The King’s Man: The Beginning
© 2020 Twentieth Century Fox Film

The King’s Man: The Beginning

Inhalt / Kritik

The Kings Man The Beginning
„The King’s Man: The Beginning“ // Deutschland-Start: 6. Januar 2022 (Kino) // 10. März 2022 (DVD/Blu-ray)

Als der britische Herzog Orlando Oxford (Ralph Fiennes) 1902 mitansehen muss, wie seine Frau Emily (Alexandra Maria Lara) bei einem Einsatz fürs Rote Kreuz in Südafrika von einem Scharfschützen getötet wird, schwört er alles zu tun, um seinen Sohn Conrad zu schützen und künftige Kriege zu verhindern. Zu diesem Zweck unterhält er mit seinen Bediensteten Shola (Djimon Hounsou) und Polly (Gemma Arterton) ein eigenes Spionagenetzwerk, an dem sich auch andere Angestellte beteiligen. Doch trotz ihres großen Einsatzes wächst von Tag zu Tag die Gefahr eines Krieges, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Denn im Geheimen spinnt jemand die Fäden und plant, die Großmächte aufeinander zu hetzen. Und als hätte Orlando nicht schon genug damit zu tun, die Welt retten zu wollen, will auch der inzwischen erwachsene Conrad (Harris Dickinson) für sein Vaterland kämpfen, was es unbedingt zu verhindern gilt …

Wie früher, nur anders

Wenn ein Film bei Produktionskosten von 100 Millionen US-Dollar etwa das Vierfache wieder einspielt, dann darf man sich über eine Fortsetzung nicht wundern. Wenn diese dann ein nahezu identisches Ergebnis vorlegt, ist die Idee eines ganzen Franchises ebenfalls naheliegend. Was profitabel ist, muss ausgenutzt werden, so will es Hollywood. Daher klang es vermutlich nach einer guten Idee, nach den beiden Hits Kingsman: The Secret Service und Kingsman: The Golden Circle nun einfach mal die Vorgeschichte zu erzählen. Zugegeben, das bedeutet neue Figuren und ein neues Ensemble, was immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Dafür erlaubt es weitere Möglichkeiten im Hinblick auf das Setting.

Bei The King’s Man: The Beginning wurden diese Möglichkeiten auch ausgiebig genutzt. So stehen hier neben Good Old Britannia unter anderem Südafrika und Russland auf dem Reiseplan. Auch der Ausflug in die Schützengräben sorgt für optische Abwechslung. Die Reise in die Vergangenheit wird aber vor allem inhaltlich genutzt. Während die ersten beiden Filme, basierend auf den Comics von Mark Millar und Dave Gibbons, relativ losgelöst vom Zeitgeschehen funktionierten, wildert Regisseur und Co-Autor Matthew Vaughn dieses Mal in der realen Weltgeschichte herum. Genauer sind es die Ereignisse rund um den Ersten Weltkrieg, welche den Hintergrund für das Spin-off-Prequel bilden und eine ganz eigene Fassung der vermeintlich bekannten Geschichte erzählen.

Eine bewusst bescheuerte Geschichtsschreibung

Man muss an der Stelle Vaughn, der auch die Geschichte als solche entworfen hat, zugutehalten: Er zeigt ein recht kreatives Verständnis für historische Ereignisse. Alternative Erklärungen fürs Weltgeschehen hat es natürlich immer schon gegeben. Gerade im Bereich der Verschwörungstheorien ist nichts unmöglich, von der Wahrheit vielleicht einmal abgesehen. Eine derart bescheuerte „Erklärung“ wie bei The King’s Man: The Beginning findet man dann aber doch eher selten. Diese vorab zu verraten, wäre ein Bärendienst dem Publikum gegenüber, das sich hier auf geballten Blödsinn freuen kann. Vor allem der Auftritt von Rhys Ifans als Zarflüsterer Rasputin – ebenfalls ein immer wieder beliebtes Verschwörungselement – ist ein echter Höhepunkt.

Das Problem ist aber: Es gibt von denen viel zu wenige. Schon die ersten beiden Filme sackten immer merklich ab, wenn sie auf einmal versuchten, eine „richtige“ Geschichte zu erzählen. Bei The King’s Man: The Beginning ist das noch einmal deutlich ausgeprägter. Aus irgendeinem Grund war Vaughn offensichtlich der Ansicht, dass die Reihe durch mehr persönliches Drama tiefgründig wird. Und so wird viel über persönliche Verantwortung geschwafelt, von Aufopferung für das Vaterland, dazu das Trauma eines familiären Verlustes. Tatsächlich überzeugend ist das nicht. Vielmehr wird hier auf eine ziemlich billige Weise auf ernst gemacht, was sich gehörig mit den albernen Kriegshintergründen beißt. Die Kombination funktioniert einfach nicht.

Zu lang, zu wenig Spaß

Verstärkt wird dieses Problem dadurch, dass der Film inhaltlich einfach überfrachtet ist. Mit einer Laufzeit von etwa 130 Minuten ist The King’s Man: The Beginning viel zu aufgebläht. Da wird ständig eine neue Sau durchs Gentlemandorf getrieben, ohne aber dass dabei Nennenswertes geschehen würde. Von einigen wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, darunter die besagte Rasputin-Passage, ist das hier oft zäh bis langweilig. Es fehlt einfach der Spaßfaktor. Schon bei den ersten beiden Filmen stimmte das nicht immer. Hier fragt man sich endgültig: Muss das jetzt sein? Dass die internationalen Einspielergebnisse bislang so katastrophal sind, mag äußeren Faktoren geschuldet sein wie der Corona-Pandemie und der damit verbundenen zahllosen Verschiebungen – mehr als vier Jahre hat es nach Teil zwei gedauert. Genauso ist es aber offensichtlich, dass Vaughn offensichtlich nicht verstanden hat, worin der Reiz der Filme bestand.

Credits

OT: „The King’s Man“
Land: UK, USA
Jahr: 2020
Regie: Matthew Vaughn
Drehbuch: Matthew Vaughn, Karl Gajdusek
Vorlage: Mark Millar, Dave Gibbons
Musik: Matthew Margeson, Dominic Lewis
Kamera: Ben Davis
Besetzung: Ralph Fiennes, Harris Dickinson, Gemma Arterton, Rhys Ifans, Matthew Goode, Tom Hollander, Daniel Brühl, Djimon Hounsou, Charles Dance

Bilder

Trailer

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„The King’s Man: The Beginning“ will eine Vorgeschichte zu den beiden erfolgreichen Comic-Adaptionen sein, hat mit diesen aber nur bedingt zu tun. Schwierig ist vor allem, dass der Film so aufgebläht ist und sich viel zu ernst nimmt. Wunderbar bescheuerte Szenen und Elemente gibt es zwar, darunter ein grandioser Auftritt von Zarflüsterer Rasputin. Aber es sind zu wenige.
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