München 2005
© Universal Pictures/DreamWorks

München (2005)

München 2005
„München“ // Deutschland-Start: 26. Januar 2006 (Kino) // 4. Januar 2007 (DVD)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hätten die Olympischen Sommerspiele 1972 ein Anlass sein sollen, dass die ganze Welt zusammenkommt. Doch das sportliche Großereignis wird bald durch einen Terroranschlag überschattet, bei dem eine palästinensische Terrorgruppe elf Israelis ermordet. Das will die israelische Regierung nicht auf sich beruhen lassen: Aus Rache sollen dafür Palästinenser getötet werden, die an dem Massaker beteiligt waren. Der junge Mossad-Agent Avner Kaufman (Eric Bana) soll Teil dieser Mission werden und gemeinsam mit seinem Team – Steve (Daniel Craig), Robert (Mathieu Kassovitz), Carl (Ciarán Hinds) und Hans (Hanns Zischler) – die designierten Ziele ausfindig machen. Dieser ist von der Mission überzeugt. Der Preis ist aber hoch. Je mehr Zeit er und die anderen Männer mit der Jagd verbringen, umso größer werden die Zweifel …

Unterwegs mit einem Killerkommando

50 Jahre ist es inzwischen her, dass es im Rahmen der Olympischen Sommerspiele in München zu einem grauenvollen Massaker kam, das am Ende 17 Menschen das Leben kostete. Wenig überraschend gibt es daher diesen Sommer zahlreiche Versuche, an diesen Vorfall zu erinnern. Auch im Fernsehen wird das Thema fleißig aufgegriffen, sei es mit diversen Dokumentationen oder auch der Thrillerserie Munich Games, bei der anlässlich des Jahrestages die Furcht vor einem neuen Anschlag herrscht. In dieser Kollektion darf München natürlich nicht fehlen. Dabei erzählt Regisseur Steven Spielberg weniger von dem Terrorakt an sich. Stattdessen widmet sich sein Film einem Killerkommando, das in Folge dem Motto „Auge um Auge“ folgend Drahtzieher und andere Verantwortliche der Anschläge liquidieren wollte.

Das Ergebnis ist ein Film, der sicher zu den umstrittensten im Gesamtwerk des Blockbuster-Regisseurs zählt. Prinzipiell waren die Kritiken gut. Es gab sogar fünf Oscar-Nominierungen, darunter für den besten Film und die beste Regie. Gleichzeitig hagelte es an Vorwürfen aus den unterschiedlichsten Ecken. Die einen bemängelten, dass München nicht übermäßig wahrheitsgetreu war und sich an mehreren Stellen größere Freiheiten herausnahm. Andere waren empört, dass die Mission sehr ambivalent beschrieben wird. Immer wieder zweifeln die Männer an ihrer Aufgabe. Hadern damit, so viele Menschen zu töten und womöglich Unschuldige zu treffen. Das Konzept der Gerechtigkeit wird auf diese Weise bei diesem etwas anderen Rachethriller kontinuierlich hinterfragt. Damit verbunden ist die Frage, ob solche Aktionen überhaupt einen Sinn haben.

Zwischen Spionage-Thriller und Moral-Drama

München wechselt dadurch kontinuierlich zwischen zwei Genres hin und her. Der Film ist einerseits ein Spionagethriller, bei dem wir einer Reihe von Männern während ihrer verschiedenen Attentate folgen. Das ist durchaus spannend, nicht zuletzt, weil sich das Quintett kontinuierlich selbst in Gefahr bringt. Immer mal wieder geraten sie in brenzlige Situationen, bei denen unklar ist, ob sie wieder heil aus der Sache kommen. Verbunden wird dies mit einem stärker auf die Figuren sowie moralische Fragen fokussierten Drama. Die Mischung ist natürlich schon etwas gewagt. Insgesamt geht dieses Wagnis aber auf, auch weil sich Spielberg genug Zeit nimmt: Mit einer Laufzeit von mehr als zweieinhalb Stunden ist die Geschichtsstunde schon ein ziemlicher Brocken.

Manchmal zieht sich der Film in Folge ein wenig, zumal es keine richtige Entwicklung gibt. Aber das ist ja mitunter eine der Aussagen von München: Lässt man sich ein auf diese Gewaltspirale, kommt man aus dieser nicht wieder heraus. Positiv anzumerken ist natürlich das international zusammengesetzte Ensemble, bei dem vor allem auf europäische Schauspieler gesetzt wird. Und auch die Ausstattung kann sich sehen lassen, was bei dem historischen Setting – die Geschichte spielt in den 1970ern – nicht ganz unwichtig ist. Der Film mag aufgrund seines schwierigen Themas nicht zu den beliebtesten Filmen Spielbergs zählen. Es gelingt ihm auch nicht so gut wie in Der Soldat James Ryan das Menschliche in dem Wahnsinn zu finden. Sehenswert ist die Erinnerung an ein Verbrechen und die Suche nach einer passenden Antwort aber ohne Zweifel.

Credits

OT: „Munich“
Land: USA
Jahr: 2005
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Tony Kushner, Eric Roth
Vorlage: George Jonas
Musik: John Williams
Kamera: Janusz Kaminski
Besetzung: Eric Bana, Ciarán Hinds, Daniel Craig, Mathieu Kassovitz, Hanns Zischler, Ayelet Zurer, Mathieu Amalric, Geoffrey Rush

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2006 Bester Film Nominiert
Beste Regie Steven Spielberg Nominiert
Bestes adaptiertes Drehbuch Tony Kushner, Eric Roth Nominiert
Beste Musik John Williams Nominiert
Bester Schnitt Michael Kahn Nominiert
Golden Globes Beste Regie Steven Spielberg Nominiert
Bestes Drehbuch Tony Kushner, Eric Roth Nominiert

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München (2005)
Fazit
Das Thema von „München“ ist interessant, wenn als Reaktion auf das Olympia-Attentat 1972 eine Gruppe von Männern Terroristen jagt und tötet. Es ist aber auch umstritten, wenn der Film diese Rache-Killermission immer wieder hinterfragt und auf diese Weise Spionage-Thriller und Moral-Drama miteinander verbindet.
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