Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs Stone Ruthless People
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Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone

Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs Stone Ruthless People
„Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“ // Deutschland-Start: 11. Dezember 1986 (Kino) // 23. Januar 2003 (DVD)

Inhalt / Kritik

Sam Stone (Danny DeVito) hat genug. Viele, zu viele Jahre ist er nun schon mit Barbara (Bette Midler) zusammen, die er seinerzeit nur ihres Geldes wegen geheiratet hat. Aber damit soll nun Schluss sein: Nur ein kleiner Mord und er ist endlich frei und kann sein Leben mit Carol Dodsworth (Anita Morris) verbringen, mit der er schon seit Längerem eine Affäre hat. Doch noch bevor er seinen teuflischen Plan in die Tat umsetzen kann, muss er feststellen, dass ihm jemand dazwischengefunkt hat. Das Ehepaar Ken (Judge Reinhold) und Sandy Kessler (Helen Slater) hat Barbara in der Zwischenzeit entführt und verlangt doch tatsächlich Lösegeld für sie! Während Sam alles daran setzt, dass die Entführer seine verhasste Ehefrau selbst um die Ecke bringen, ahnt er nicht, dass Carol und Earl Mott (Bill Pullman) einen ganz eigenen Plan verfolgen …

Lauter Komödienspezialisten

Auch wenn die Zahl der gemeinsamen Projekte von Jim Abrahams, David Zucker und Jerry Zucker eigentlich recht überschaubar ist, steht doch das auch als ZAZ bekannte Trio wie kaum jemand sonst für den Humor der 1980er. Die Katastrophenfilm-Parodie Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug ist ein Klassiker des Komödienfaches. Aus ihrer eher weniger erfolgreichen Serie Die nackte Pistole ging die Hit-Trilogie Die nackte Kanone hervor, die einem vertrottelten Polizisten folgt, der am Ende dennoch alle rettet. Und auch Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone wurde ein großer Erfolg an den Kinokassen: Die Geschichte um eine Gruppe von Leuten, die jeweils Verbrechen planen und dabei grandios scheitern, spielte am Ende rund das Siebenfache des Budgets wieder ein.

Das dürfte auch an den beiden Aushängeschildern des Films liegen. Danny DeVito war etwa durch die Serie Taxi sowie das humorvolle Abenteuer Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten einem breiten Publikum bekannt. Bette Midler gelang es, nach einer erfolgreichen Musikkarriere Mitte der 80er auch in Hollywood zu einer echten Größe zu werden. Die Geschichte erlaubt es leider den beiden Komödien-Schwergewichten kaum, auch einmal zusammen aufzutreten, damit dort mal richtig die Fetzen fliegen. Aber auch losgelöst voneinander haben sie in Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone eine ganze Reihe von Glanzmomenten. Während Sam seine mörderischen Pläne schmiedet, genießt es Barbara, dem Entführerpärchen das Leben zur Hölle zu machen. Angst hat sie keine, dafür jede Menge Mut und ein Faible für Beleidigungen.

Alles Verbrecher!

Während normalerweise bei Geschichten um Entführungen die Sympathien des Publikums bei den Opfern liegen, da sind es hier vielmehr Ken und Sandy, die einem ans Herz wachsen und denen man die Daumen drückt. Nicht nur, dass sie einen durchaus nachvollziehbaren Grund für ihre Tat haben. Die Stones sind zudem so widerwärtig, dass man automatisch für die Gegenseite sein muss. Schön, die Kesslers sind Verbrecher. Aber niemand ist perfekt. Tatsächlich ist Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone vollgestopft mit Figuren, die moralisch mindestens fragwürdig sind. Nicht umsonst heißt der Film im Original Ruthless People, auf Deutsch „Rücksichtslose Leute“. Wenn ausgerechnet die Entführer den stärksten moralischen Kompass haben, dann will das schon was heißen.

Tatsächliche Fragen der Moral werden jedoch nicht gestellt. Es gibt bei dem Film keine Denkanstöße oder Diskussionsgrundlagen. Stattdessen setzt Drehbuchautor Dale Launer (Zwei hinreißend verdorbene Schurken) auf eine stetige Eskalation, starke Kontraste und klassische Verwechslungsmomente. Schließlich gibt es hier gleich drei parallel stattfindende Pläne für Verbrechen, die nur bedingt kompatibel sind. Hinzu kommt ein unbeteiligter vierter Verbrecher, der zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort ist. Ständig durchkreuzen die Figuren auf diese Weise die Pläne der anderen, teils gewollt, teils unbewusst. Das Ergebnis ist ein enormes Chaos, bei dem immer alles anders läuft als gewollt und gedacht. Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone lässt dadurch bis zum Ende offen, wie das alles ausgehen will.

Ein zeitloser Spaß

Das Ergebnis ist eine Komödie, die selbst Jahrzehnte später noch sehr gut funktioniert. Klar, anspruchsvoll ist der Humor nicht gerade. Außerdem ist der Film nicht unbedingt immer sonderlich geschmackvoll. Die Geschichte ist aber so absurd und wendungsreich, dass man hier kaum mal eine Minute hat, in der nicht ein guter Grund zum Lachen geboten wird. Das Schöne dabei: Die anderthalb Stunden sind gut gefüllt, ohne dass dies zu einem reinen Komikaktionismus würde. Wo andere etwas verzweifelt versuchen, das Publikum zum Lachen zu bringen, da gelingt das hier ganz mühelos. Zusammen mit dem starken Ensemble – Bill Pullmann gibt in seinem Kinodebüt einen wunder verpeilten Möchtegernverbrecher – wird so aus Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone ein zeitloser Spaß, der deutlich besser gealtert ist als so manch andere 80er Jahre Komödie.

Credits

OT: „Ruthless People“
Land: USA
Jahr: 1986
Regie: Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker
Drehbuch: Dale Launer
Musik: Michel Colombier
Kamera: Jan de Bont
Besetzung: Danny DeVito, Bette Midler, Judge Reinhold, Helen Slater, Anita Morris, Bill Pullman, William G. Schilling, Art Evans

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Golden Globes 1987 Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) Danny DeVito Nominierung

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Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone
Fazit
„Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“ ist eine turbulente Komödie um mehrere Leute, die parallel Verbrechen planen, sich dabei gegenseitig immer wieder die Pläne durchkreuzen. Der Film ist vollgestopft mit Gags, die tatsächlich noch immer funktionieren, und lebt von einem Ensemble, das sich voller Spielfreude der moralisch mindestens fragwürdigen Figuren annimmt.
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