Louis Armstrongs Black and Blues Apple TV+
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Louis Armstrong’s Black & Blues

„Louis Armstrong’s Black & Blues“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2022 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

Biografien, besonders wenn sie die betreffenden Menschen selbst geschrieben haben, liegt oftmals das Vorurteil zugrunde, dass sie geschönt sind oder bestimmte Aspekte eines Lebens, an die man eben nicht erinnert werden will, ausklammern. Während es naturgemäß dem Verfasser obliegt, welche Facetten eines Lebens erwähnt werden sollen, ergeben solche Erzeugnisse ein fehlerhaftes oder lückenhaftes Bild eines Menschen ab, was man auch in vielen der sehr populären Biopics sehen kann, die des Öfteren oberflächlich sind oder gar von den Künstlern selbst diskreditiert werden. In vielen Fällen ist jedoch auch die Ausgangslage sehr schwierig, weil man wenig bis gar keine Informationen über einen Menschen mehr erhält oder diejenigen, die sich noch an diesen erinnern könnten, nicht mit einem reden wollen. Von daher hatte Regisseur und Journalist Sacha Jenkins eine geradezu ideale Ausgangslage, als er die Produktion zu seiner für Apple TV+ produzierten Dokumentation Louis Armstrong’s Black & Blues begann und man ihm seitens der Familie des bekannten Musikers dessen Archiv zur Verfügung stellte, welches Armstrong selbst pflegte und stets erweiterte. Diese hunderte von Stunden von Aufnahmen, die tagebuchähnlich die Gedanken und Gespräche des Musikers dokumentieren, bilden dann auch das Fundament eines Filmes, der sowohl die guten als auch die bösen und hässlichen Seiten, wie es Louis Armstrong selbst in einer der vielen Aufnahmen beschreibt, beleuchten will.

Daneben sind es die für eine solche Dokumentation üblichen Quellen, welche Black & Blues auszeichnen. Von Archivaufnahmen, beispielsweise von Interviews Armstrongs oder anderen Auftritten, bis hin zu Gesprächen mit Zeitzeugen oder Musikerkollegen bringt Jenkins eine Vielzahl unterschiedlicher Stimmen und Sichtweisen in seiner Dokumentation unter, die mit 106 Minuten Laufzeit mehr als gründlich vorgeht. Während ein chronologischer Abriss des Lebens Armstrongs die Struktur vorgibt, hält der Film immer wieder an bestimmten Schauplätzen oder Kapitel der Karriere ein und lässt sich Zeit, wenn es beispielsweise um eine Exkursion des Nachtlebens von New Orleans geht oder den Leinwandauftritten Armstrongs und wie dieser überhaupt über Hollywood dachte. So wird dem Zuschauer noch einiges mehr geboten als „nur“ das Leben eines einflussreichen Musikers und Menschen, denn über allem steht ein Beobachter seiner Zeit und seiner selbst, der ebenso ironisch wie auch kritisch sein konnte.

Elektrische Virtuosität

Über allem steht natürlich auch die Musik Armstrongs, der entscheidend die Musikgeschichte mitprägte und das in einer Zeit, in der Afroamerikaner in den USA noch wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Die langen Sequenzen, welche das Spiel dieses Menschen zeigen, sind im Kontext von Black & Blues als Metaphern zu verstehen, als Verweis auf einen inneren Gemütszustand, der danach schreit, noch mehr aufzubegehren und für sich und seine Mitmenschen eben jene Freiheit zu erlangen, die bereits in den Noten zum Ausdruck kommt. Die „elektrische Virtuosität“, die Jazz-Musiker Wynton Marsalis seinem Kollegen Armstrong bescheinigt, wirkt nicht nur wie eine formale Meisterleistung, sondern ebenso als ein emotionaler Befreiungsschlag, der Armstrongs Spiel und seinem Gesang jene Kraft gibt.

Neben der Musik muss man auf die bereits erwähnten Aufnahmen zurückkommen, welche Jenkins klugerweise in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt. Sie ergeben das Bild eines Menschen, der sich in einer politisch-gesellschaftlich schwierigen Zeit eine Würde erhielt, die ihn scheinbar unantastbar gemacht haben, und ebenso von jemandem, der darauf bedacht war, sein eigenes Bild nicht zu retuschieren oder zu verfälschen, weder von sich selbst noch von anderen.

Credits

OT: „Louis Armstrong’s Black & Blues“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Sacha Jenkins
Musik: Terence Blanchard
Kamera: Edward Lachman

Bilder

Trailer

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Louis Armstrong’s Black & Blues
fazit
„Louis Armstrong’s Black & Blues“ ist eine faszinierende Dokumentation über den großen Louis Armstrong, sein Leben und seine Musik. Sacha Jenkins nutzt seine ausgezeichnete Quellenlage für ein vielseitiges Porträt dieses Menschen, der den Jazz wie auch viele andere Musikrichtungen entscheidend mitprägte und der sich in einer schwierigen Zeit Würde und Anstand erhielt.
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