The Last Airbender Die Legende von Aang
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Die Legende von Aang

The Last Airbender Die Legende von Aang
„Die Legende von Aang“ // Deutschland-Start: 19. August 2010 (Kino) // 21. Januar 2011 (DVD / Blu-ray)

Inhalt/Kritik

Katara (Nicola Peltz) und ihr Bruder Sokka (Jackson Rathbone) finden im ewigen Eis den eingefrorenen Avatar Aang (Noah Ringer) und befreien ihn. Aang, an dem die Ereignisse der Welt über hundert Jahre lang vorbeizogen, hat als Avatar die Aufgabe, den Frieden zwischen den vier Nationen wieder herzustellen. In seiner Abwesenheit hatte die Feuernation nämlich einen Krieg gestartet. Aang ist ein Luftbändiger, muss jedoch lernen, auch die restlichen Elemente, also Wasser, Erde und Feuer, zu kontrollieren, um sein volles Potenzial als Avatar ausschöpfen zu können. Katara ist selbst Wasserbändigerin, die letzte ihres Stammes. Aangs Befreiung blieb allerdings nicht unbemerkt. Seit Prinz Zuko (Dev Patel) von seinem Vater, dem Feuerlord Ozai (Cliff Curtis) verstoßen wurde, befindet er sich auf der Suche nach dem Avatar, um seine Ehre wiederherzustellen. Nun ist er bereits auf dem Weg, um Kataras Dorf zu stürmen …

Vielversprechender Anfang

Die Legende von Aang fängt vielversprechend an. Statt dass Katara lang und breit erklärt, worum es sich beim Wasserbändigen handelt und dass es keine Zauberei sei, sehen wir ihr dabei zu, wie sie das Wasser manipuliert. Ohne Worte erfahren wir selbst ohne Vorwissen also sofort, dass sie besondere Fähigkeiten hat. Außerdem wird uns schnell bewusst, dass sie diese noch nicht vollends beherrscht. Wenn schon eine der wenigen Schwächen des Originals hier ausgebügelt wurde, kann der Film ja nur großartig werden, richtig?

Falsch. Statt die Sache weiterhin filmisch zu präsentieren, fängt Katara plötzlich doch noch an, den Zuschauer zwanzig Sekunden lang mit Exposition im Voiceover vollzulabern. Das Bisschen an Information, was dabei vermittelt wird, hätte auch niemand vermisst, wenn darauf verzichtet worden wäre. Das ist angesichts der wahren Verfehlungen dieses Films allerdings auch nicht mehr weiter tragisch.

Charaktere eine Katastrophe

Die Animationsserie Avatar – Der Herr der Elemente lässt sich in vielerlei Hinsicht loben, ihr absolutes Flaggschiff sind jedoch die Charaktere. Jede einzelne der wichtigen Figuren ist so gut geschrieben, dass es äußert schwer fällt, sich auf einen einzigen Favoriten festzulegen. Die Charaktere in Die Legende von Aang hingegen sind eine absolute Katastrophe. Den direkten Vergleich mit ihren Serien-Pendants verlieren sie sowieso. Der originale Prinz Zuko hat seine Narbe nicht, um cool auszusehen, es handelt sich dabei nicht einfach um eine reine Design-Entscheidung. Sie ist ein wichtiges Detail in seinem Lebensweg, das elementarer Bestandteil seiner Charakterzeichnung ist. Sie ist Schandfleck und Motivation zugleich. Der Film-Zuko hat zwar auch irgendetwas im Gesicht, das wird aber eher durch die Kamera akzentuiert statt dass das Makeup-Department hier vernünftige Anweisungen bekommen hätte.

Das Optische ist ja eine Sache. Es muss zudem noch erklärt werden, dass Die Legende von Aang auf der ersten Staffel der Animationsserie basiert, also die Ereignisse von Buch 1: Wasser erzählen möchte (und dass Zuko die Frisur aus Buch 2: Erde hat, ist nur eine der vielen Verfehlungen). Es ist völlig offensichtlich, dass bei einem 103 Minuten langen Film alle möglichen Abstriche gemacht werden müssen, wenn zwanzig Folgen zu je etwa 23 Minuten als Grundlage dafür dienen. Es ist auch wichtig zu betonen, dass eine Adaption sämtliche Freiheiten in der Umsetzung genießt. Ein Film und eine Serie gehören natürlich beide zum Medium Film, sodass anders als bei der Neuinterpretation einer literarischen Vorlage keine Übertragung stattfindet, die formale Vergleiche ad absurdum führt. Alles Mögliche ändern zu dürfen geht aber doch nicht mit der Pflicht einher, es schlechter zu machen.

