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Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi: Der Angriff

Sonderlage Ein Hamburg-Krimi
„Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi: Der Angriff“ // Deutschland-Start: 14. Februar 2023 (RTL)

Inhalt / Kritik

Es ist ein schwieriger Fall, den Verena Klausen (Henny Reents) da zu verantworten hat. An den Hamburger Landebrücken ist eine Bombe detoniert und forderte viele Opfer, weitere Anschläge wurden bereits angekündigt. 200 Millionen Euro verlangt der Erpresser, sonst kommt es zu weiteren Explosionen. Die von Klausen geleitete Sondereinheit soll weitere Katastrophen verhindern, versucht einerseits den Unbekannten hinzuhalten, während sie gleichzeitig ausschwärmt und nach Spuren sucht. Doch nicht nur die Zeitnot und der große Druck sorgen für Spannungen innerhalb des Teams. Die Leiterin muss zudem dafür kämpfen, überhaupt ernstgenommen zu werden. Immer wieder wird ihre Autorität von Hintermännern untergraben …

Neue Krimireihen

Bei RTL will man nicht länger tatenlos zusehen, wie die Konkurrenz den fetten Krimikuchen unter sich aufteilt. Mit selbstproduzierten Titeln will man auch bei der Zielgruppe punkten, die regelmäßig den öffentlich-rechtlichen Sendern Traumquoten beschert. Und so gehen in direkter Folge zwei potenzielle neue Krimireihen an den Start, die bei entsprechendem Erfolg ausgebaut werden sollen. Den Auftakt markierte dabei Dünentod – Ein Nordseekrimi nach den Büchern von Sven Koch. Los ging es mit dem mehr oder weniger klassischen Rätselkrimi Das Grab am Strand, bevor es im zweiten Teil Tödliche Falle actionreicher wurde. Direkt im Anschluss wird Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi an den Start gelassen, ebenfalls mit zwei Folgen in Spielfilmlänge. Mit Der Angriff wird der Startschuss gegeben, die Woche drauf wird Das Kind wird sterben ausgestrahlt.

Die neue Reihe will dabei in eine etwas andere Richtung gehen, als man es von vielen Krimireihen kennt. Genauer rühmt man sich hier damit, besondere Ausnahmesituationen bei der Polizeiarbeit zu zeigen und diese auch unter Einbeziehung der Behörden akkurat wiederzugeben. Wer deshalb eine dokumentarisch-nüchterne Ausrichtung erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi: Der Angriff ist dann doch vielmehr typisch reißerische Standardkost, die mit hochtrabender Musik und viel Kameraarbeit die Spannung geradezu erpressen will. Dazu gehört auch ein hohes Tempo, wenn es in den anderthalb Stunden quasi keine Ruhepause gibt. Das Adrenalin soll schießen, bis zum großen Finale.

Zu plakativ und oberflächlich

Dazu wird dann auch innerhalb des Teams viel Druck gemacht. Tatsächlich kündigt Klausen gleich zu Beginn an, dass ein rauer Ton herrschen wird, den aber niemand persönlich nehmen solle. Ganz so weit kommt es trotz der Ankündigung nicht, Konflikte innerhalb des Teams werden ausgespart. Vielmehr ist Drehbuchautor Norbert Eberlein daran gelegen, die Kämpfe mit einem patriarchischen System aufzuzeigen. Einer der wenigen Momente, in denen Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi: Der Angriff Einblick in das Privatleben der Protagonistin gewährt, ist bei der Thematisierung ihrer Fehlgeburt. Mit dem Fall hat das nichts zu tun. Es wird lediglich als eine Art Waffe gegen sie genutzt – und vom Drehbuch zur Verdeutlichung, wie unglaublich hart die Protagonistin ist. Interessanter wird sie damit nicht. Allgemein darf man von den Figuren nichts erwarten: Innerhalb des gebotenen Raums ist kein Platz zur Entfaltung.

Am ehesten fällt noch der Gegenspieler auf. Das ist hier aber nicht als Kompliment gedacht: Offensichtlich war man der Ansicht, dass ein Bomben verteilender Wüterich besonders furchteinflößend wirken soll. Er ist nicht nur wegen seines bescheuerten Motivs aber vielmehr unfreiwillig komisch, was auch auf andere Stellen des Films zutrifft. Interessanter ist da schon das Zusammenspiel der verschiedenen Abteilungen, wenn auf allen Kanälen nach einer Lösung gesucht wird. Im Vergleich zum französischen Thriller November, bei dem es um die abteilungsübergreifende Jagd auf die Hintermänner der Paris-Anschläge geht, ist die deutsche Ausgabe jedoch zwei Klassen schlechter. Das ist hier den eigenen Behauptungen zum Trotz einfach zu dick aufgetragen und zu plakativ. Man hat hier einfach nicht das Gefühl, an einem tatsächlichen Fall teilzunehmen. Und gerade das Finale, bei dem man richtig auftrumpfen könnte, ist sehr plötzlich vorbei.

Credits

OT: „Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi: Der Angriff“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Andreas Senn
Drehbuch: Norbert Eberlein
Musik: Florian Tessloff, Raffael Seyfried
Kamera: Michał Grabowski
Besetzung: Henny Reents, Annette Paulmann, Lasse Myhr, Georg Bütow, Sven Gerhardt, Frederik Schmid, Özgür Karadeniz, Banafshe Hourmazdi, Zoe Valks, Yasin Boynuince, Ivar Wafei

Bilder



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Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi: Der Angriff
fazit
Zwar soll die Reihe betont nahe an der Realität sein. An einer dokumentarischen Ausarbeitung hat man bei „Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi: Der Angriff“ dennoch wenig Interesse. So ist der Thriller um einen Bombenleger betont reißerisch umgesetzt und wird an manchen Stellen dadurch unfreiwillig komisch.
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