Wolfswinkel TV Fernsehen Das Erste ARD Streamen Mediathek
© WDR/zischlermann/Simone Weigelt

Wolfswinkel

Wolfswinkel TV Fernsehen Das Erste ARD Streamen Mediathek
„Wolfswinkel“ // Deutschland-Start: 29. März 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Melanie (Annett Sawallisch) mag es gern, wenn es ruhig ist und sie in Harmonie mit allen anderen leben kann. Normalerweise geht das ganz gut, in dem kleinen Dorf in Brandenburg passiert nicht viel. Das ändert sich aber, als über Nacht eine Straße verschwindet, die auch Mahnmal war an die Vergangenheit im Dritten Reich. So richtig Ärger gibt es aber, als Lydia (Claudia Eisinger) zurück ins Dorf kommt. Die war mal als Schauspielerin gefragt, inzwischen verdient sie ihr Geld als Influencerin, die mit rechten Parolen ihr Publikum sucht. Dem will die Grundschullehrerin Anja (Alina Levshin) nicht tatenlos zusehen und tut alles, um den Einfluss zurückzudrängen. Während Bürgermeister Elivis Neumann (Jörg Schüttauf) die Hände in den Schoß legt und mit all dem nichts zu tun haben will, steht Melanie plötzlich zwischen den Fronten. Schließlich waren sie, Lydia und Anja einmal beste Freundinnen …

Zwischen Kampf und Ignoranz

Wenn uns Filme in kleine Dörfer mitnehmen, kann dort alles Mögliche geschehen. Mal begegnen wir dem Bösen an sich, viele Horrorfilme nutzen ein solches Setting, um irgendwelche Monster oder Höllenkreaturen heraufzubeschwören. Es gibt zahlreiche Komödien, gerade auch im Culture-Clash-Bereich. Und auch die Heimatfilm-Richtung ist gut bestückt, wenn etwa beim Dauerbrenner Frühling ständig tragische Geschichten erzählt werden. Bei dem TV-Film Wolfswinkel ist das etwas anders. Genauer weiß man bei der ARD-Produktion über längere Zeit nicht, welches Genre das eigentlich sein soll, wenn mehrfach hin und her gesprungen wird und irgendwie nichts wo wirklich passt.

So ist zunächst der humoristische Part stärker ausgeprägt. Irgendwie ist es schon komisch, was da in der Provinz Brandenburgs so vor sich geht. Verbunden wird dies mit Figuren, die schon mal etwas überzeichnet sind. Doch was als Dorf-Satire hätte funktionieren können, entdeckt im weiteren Verlauf seinen Ernst, wenn es um die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte geht. Dabei werden in Wolfswinkel die verschiedenen Möglichkeiten durch die drei Protagonistinnen symbolisiert. Während Anja bewusst die Vergangenheit wiederaufleben lassen will, verfolgt Lydia die Strategie der Idealisierung. Negative Aspekte werden ausgeblendet, abgestritten und ins Reich der Legenden verbannt, Und dann ist da noch eben Melanie, die mit dem ganzen Grand nichts zu tun haben will. Bei ihr soll alles nett sein.

Zu mutlos geblieben

Das ist nicht unbedingt die originellste und nuancenreichste Figurenzeichnung. Tatsächlich hat Drehbuchautorin Scarlett Kleint kein Problem mit der Verwendung von Stereotypen. Warum zum Beispiel so viele Leute den Parolen Lydias verfallen, wird nie wirklich klar. Ihre Jünger sind nie mehr als aggressive Idioten, die schon mal brutal werden können. Die Sympathien sind dabei auch klar verteilt. Anja mag zuweilen etwas nerven, ist aber die Gute, während Lydia keinerlei moralische Skrupel hat und alles für Likes tun würde. Ob sie diese Heimat-Sprüche ernst meint, wird dabei auch nicht wirklich klar. Wolfswinkel beschreibt sie als Opportunistin, bei den Überzeugungen darf man spekulieren. Interessanter sind da schon Melanie und die mit ihr verbundene Frage, inwieweit man sich aus solchen Konflikten heraushalten kann und darf.

Hauptdarstellerin Annett Sawallisch ist dabei sehenswert, auch der Rest des Ensembles erledigt seine Aufgaben. Letzten Endes bleibt der Film aber, trotz wichtiger Themen, irgendwie nichtssagend. Auch die Eskalation bleibt unter ihren Möglichkeiten. Zwar geschieht da mit der Zeit immer mehr, zwischenzeitlich steht Wolfswinkel sogar kurz davor, zu einem Thriller zu werden. Ganz so weit wollte man dann aber doch nicht gehen. Insgesamt ist der Film zu zaghaft und mutlos, will selbst parallel zur Melanie nicht wirklich anecken. Während diese aber im Laufe der anderthalb Stunden eine Wandlung durchmacht, endet die Geschichte einfach irgendwie. Das ist zwar nicht unpassend, eine einfache Lösung wäre irgendwie unangemessen gewesen. Es lässt einen aber wie so einiges hier ratlos zurück.

Credits

OT: „Wolfswinkel“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Ruth Olshan
Drehbuch: Scarlett Kleint
Musik: Ulrich Reuter
Kamera: Katharina Dießner
Besetzung: Annett Sawallisch, Claudia Eisinger, Alina Levshin, Robert Höller, Lisa-Marie Koroll, Jörg Schüttauf, Jonathan Lade, Grzegorz Stosz

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Wolfswinkel
fazit
„Wolfswinkel“ nimmt uns mit in ein kleines Dorf, wo eine rechte Influencerin und eine Grundschullehrerin aneinandergeraten und eine Polizistin hilflos dazwischen steht. Der Film hat sicherlich interessante Themen, bleibt aber mutlos und stereotyp, will sich selbst beim Genre nicht wirklich festlegen.
Leserwertung64 Bewertungen
3.9
6
von 10