Master Gardene
© Leonine

Master Gardener

„Master Gardener“ // Deutschland-Start: 6. Oktober 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Mit viel Hingabe kümmert sich Narvel Roth (Joel Edgerton) um den Garten der wohlhabenden Witwe Norma Haverhill (Sigourney Weaver). Sie schätzt seine Arbeit, der er gewissenhaft nachgeht. Sie schätzt sie so sehr, dass sie ihm die Aufgabe anvertraut, ihre Großnichte Maya Core (Quintessa Swindell) unter seine Fittiche zu nehmen. Ihr soll er alles beibringen, was er weiß und gelernt hat. Schließlich soll sie eines Tages das historische Anwesen Gracewood Gardens übernehmen, damit dieses in der Familie bleiben kann. Einfach ist das nicht, da Maya zunächst nur wenig Interesse für das Thema aufbringt. Dafür hat sie umso mehr Interesse an Roth selbst. Dabei ahnt sie jedoch nicht, worauf sie sich einlässt, hat der schweigsame Gärtner doch ein Geheimnis, das er mit niemandem teilen will …

Zeit für ein neues Leben

Nachdem er in den 2010er Jahren zunächst lauter Filme gedreht hatte, die irgendwo zwischen Mittelmaß und Schund rangierten, dürften die meisten Paul Schrader bereits aufgegeben haben. Umso beeindruckender ist, was der legendäre US-amerikanische Regisseur und Autor im Anschluss vorgelegt hat. Mit seinem Drama First Reformed über einen Pfarrer, der in eine Glaubenskrise schlittert, feierte er ein beachtliches Comeback. Und auch sein Thrillerdrama The Card Counter über einen Kartenspieler mit krimineller Vergangenheit war sehr sehenswert. Diese Reihe setzt er mit Master Gardener fort, einem weiteren Thrillerdrama über einen kaputten Mann, der sich ein neues Leben aufbauen will.

Die Vergangenheit ist diesmal besonders hässlich. Genauer erzählt Schrader, der auch das Drehbuch geschrieben hat, von einem Ex-Neonazi. Dieser ist irgendwann ausgestiegen, als es selbst ihm zu viel wurde. Mehr noch, er hat seine ehemaligen Gesinnungsgenossen verraten und hat im Rahmen des Zeugenschutzprogramms eine neue Identität angenommen. Dass ein solcher brutaler Mann nun ausgerechnet zarte Blümchen versorgt, wirkt schon etwas grotesk. Auch dass ausgerechnet Maya ihm nahekommt, eine dunkelhäutige Frau, die nur etwa halb so alt ist wie er, dürfte für irritierte Blicke sorgen. Master Gardener ist letztendlich ein Film über jemanden, der tatsächlich von vorne anfängt und sich neu erfindet. Zum Teil zumindest, die großen Tätowierungen auf seinem Oberkörper zeugen nach wie vor von seiner Vergangenheit – auch weil er sich dieser wohl bewusst sein will.

Schauspielerisch stark

Das klingt nach einem Plädoyer für zweite Chancen. Und zumindest streckenweise kann man den Film auch in diese Schublade stecken. Wobei Schrader das nicht in ganz so viele Worte packt, wie es andere da getan haben. Das Thema rückt auch nie so sehr in den Mittelpunkt, wie es beispielsweise bei Home der Fall war, wo der Protagonist Schwierigkeiten hat, nach 17 Jahren, die er wegen der Tötung einer Frau im Gefängnis verbracht hat, zurück in den Alltag zu finden. Dafür gibt es in Master Gardener auch zu wenig Alltag. Das luxuriöse Anwesen wirkt wie aus einer fremden Welt. Dann und wann bricht zwar das reale Leben ein, beispielsweise durch Mayas Drogengeschichten. Dennoch hat das hier von einer Parallelwelt, regiert von einer älteren Frau, aus der man selbst nie ganz schlau wird. Denn auch bei ihr spart Schrader mit Worten.

Manchen wird das zu wenig sein. Das Thrillerdrama, welches bei den Filmfestspielen von Venedig 2022 Premiere feierte, überlässt es immer wieder dem Publikum, die Ereignisse und Figuren selbst einzuordnen. Das darf man anregend finden, alterativ etwas nichtssagend. Und auch die Wiederholung mancher Themen führt dazu, dass Master Gardener nicht ganz das Niveau der beiden vorangegangenen Filme von Schrader halten kann. Für sich genommen ist das alles dennoch sehenswert. Gerade die hochkarätige Besetzung, die selbst aus der Sprachlosigkeit eine Menge herauszieht, trägt dazu bei, dass sich ein Abstecher in diesen Garten lohnt. Man muss nur Geduld mitbringen und die Bereitschaft selbst etwas zu arbeiten.

Credits

OT: „Master Gardener“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Paul Schrader
Drehbuch: Paul Schrader
Musik: Devonté Hynes
Kamera: Alexander Dynan
Besetzung: Joel Edgerton, Sigourney Weaver, Quintessa Swindell, Esai Morales

Bilder

Trailer

Filmfeste

Venedig 2022

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Master Gardener
fazit
„Master Gardener“ mag nicht ganz die Klasse der vorherigen Filme von Paul Schrader halten. Für sich genommen ist das Thrillerdrama um einen ausgestiegenen Ex-Neonazi, der nun als Gärtner arbeitet, aber durchaus sehenswert. Vor allem das starke Ensemble trägt dazu bei, dass die Geschichte trotz gelegentlicher Leerstellen einiges zu erzählen hat.
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