Ein Hauch von Zen A Touch of Zen
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Ein Hauch von Zen

Ein Hauch von Zen A Touch of Zen
„A Touch of Zen“ // Deutschland-Start: 21. Dezember 2023 (Kino / Wiederaufführung)

Inhalt / Kritik

Im China der Ming-Dynastie lebt Ku Shen Chai (Shih Yun) als Zeichner in einem kleinen Dorf. Obwohl er von seinen Fähigkeiten und seinem Intellekt für den höheren Beamtendienst geeignet wäre, weigert er sich, die dafür nötigen Prüfungen zu absolvieren. Das führt wiederholt zu Streitigkeiten mit seiner Mutter, die ihn gerne aus dem Haus haben würde und mit einer jungen Frau verheiraten möchte. Vor allem Yang (Hsu Feng), die mit ihrer Mutter in das verlassene Anwesen ihnen gegenüber eingezogen ist, sähe sie liebend gerne an der Seite ihres Sohnes, doch sie lehnt das Angebot einer arrangierten Ehe ab. Der Versuch seiner Mutter ist Ku überaus peinlich und er versucht sich bei der jungen Dame zu entschuldigen, wobei er sich mehr und mehr in sie verliebt.

Zeitgleich fallen ihm Ungereimtheiten in ihrer Geschichte auf sowie ihre Verbindung zu zwei anderen Neuankömmlingen in der kleinen Gemeinde, einem Arzt (Pai Ying) und einem vermeintlich blinden Wahrsager (Xue Han). Seine Nähe zu Yang wird ihm Verhängnis, den auf einmal findet sich Ku in einer politischen Verschwörung wieder, denn bei dem Wahrsager und dem Arzt handelt es sich um Generäle, die Yang zum Schutz mitgegeben wurden. Sie werden verfolgt von Agenten der Obereunuchen des Kaisers, der seine Stellung am Hofe in Gefahr sieht und jeglichen Widerstand eliminieren will. Gegen die Übermacht der Armee des Eunuchen sind Yang und ihre Bewacher zwar haushoch unterlegen, doch Ku schlägt eine List vor, mit der man den Kampf zu ihren Gunsten verändern kann.

Unmöglich zu erklären

Während seiner Schulzeit liebte der spätere Regisseur und Drehbuchautor King Hu die Geschichten Pu Songlings, vor allem die Gespenstergeschichten. Eine davon mit dem Titel Xia Nu kam ihm während einer Unterhaltung über Zen-Buddhismus in den Sinn und führte zu der Frage, ob man die Geistergeschichte, in der es dazu noch um Liebe, Ambition politische Verschwörungen geht, nutzen können, um dem Publikum Elemente der Zen-Philosophie nahezubringen. Das Unterfangen stellte sich als äußerst schwierig heraus, denn schon in Zen eingeweihte Personen sehen es als unmöglich an, auf den Punkt zu bringen, was diese Philosophie ausmacht. Dennoch ließ sich Hu nicht abschrecken und schuf mit Ein Hauch von Zen nicht nur seinen ambitioniertesten, sondern zugleich seinen erfolgreichsten Film, der seinen Namen weit über die Grenzen seiner Heimat Taiwan hinaus bekannt machen sollte.

Nur wenige Regisseure können sich damit rühmen, dazu beigetragen zu haben, dass ein Genre oder gar ein Teil der Kultur ihrer Heimat international bekannt und erfolgreich wurde. King Hu ist sicherlich eine solche Ausnahmeerscheinung, denn schon mit seinen ersten Werken wie Das Schwert der gelben Tigerin oder Die Herberge zum Drachentor konnte er über seine Heimat Taiwan hinaus ein Publikum gewinnen und zugleich den wuxia, die Vermischung von Drama, Martial Arts und Action populär machen. Ein Hauch von Zen steht dabei eine Sonderposition innerhalb seines Werkes zu, schafft es Hu hier alle genannten Elemente zu perfektionieren und zugleich eine zeitlose Geschichte über Widerstand, Gier und Ambitionen zu erzählen und dabei durchaus das Versprechen einzulösen, dem Zuschauer einen „Hauch von Zen“ mitzugeben.

Roy Chiao als Abt Hui-yuan spielt dabei eine wichtige Rolle, stehen er und die Mönche unter ihm nicht nur wegen ihrer Kampffertigkeit über den anderen Figuren, sondern halten jene Werte aufrecht, gegen die andere verstoßen. King Hu entwirft das Panorama eines Landes, das nicht im Einklang mit sich selbst und tief im Chaos versunken ist, wobei die Mönche als letzte Bastion gelten können, deren Fall mit einem totalen gesellschaftlichen und spirituellen Kollaps einhergeht. Entsprechend dramatisch fallen die Szenen aus, in denen Hui-yuan vorkommt und hebt sich seine Welt ab von der Sphäre, in der die anderen Figuren agieren. Die prachtvolle Naturkulisse, die Berge und die Wasserfälle sind Spiegelungen des Konzepts des Einklangs, was man in der Stadt oder in dem verwunschenen Fort, das für Kus Hinterhalt zentral ist, nicht findet.

Großes Theater

King Hus Kinos ist eines, das auf eine lange Tradition verweist, nicht nur in der Literatur, sondern auch im Theater. Räume sind Spiegel der Emotionen sowie des Zustands einer Welt, in der niemand der ist, für den er sich ausgibt, und bei der man nur mit einer List seinen Gegner besiegen kann (oder sich zumindest einen entscheidenden Vorteil verschaffen kann). Die Kämpfe folgen einer kunstvollen Dramaturgie, sodass Szenen wie beispielsweise der Kampf im Wald oder das Finale alleine stehen können. In diesen Teilen des Filmes zeigt sich Hus Talent am Schneidetisch sowie die sensible Kameraführung Hua Huiyings, die den sich verändernden Gemütszustands der Figuren hervorheben sowie die immer wieder auftretenden Kontraste von Maskierung und Enthüllung, von List und Wahrheit. Ein Hauch von Zen kann man als Unterhaltungsfilm sehen, doch dabei entgeht einem die hohe Kunst eines King Hu, der sich fragt, warum genau diese Menschen den Einklang mit sich und der Welt verloren haben und seinen Zuschauer Teil haben lässt an den Kämpfen dieser Figuren, die keine andere Wahl haben, als eine weitere List anzuwenden, wenn sie überleben und ihre Welt retten wollen.

Credits

OT: „Hsia Nu“
IT: „A Touch of Zen“
Land: Taiwan
Jahr: 1971
Regie: King Hu
Drehbuch: King Hu
Musik: Wu Daijang, Tai Kong Ng
Kamera: Hua Huiying, Zhou Yesing
Besetzung: Hsu Feng, Shih Jun, Pai Ying, Roy Chiao, Han Yin-Chieh, Han Hsue

Bilder

Trailer

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Ein Hauch von Zen
fazit
„Ein Hauch von Zen“ ist einer der besten wuxia-Filme und zugleich ein großes Werk von Regisseur King Hu. Ein großes Drama um Täuschung, List und die Suche nach Einklang wird dem Zuschauer geboten, der gar nicht einmal bemerken wird, wie schnell drei Stunden umgehen können.
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