Angela’s Ashes Die Asche meiner Mutter
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Die Asche meiner Mutter

Angela’s Ashes Die Asche meiner Mutter
„Die Asche meiner Mutter“ // Deutschland-Start: 2. März 2000 (Kino) // 23. Februar 2018 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In den 1930er Jahren ist das Leben in Brooklyn für viele Einwandererfamilien alles andere als einfach. Armut, Arbeitslosigkeit und die schlimmen hygienischen Zustände bestimmen den Alltag von Angela McCourt (Emily Watson) und ihrem Ehemann Malachy (Robert Carlyle). Als dann auch noch ihre gerade einmal ein paar Tage alte Tochter stirbt, beschließen sie, zusammen mit ihren vier Söhnen, zurück in ihre Heimat Irland zu gehen und für eine Weile bei Malachys Schwiegermutter zu leben. In Limerick angekommen, stellt sich recht schnell heraus, dass auch das Leben in der Heimat nicht einfach werden wird, denn das Haus der Schwiegermutter ist bereits voll, sodass sie in eine Ein-Zimmer-Wohnung umziehen müssen. Als Nordire hat es Malachy zudem schwer eine Arbeit zu finden und wird von den anderen Bewohnern der Stadt teilweise wie ein Aussätziger behandelt, was ihn immer mehr in die Alkoholsucht treibt und das Elend der Familie verstärkt. Immer mehr sieht sich Frank (Joe Breen, später Ciaran Owens und Michael Legge) als der Mann im Haus, der Verantwortung für seine jüngeren Brüder übernehmen muss und zusammen mit seiner Mutter zusehen muss, dass die Familie zumindest etwas zu essen hat und die kleine Wohnung notdürftig beheizt ist. Als dann noch ein weiterer Sohn geboren wird, macht dies die Situation nicht unbedingt einfacher.

Als Frank älter wird, lernt er Limerick und seine Bewohner immer mehr zu schätzen, umgibt sich mit einer Clique von Schulfreunden, mit denen er viele Streiche ausheckt, das andere Geschlecht kennenlernt sowie das Kino und die Literatur. Parallel wird die Stimmung zwischen seine Eltern immer schlimmer, denn als sein Vater auch nach das letzte Geld vertrinkt und von seiner Arbeit in England kein Geld an seien Familie schickt, wird deutlich, dass sie auf sich alleine gestellt sind. Während Angela alles versucht, damit ihre Kinder ein Dach über dem Kopf haben und es ihnen an nichts mangelt, sieht sich Frank in der Situation, seinen Beitrag zu leisten, damit er seine Mutter entlastet, doch das ist gar nicht so einfach.

Eine irische Kindheit und Jugend

Als 1996 der irische Autor Frank McCourt mit Die Asche meiner Mutter den ersten Teil seiner Autobiografie veröffentlichte, wurde das Buch schon nach kurzer Zeit zu einem künstlerischen wie auch kommerziellen Erfolg, was in der Ehrung mit dem Pulitzerpreis 1997 kulminierte. Es sollte daher nicht lange dauern, bis eine Verfilmung des Buches in der Planung war, wobei Alan Parker (Evita, Das Leben des David Gale) die Regie zugesprochen wurde. Vor allem Leser und Liebhaber des Buches werden jedoch ihre Probleme haben mit dieser zwar in weiten Teile werktreuen, aber der Vorlage weit unterlegenen Verfilmung.

