltungskino statt tiefgründiger Auseinandersetzung

Der interessantere Part betrifft weniger die Frage, wer nun vor Gericht gewinnt, sondern ob er es getan hat. Damit einher geht die, ob man einen Menschen jemals wirklich kennen kann. Talbot hat ihr ganzes Leben mit dem Mann verbracht, hat ihn während der Zeit von den unterschiedlichsten Seiten kennenlernen können. Doch die Zeit davor, die liegt außerhalb ihres Blickwinkels. Man hätte diesen Themenkomplex noch deutlich universeller gestalten können, ganz grundsätzliche Diskussionen lostreten. Music Box – Die ganze Wahrheit hat daran aber nicht wirklich ein Interesse. Diese Überlegungen schwingen eher ein wenig mit, als dass sie wirklich thematisiert würden. Am Ende steht dann doch der Unterhaltungsfaktor im Vordergrund und nicht die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

Wie viel man aus dem Film mitnimmt, hängt daher von den Erwartungen ab. Wer eine intelligente Auseinandersetzung mit Schuld oder Identität erhofft, wird weniger bedient. Zuschauer und Zuschauerinnen, die einfach nur rund zwei Stunden gefesselt werden wollen, kommen deutlich mehr auf ihre Kosten mit diesem kurzweiligen Drama. Zumal Music Box – Die ganze Wahrheit natürlich erstklassig besetzt ist. Lange, die hierfür zum vierten Mal als beste Hauptdarstellerin bei den Oscars im Rennen war, hat zwar kein besonders dankbares Material erhalten, die Protagonistin ist eher nichtssagend. Durch ihre starken Auftritte merkt man dies jedoch gar nicht so sehr.

Credits

OT: „Music Box“
Land: USA
Jahr: 1989
Regie: Costa-Gavras
Drehbuch: Joe Eszterhas
Musik: Philippe Sarde
Kamera: Patrick Blossier
Besetzung: Jessica Lange, Armin Mueller-Stahl, Frederic Forrest, Donald Moffat, Lukas Haas, Cheryl Lynn Bruce, Mari Töröcsik

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1990 Beste Hauptdarstellerin Jessica Lange nominiert
Berlinale 1990 Goldener Bär Sieg
Golden Globes 1990 Beste Hauptdarstellerin (Drama) Jessica Lange nominiert

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Music Box – Die ganze Wahrheit
fazit
In „Music Box – Die ganze Wahrheit“ muss eine Anwältin ihren Vater vor Gericht verteidigen, dem schlimme Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. Als Justizdrama funktioniert das gut, selbst wenn das etwas austauschbar ist. Spannender ist die Frage, ob man jemals einen anderen Menschen wirklich kennen kann.
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