Prenzlauer Berginale die Zweite
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Prenzlauer Berginale – Die Zweite

„Prenzlauer Berginale – Die Zweite“ // Deutschland-Start: 7. Oktober 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Die Filmarchive einer Stadt horten meist viel Schätze, die man nur unter großem Zeitaufwand und nach entsprechender Restauration findet, welche aber einen großen Wert haben, wenn es darum geht, die Geschichte einer Kultur zu erzählen. In diesem Kontext ist auch ein Festival wie die Prenzlauer Berginale zu verstehen, welches bereits seit mehreren Ausgaben eben solche Filmschätze nicht nur findet, sondern sie auch einem Publikum in unterschiedlichen Berliner Kinos zeigt. Der Erfolg gibt den Veranstaltern des Festivals recht, denn alleine die Vorstellungen für die insgesamt sechste Ausgabe, die im September 2022 anlief, waren schnell ausverkauft und erfreuten sich großer Beliebtheit. Doch auch über die Stadtgrenzen Berlins hinaus kann man sich als Filmliebhaber ein Bild vom Festival machen, denn schon dank einer Kollaboration mimt absolutMedien gibt es seit kurzem die zweite Ausgabe von Prenzlauer Berginale zu erwerben, die einen Eindruck von der Bandbreite des kleinen, aber feinen Festivals vermittelt.

Wie bereits bei dem Vorgänger wurden eine ganze Reihe von Filmen, kurzen wie mittellangen Dokumentation aus verschiedenen Jahrzehnten vereint, welche die facettenreiche Geschichte Berlins, mit besonderem Schwerpunkt auf den Bezirk Prenzlauer Berg, erzählen. Die DVD, herausgegeben von Stephan Müller, zeigt dabei ganz unterschiedliche Filme, aus sehr unterschiedlichen Archiven wie auch zeitlichen Hintergründen. So erzählt Rainer Pavel in seiner mittellangen Dokumentation Ein Haus am Prenzlauer Berg aus dem Jahre 1980 am Beispiel eines bestimmten Wohnhauses die Geschichte seiner Bewohner und ihrer Schicksale, während als zweiter Beitrag Holger Vollbrechts die Sprengung des Gasometers festhält, als letzte Erinnerung an ein Bauwerk, welches nur wenige Minuten später auf immer verschwunden ist und in den Bildern dieses kurzen Filmes weiterlebt. Jedoch sind es auch private Momente wie in Guten Tag, wir möchten heiraten oder der Einblick in einen Prozess gegen eine Gruppe homosexueller Männer in In Sachen H. und acht anderer von Richard Cohn-Vossen, welche einen Aspekt der bewegten Geschichte der Hauptstadt beleuchten.

Wo sich Gegenwart und Vergangenheit treffen

Auch wenn man stilistisch mit einigen der Beiträge nichts wird anfangen können, gibt es keinen Film, der nicht interessant wäre in Prenzlauer Berginale – Die Zweite und wegen dem man die insgesamt 195 Minuten Laufzeit nicht auf sich nehmen würde. Natürlich gibt es einige Highlights, beispielsweise die beiden Dokumentation Richard Cohn-Vossens über den bereits erwähnten Prozess oder über das Leben von Nachtarbeitern in der Hauptstadt. Auch Peter Petersens Film über die Geschichte des Kollwitz-Platzes gehört zu jenen Dokumentationen, die Eindruck beim Zuschauer hinterlassen, alleine schon wegen der Wahl des Blickwinkels und der Gesprächspartner, die der Regisseur befragt und welche bereitwillig über verschiedenen Phasen der Veränderungen eines bekannten Platzes wie dem Kollwitz-Platz Auskunft geben.

Der Wert dieser bunten Collage an Eindrücken und Stimmungen zeigt sich vor allem im Nachdenken über einzelne Bilder oder in bestimmten Momenten, die wie ein Echo auf heutige Zeiten wirken. Neben der allgegenwärtigen Vergänglichkeit von Bauwerken, dem Prinzip der Nachbarschaftlichkeit, was man in diesem Maße, wie es die einzelnen Filme zeigen, nicht mehr antrifft, oder in einzelnen Aussagen findet sich dieser Bezug zur Gegenwart. So heißt es an einer Stelle, dass man das Wohnungsproblem bald gelöst habe, dass man die Vielfalt der kleinen Läden den großen Einkaufszentren bevorzuge oder eben, dass die Diversität eines Bezirkes wie dem Prenzlauer Berg sehr schätze, was in Zeiten von Gentrifizierung und der Wohnungsnot wie eine nostalgisch machende Erinnerung wirkt.

Credits

OT: „Prenzlauer Berginale – Die Zweite“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Rainer Pavel, Holger Vollbrecht, Peter Petersen, Richard Cohn-Vossen, Peter Welz, Horts Mempel, Hannes Stöhr, Marcel Neudeck
Drehbuch: Irina Liebmann, Peter Petersen, Steffi Sefzig, Richard Cohn-Vossen
Musik: Reinhard Lakomy, Kurt Zander, Klaus Lenz, Girolamo Frescobaldi, Housemeister
Kamera: Klaus Manzek, Gerhard Lakomy, Christian Lehmann, Rudolf Schemmel

Bilder

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Prenzlauer Berginale – Die Zweite
fazit
„Prenzlauer Berginale – Die Zweite“ ist eine interessante und bisweilen sehr unterhaltsame Sammlung an sehr unterschiedlichen Dokumentation über den bekannten Bezirk in Berlin. Die 195 Minuten vergehen recht schnell, auch wenn man auf den ein oder anderen Beitrag hätte verzichten können.
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