Jonas Deichmann Das Limit bin ich
@ Andre Bavchenkov/Markus Weinberg

Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich

„Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich“ // Deutschland-Start: 19. Mai 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Eine Weltreise? Davon haben viele schon einmal geträumt. Einfach mal alles hinter sich lassen, den Trott und Alltag vergessen, etwas Neues erleben und spannende Leute treffen. Die meisten dürften in dem Zusammenhang aber an eher traditionelle Formen der Reisemöglichkeit denken. Flugzeuge zum Beispiel. Vielleicht auch eine längere Zugfahrt. Jonas Deichmann hält aber nichts von Traditionen, zumindest nicht in diesem Zusammenhang. Stattdessen wählte er etwas aktivere Mittel der Fortbewegung: Er schwimmt, er fährt Rad und er läuft. Das erinnert nicht zufällig an Triathlon, bei denen diese drei Sportarten in dieser Folge ausgeübt werden. Der Unterschied ist nur, dass Deichmann dies einmal rund um die Welt macht.

Eine Reise mit Hindernissen

Ein bisschen erinnert Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich dadurch an die ganzen Dokumentarfilme, bei denen Leute auf etwas abenteuerliche Weise weite Strecken zurücklegen. Verplant – Wie zwei Typen versuchen mit dem Rad nach Vietnam zu fahren zum Beispiel verrät schon in dem Titel, dass das bei den Protagonisten ein wenig anders ablief. Und auch 972 Breakdowns – Auf dem Landweg nach New York war eine dieser Reisedokus, bei der man sich immer wieder an den Kopf griff, weil das eigentlich alles reiner Wahnsinn war. Dem steht Deichmann nicht nach, wobei die diversen Pannen, die er während seiner mehr als ein Jahr dauernden Odyssee nur zum Teil in seiner Verantwortung standen. Manches war dann doch höhere Gewalt.

Der große Faktor schlechthin ist natürlich die Corona-Pandemie, die Anfang 2020 in China beginnend bald die ganze Welt lahmlegte. Das ist ein wenig schwierig, wenn man zeitgleich versucht, diese zu bereisen. Immer wieder tauchen in Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich dann auch die Themen auf, die uns alle mehr oder weniger beschäftigten: Reisebeschränkungen, geschlossene Grenzen, Isolation. Deichmann ist aber niemand, der sich so leicht aus der Fassung bringen lässt. Wenn ein Weg versperrt ist, nimmt er eben den nächsten. Oder den danach. Ein Teil des Unterhaltungswertes beim Anschauen des Films liegt dann auch in dieser Unberechenbarkeit, gekoppelt mit dem unerschütterlichen Willen. Man will hier einfach wissen, wie es weitergeht und ob es der Abenteurer und Extremsportler irgendwie schafft.

Eine inspirierende Unbekümertheit

Der zweite große Pluspunkt ist der Protagonist selbst. Auch wenn man seine Aktion für reinen reinen Wahnsinn hält, darf man doch von diesem inspiriert sein. Die Art und Weise, wie er sich nicht unterkriegen lässt und ständig neue Grenzen sucht, die er hinter sich lassen kann, funktioniert auch in alltäglicheren Kontexten. In Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich geht es dabei weniger um konkrete Lösungen. Die weiß er oft selbst nicht. Genauer ist er nicht einmal in der Lage, sein Fahrrad zu reparieren, obwohl er an einer Stelle von sich sagt, mit diesem verheiratet zu sein. Das klingt etwas komisch, ist aber Teil seiner unbekümmerten Art und damit seines Charmes. Das heißt nicht, dass er sich nicht auch mal aufregen kann, wenn etwas nicht funktioniert, etwa bei seiner mäßig erfolgreichen Schwimmaktion zu Beginn. Aber es geht doch irgendwie weiter, selbst ohne Plan B.

Regisseur Markus Weinberg (Die Mission der Lifeline) begleitet ihn zum Teil während dieser Suche. Er gibt aber auch ein paar Hintergründe, wenn er ausgiebig die Familie zu Wort kommen lässt, die uns ein bisschen mehr über den Protagonisten verraten. Unbedingt gebraucht hätte es das nicht, weil sie dem, was auf der Leinwand ohnehin zu sehen ist, nicht viel hinzuzufügen haben. Auch wenn der Versuch, für ein bisschen mehr Abwechslung zu sorgen, durchaus löblich ist: Mehr als ein paar Binsenweisheiten springen nicht heraus. Gleiches gilt für die Erkenntnisse, die Deichmann allem entnimmt, wenn er von der Offenheit der Leute spricht. Sehenswert ist der Dokumentarfilm, der auf dem DOK.fest München 2022 Premiere feierte, aber auch trotz des gelegentlichen Hangs zur Banalität. Es gibt schöne Bilder und amüsante Szenen, dazu kleine Momente des Glücks, die umso mehr wirken, weil Deichmann lange in Russland und der Ukraine unterwegs ist und wir so Bilder aus glücklicheren Tagen zu sehen bekommen, die gar nicht so alt sind und doch ewig weit weg wirken.

Credits

OT: „Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Markus Weinberg, Steffi Rostoski
Drehbuch: Markus Weinberg
Musik: Dan Riley
Kamera: Markus Weinberg, Uwe Nadler, Daniel Rintz, Roberto Lira, Andrey Bavchenkov, Armin Riedel
Mitwirkende: Jonas Deichmann

Bilder

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Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich
Fazit
„Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich“ begleitet den Abenteurer und Extremsportler, wie er sich einen eigenen Triathlon-Wettbewerb schafft, der ihn um die ganze Welt führt. Das ist gleichermaßen verrückt wie faszinierend, inspiriert mit seiner Weise, selbst in ausweglosen Situationen einfach weiterzumachen.
Leserwertung288 Bewertungen
4.3