Keine Dynamik

Es ist ja nicht nur so, dass die meisten Charaktere hier kaum etwas mit den von so vielen Fans geliebten Originalfiguren zu tun haben. Abgesehen von Aang sind die meisten Hauptfiguren von Die Legende von Aang einfach komplett unbeschriebene Blätter. Sokka wirkt wie irgendein generischer Typ, der halt irgendwie Teil der Handlung ist, aber keinerlei Persönlichkeit oder Charaktereigenschaften, positive wie negative, aufweist. Bei Katara sieht es nicht viel besser aus. Von Iroh wollen wir lieber gar nicht erst anfangen. Hinzu kommt, dass so gut wie niemand eine Charakterentwicklung durchmacht.

Beinahe daraus folgend, auf jeden Fall aber damit einhergehend bleiben die Beziehungen zwischen den Charakteren oberflächlich. Aang und Sokka sollten enge Freunde werden, Die Legende von Aang scheint jedoch keinen Wert darauf zu legen, die Dynamik zwischen den beiden Figuren zu vertiefen. Bei Aang und Katara sieht es nicht viel besser aus. Die Kürzungen betreffen aber auch die Handlung. Diese Kürzungen wirken sich negativ auf den Spannungsaufbau und das Tempo des Films aus. Anstatt die Handlung in einem angemessenen Tempo zu entwickeln und den Zuschauer mitzureißen, fühlt sich die Erzählung oft gehetzt und unausgeglichen an. Dadurch geht ein Großteil der epischen Atmosphäre und des emotionalen Tiefgangs verloren, die die Animationsserie so beliebt gemacht haben.

Düster und ernsthaft

Die Besetzung kann da auch nicht überzeugen. Die meisten der Schauspieler liefern schwache Leistungen ab. Besonders Aasif Mandvi als Kommandant Zhao wirkt unglaubwürdig in seiner Rolle. Dies liegt jedoch nicht an den Darstellern selbst, sondern vielmehr an der schwachen Regie und dem schlechten Drehbuch, das es ihnen nicht ermöglicht, ihre Charaktere angemessen zu verkörpern. Dev Patels Hauptaufgabe als Prinz Zuko besteht darin, grimmig dreinblicken und sich umzuschauen, weil das anscheinend das ist, was ein Antagonist in Die Legende von Aang eben so tut.

In Avatar – Der Herr der Elemente ging es humorvoll zu. Ob Running Gags wie der legendäre Kohlhändler oder einfach die kindliche Naivität Aangs, irgendwas regte eigentlich immer zum Lachen an. Die Legende von Aang ist dagegen düster und ernsthaft. Das ist an sich eine völlig legitime Änderung, aber das funktioniert eben auch nur dann, wenn der Film nicht nur ernst, sondern auch ernstzunehmend ist. Das fällt schwer, wenn es so inkohärent zugeht.

Kämpfe ohne Intensität

Eine weitere Stärke der Animationsserie waren die Actionszenen. Die Kämpfe in Die Legende von Aang sind furchtbar. Die Choreographien sind ein schlechter Witz. Die Bewegungen der Charaktere wirken oft steif und unbeholfen. Kamera und Schnitt tragen ebenfalls dazu bei, dass die Action nicht überzeugt. Wo ist die Intensität? Wo ist die Dramatik? Die Kämpfe sind alle emotionslos, die Kontrahenten machen quasi nur Dienst nach Vorschrift. Das Bändigen der Elemente sieht so lächerlich aus, auch wenn die visuellen Effekte selbst im Großen und Ganzen schon in Ordnung sind. Noah Ringer hat einen schwarzen Gürtel in Taekwondo und bewegt sich ja auch ganz vernünftig, aber der schlechten Regie kann auch er nicht entkommen.

