Ein Clown ein Leben
© Der Filmverleih

Ein Clown – ein Leben

„Ein Clown – ein Leben“ // Deutschland-Start: 12. Mai 2022 (Kino) // 9. Februar 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

In den letzten Jahren standen Zirkusse immer mal wieder am Pranger im Zusammenhang mit einem gewachsenen Bewusstsein für die Situation der Tiere. Löwen in Käfigen halten? Elefanten durch die Manege treiben? Das lässt sich in einer Zeit, in der immer stärker über Tierwohl und artgerechtes Leben gesprochen wird, nicht mehr in der alten Form verkaufen. Überhaupt hat so ein Zirkus nicht unbedingt den Ruf, eine besonders progressive Form der Unterhaltung zu sein. War es früher noch ein Ereignis, wenn fahrende Artisten Halt machten und ein bisschen das Gefühl einer großen, weiten Welt verbreiteten, ist davon heute nicht mehr viel übrig. Zu eng ist die Welt bereits zusammengerückt. Viele Formen der Unterhaltung holt man sich lieber per Click nach Hause. Spektakuläre Videos gibt es ohne Ende, die man sich bequem anschauen kann, wann man will, wo man will.

Und doch liegt da ein gewisser Zauber auf dieser Unterhaltungsform, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Sie ist auch mit einem größeren Nostalgiefaktor verbunden, zumindest bei denjenigen, die damit aufgewachsen sind. Ein Clown – ein Leben setzt ganz stark auf dieses Gefühl, wenn der Blick immer wieder zurück gerichtet ist auf die Vergangenheit. Es ist ein allgemeiner Blick, der uns selbst vor Augen führt, wie viel sich in den Jahren getan hat. Es ist aber auch ein sehr persönlicher Blick von Bernhard Paul, der sein ganzes Leben dem Zirkus gewidmet hat. Schon als Kind träumte er davon, zum Zirkus gehen zu können. Später erfüllte er sich diesen Traum, gründete Mitte der 1970er den berühmten Circus Roncalli. Bald fünf Jahrzehnte später gibt es diesen immer noch, wenn auch in abgewandelter Form.

Erinnerungen an früher

Paul selbst fand seine Berufung nicht allein darin, einen Zirkus zu leiten. Er trat auch darin auf. Die Dokumentation Ein Clown – ein Leben trägt ihren Titel nicht ohne Grund. Der Protagonist plaudert dabei ausgiebig aus dem Nähkästchen, teilt mit dem Publikum, welche Erfahrungen er in diesem Bereich gesammelt hat, auch was das für ihn bedeutete. Er schwelgt in Erinnerungen, lässt die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren. Viel ist seither geschehen. Die Welt hat sich verändert, wieder und wieder. Und doch hat man beim Anblick der Nummern das Gefühl, ein kleines Refugium gefunden zu haben, das außerhalb der Zeit existiert. Die Auftritte stehen fest in der Tradition dessen, was Generationen vorher schon getan haben, ohne deshalb reaktionär zu wirken. Man glaubt an das, was man tut, und tut das, was man glaubt. Als Clown auf der Bühne zu stehen oder in die Manege zu gehen, um Leute zum Lachen bringen zu wollen, das ist schon selbst eine Art Lebensphilosophie.

Gleichzeitig richtet der Film den Blick auch immer mal wieder nach vorne, etwa wenn es darum geht, das Nachwuchstalent Marco Antonio Vega anzulernen. Selbst wenn Ein Clown – ein Leben stark von der Vergangenheit geprägt ist, da ist nicht wirklich viel Wehmut. Wohl aber eine leise Melancholie, das Gespür für eine Vergänglichkeit. Wenn Paul etwa zum ehemaligen Familienhaus zurückkehrt oder beim Friedhof sinniert, dann zeigt sich der Dokumentarfilm von einer besonders nachdenklichen Seite. Das ist auch als persönliches Porträt ganz interessant, eine bewegte Lebensgeschichte hat der Österreicher ohne jeden Zweifel. Dennoch, eine gewisse Faszination für den Mikrokosmos Zirkus sollte man schon aufbringen, um aus dem Film viel mitzunehmen. Gerade ein jüngeres Publikum könnte hier etwas ratlos davorstehen, was dieser ganze Zirkus denn soll.

Credits

OT: „Ein Clown – ein Leben“
Land: Österreich
Jahr: 2021
Regie: Harald Aue
Drehbuch: Harald Aue, Thomas Christian Eichtinger
Musik: Ernst Molden & Der Nino aus Wien
Kamera: Michael Gartner, Anna Baltl

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Ein Clown – ein Leben
Fazit
In „Ein Clown – ein Leben“ blickt Zirkus-Betreiber und Clown Bernhard Paul zurück und lässt das Publikum an seinen Erinnerungen teilhaben. Das ist geprägt von einer großen Liebe zu dem Beruf, aber auch einer gewissen Melancholie, richtet sich dabei eher an ein älteres Publikum.
Leserwertung8 Bewertungen
6.5