In Die Asche meiner Mutter will der Autor eine „unglückliche, irische, katholische Kindheit“ und Jugend erzählen, die zwar die des Autors ist, aber zugleich wie die Blaupause eine Lebensgeschichte vieler seiner Zeitgenossen anmutet. Diese Aussage stellt erzählerisch wie auch ästhetisch die Weichen für die Geschichte, die schon nach wenigen Minuten die Vereinigten Staaten verlässt und die McCourts wieder in Irland sieht – eine symbolische Niederlage, vor allem für den „Ernährer“ der Familie, der diese Schande den ganzen Film über nicht mehr ablegen wird. Anstatt auf die Erzählerstimme, die von diesem Moment an nur noch sporadisch aufblitzt, verlässt sich Parker auf die Bilder von Kameramann Michael Seresin sowie auf Aspekte wie Ausstattung und Kostüme, welche das Elend der Familie im Slum Limericks darstellen sollen, wobei der ewige Regen wie ein Metronom für die nicht enden wollende Armut wirkt. Ästhetisch wie auch narrativ tritt der Film sich an diesen Punkten immer wieder im Kreis, suhlt sich teils sogar in diesem Elend und dessen Darstellung, was ihn an vielen Stellen recht platt wirken lässt, so als hätten Regie und Drehbuch zwar das Buch imitiert, aber nicht verstanden, was seine Wirkung ausmacht.

Zwischen Katholizismus, Tradition und dem Wunsch nach Freiheit

Von der Vorlage ausgehend, werden konsequent auch die Säulen dieser Lebensgeschichte, nämlich der Wunsch nach Freiheit, die Tradition und der Katholizismus, oder generell die Religion, innerhalb der Geschichte wiederholt aufgezeigt. Teils wirkt dies wie eine Szene aus Oliver Twist, wenn die strengen, teils polemisch daherredenden Schulmeister McCourts gezeigt werden oder Versuche Angelas bei diversen Institutionen um ein paar Almosen zu bitten. Bisweilen wirkt dies sogar wie ein Klischee, wenn Robert Carlyle in seiner Rolle als Franks Vater laut irische Lieder grölend durch die Straßen zieht und dabei den stereotypen irischen Trunkenbold mimt. Das Elend und die Not wiederholen sich, werden zu einer Spirale, die letztlich sogar die hellen Seiten überdecken, was bei einer Laufzeit von über zwei Stunden irgendwann auch redundant und zum Klischee wird.

Bezogen auf seine Darsteller hat sich der Film kaum etwas vorzuwerfen, auch wenn einige von ihnen sich kaum aus dem engen Korsett der Stereotypen befreien können. Als jugendlicher Frank McCourt ist Michael Legge eine gute Besetzung, vor allem, wenn er den Drang nach einem Ausbruch aus diesem Teufelskreis der Armut, der Not und letztlich auch der Familie ausdrückt. Als Franks Eltern setzen Emily Watson und Robert Carlyle leider nur wenige Akzente, weil sie die Inszenierung und die Rolle an sich zum Klischee verdammt. Bedenkt man, was eine Darstellerin wie Watson unter der Regie von Lars von Trier in Breaking The Waves zeigen kann und das bei einigen thematischen Parallelen, ist Die Asche meiner Mutter im Vergleich oberflächlich.

Credits

OT: „Angela’s Ashes“
Land: Irland, UK
Jahr: 1999
Regie: Alan Parker
Drehbuch: Laura Jones, Alan Parker
Vorlage: Frank McCourt
Musik: John Williams
Kamera: Michael Seresin
Besetzung: Emily Watson, Joe Breen, Ciana Owens, Michael Legge, Robert Carlyle, Ronnie Masterson, Pauline McLynn

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2000 Beste Musik John Williams Nominiert
BAFTA 2000 Beste Hauptdarstellerin Emily Watson Nominiert
Beste Kamera Michael Seresin Nominiert
Bestes Szenenbild Geoffrey Kirkland Nominiert
Golden Globes 2000 Beste Musik John Williams Nominiert

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Die Asche meiner Mutter
fazit
Die Verfilmung von „Die Asche meiner Mutter“ ist eine zwar werkgetreue Verfilmung, indem sie die Bilder und Szenen des Buches imitiert, doch versteht sie nicht, was der Kern der Vorlage eigentlich ist und deren Reiz ausmacht. Alan Parker zeigt über zwei Stunden lang Elend, Not und viele Klischees, die bereits Schulkinder mit Irland verbinden, und verabschiedet sich selten von ihnen und vollbringt sogar das problematische Kunststück, dass für den Zuschauer diese Not in gewisser Weise konsumierbar wird.
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