Im Film können die Feuerbändiger die Flammen nicht erschaffen, lediglich bereits vorhandenes Feuer manipulieren. Das ist so eine kreuzdämliche Änderung. Dass ausgerechnet die Feuernation im Original die größte Bedrohung sein soll, ist mit suspension of disbelief gut zu akzeptieren. Ohne Luft können wir nicht atmen, der menschliche Körper besteht zu einem Großteil aus Wasser und Erde gibt es überall. Jeder, der eines dieser Elemente beherrscht, kann uns also auf grausame Weise Schaden zufügen. Gegen Feuer können wir uns immerhin noch irgendwie wehren, insbesondere Wasserbändiger haben da ja einen massiven Vorteil. Wenn die Feuerbändiger aber nun darauf angewiesen sind, dass sowieso schon Feuer in der Nähe existiert, dann sind sie ja noch schwächer als es ohnehin der Fall war.

Kein Respekt vor der Vorlage

Das mag nun alles so wirken, als wäre ähnlich wie beim Lizenzspiel Avatar – Der Herr der Elemente versucht worden, die Fanbase zu ködern, ohne sich sonderlich viel Mühe zu geben. Vielmehr mag es wohl so wirken, als wäre das Grundlagenmaterial gar nicht bekannt gewesen. Das spiegelt sich auch darin wider, dass die Namen und sogar das Wort Avatar in der englischen Originalfassung völlig falsch ausgesprochen werden (wobei letzteres manchmal dann doch korrekt ausgesprochen wird). Das wiederum ist aber kein simpler Fehler, sondern explizit von Regisseur M. Night Shyamalan so intendiert. Wer sich nicht für die Vorlage interessiert und teilweise gezielt in absolut unnötiger Weise von ihr abweicht, sollte sie vielleicht gar nicht erst adaptieren.

Die Legende von Aang erschien im Jahre 2010. Anhand des Films lässt sich schön aufzeigen, wie wenig die Industrie gelernt hat und in welche Richtung sie sich entwickelt. Dass die Macher offensichtlich nichts vom Grundlagenmaterial hielten, war damals beinahe ein Skandal und führte zu viel Kritik von Fans. Heutzutage gehen manche Marvel-Regisseure fast schon prahlerisch damit hausieren, dass sie die Comicvorlagen gar nicht erst gelesen haben. Davon, dass sein Film seinerzeit wie heute die neueren Marvel-Serien auf Disney+, die mit She-Hulk: Die Anwältin ihren absoluten Tiefpunkt gefunden und sich seither maximal marginal verbessert haben, von der Presse größtenteils verteidigt werden, konnte Shyamalan nicht einmal träumen. Früher war ein schlechter Film ein schlechter Film. Heute sind die bösen Fans schuld, wenn sie einen schlechten Film nicht mögen. Es bleibt abzuwarten, wie gut die kommende Avatar: Der Herr der Elemente-Realserie auf Netflix sein wird, und wer öffentlich die Verantwortung dafür zugeschoben bekommt, wenn sie auf negatives Feedback stoßen sollte.

Die Legende von Aang endet mit einem Cliffhanger. Zum Glück sind uns die beiden geplanten Fortsetzungen, Buch 2: Erde und Buch 3: Feuer also, erspart geblieben. Statt ihn ins Kino zu bringen, wäre der Film nach Fertigstellung besser mal für hundert Jahre eingefroren worden. Fans der Animationsserie kann jedoch immerhin versichert werden: There is no movie in Ba Sing Se.

Credits

OT: „The Last Airbender“
Land: USA
Jahr: 2010
Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan
Vorlage: Michael Dante DiMartino, Bryan Konietzko
Musik: James Newton Howard
Kamera: Andrew Lesnie
Besetzung: Noah Ringer, Dev Patel, Nicola Peltz, Jackson Rathbone, Shaun Toub, Aasif Mandvi, Seychelle Gabriel, Cliff Curtis, Summer Bishil, Francis Guinan

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Die Legende von Aang
Fazit
"Die Legende von Aang" versagt nicht nur völlig als Adaption, sondern darüber hinaus größtenteils als Film an sich. Die Effekte sind okay, die Musik ist es auch. Ansonsten scheitert der Streifen auf fast allen Ebenen und schafft es nicht, die Magie und Faszination der Vorlage einzufangen. Die schwachen Charaktere, die unzureichende Handlung und die mangelhaften Actionszenen werden Fans enttäuschen und Unwissende zu der Frage verleiten, wieso sie sich überhaupt jemals für das Franchise interessieren sollten.
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