Why Are We Not Creative
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Why Are We (Not) Creative?

Inhalt / Kritik

Why Are We Not Creative
„Why Are We (Not) Creative?“ // Deutschland-Start: 23. September 2021 (Kino)

Als der deutsche Dokumentarfilmer Hermann Vaske 2018 seine letzte Dokumentation Why Are We Creative? veröffentlichte, in der er über 1000 Berühmtheiten zu dem Kern der Kreativität befragte, war ihm gleich klar, dass diese Frage nur eine Seite der Medaille darstellt. In seinem neuesten Werk Why Are We (Not) Creative? wird nun die andere Seite – die Unkreativität des Menschen – beleuchtet. Dieses Mal liegt der Fokus auf den Hürden, die die moderne Welt bei Themen rund um künstlerische und individuelle Entfaltung so mit sich bringt. Jeder Künstler, sei es Musiker, Regisseur oder Autor, der in Vaskes neuer Produktion zur Sprache kommt, hat bei dieser Frage jedoch eine ganz unterschiedliche Antwort parat.

Medienerzeugnisse en masse

Im Gespräch mit den unzähligen Künstlern stellt man in Vaskes neuer Dokumentation schnell fest: Die Kunstschaffenden sind mit dem heutigen System alles andere als zufrieden. Die Politik, Maßnahmen wie Zensur und generelle Hindernisse, sich kreativ auszudrücken, werden dabei von allen Seiten angeprangert. Doch ist es wirklich so schlimm? Schaut man auf die aus dem Boden sprießenden „content creators“ innerhalb der letzten Jahre, zeigt sich ein doch differenziertes Bild, wirft man nur einen Blick auf die rasante Entwicklung der steigenden Medienerzeugnisse. Allein auf Spotify – hier kommen täglich 60.000 neue Songs hinzu – kann von Unkreativität oder einer fallenden Quote an Kreativität doch wohl kaum die Rede sein. Im Gegenteil, man könnte doch eigentlich annehmen, dass die Menschheit in der Geschichte noch nie so kreativ war wie heutzutage. Doch natürlich gibt es auch die Schattenseiten, die Vaske aufarbeitet. Angefangen von Selbstzensur und einer generellen Angst, bis hin zu politischer Korrektheit und der institutionellen Abhängigkeit von Verlagshäusern, Filmproduzenten und Gatekeepern, werden hierbei die unterschiedlichsten Argumente beleuchtet.

Viele Antworten, wenig Konsens

Im Interview mit namhaften Filmemachern, wie zum Beispiel David Bowie, Michael Madsen, Alexander Payne oder Jim Jarmusch, hat jeder einzelne jedoch eine andere Antwort bei der Frage „Was tötet Kreativität?“ auf Lager. Das Gefühl zu haben, dass es die eigene Idee schon vorher gab, sowie ganz konkret das Fernsehen oder die alltäglichen Sorgen der Menschen, sind nur einige Beispiele, die hier genannt werden. Und auch wenn man eine Vielzahl an unterschiedlichen Ansätzen hört, eine allumfassende Erkenntnis bleibt letztlich jedoch leider aus. Dies ist vielleicht aber auch dem Umstand geschuldet, dass jegliches Interviewmaterial aneinander geschnitten wurde. Dies ist zwar per se nicht weiter schlimm, bringt dann aber doch die Schwierigkeit mit sich, etwas ganz Konkretes aus der Dokumentation mit zu nehmen. Dass darüber hinaus ein Neuropsychologe gerade einmal 30 Sekunden Screentime bekommt, ist dann doch bedauerlich. Bei den vielen Meinungen, die hier präsentiert werden, hätte es sicherlich nicht geschadet, man hätte in dieser Hinsicht ein paar fundierte Kenntnisse über psychologische Hintergründe bekommen. Dies einmal ausgeklammert, ist es dennoch höchst interessant, namhafte Hollywood-Stars einmal im Privaten zu erleben.

Zeitgemäß?

Obwohl die meisten Interviewten sich über das heutige System individueller Entfaltung beschweren, so kommen auf der anderen Seite jedoch wichtige historische Kontexte ein wenig zu kurz. Um fair zu bleiben müsste man da schon die Frage stellen: Wurde Kreativität vor hunderten Jahren nicht sehr viel stärker eingedämmt als in der liberalen Welt von heute? Und wo wäre die Kreativität denn heutzutage ohne den prägenden Einfluss der unterschiedlichen künstlerischen Strömungen innerhalb der letzten Jahrzehnte? Vereinzelte Bewegungen, angefangen von beispielsweise Fluxus, Dogma 95, bis hin zur Aktionskunst, haben doch erst dazu geführt, das Kreativ-sein neu zu denken. Gerade die heutige Zeit, in der darüber hinaus auf Twitch, Instagram, YouTube und Co. tagtäglich neuer kreativer Output entsteht, hinterlässt vor dem Hintergrund ein wenig den Eindruck, die Dokumentation käme ein paar Jahre zu spät heraus.

Credits

OT: „Why Are We (Not) Creative?“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Hermann Vaske
Drehbuch: Hermann Vaske
Musik: Teho Teardo
Kamera: Patricia Lewandowska, Evgeny Revvo, Sasha Rendulic, Dave Burdette, Dustin Pearlman, Charlotte Pouch
Mitwirkende: Michael Madsen, Björk, Jim Jarmusch, David Bowie, Sean Penn, Willem Dafoe

Bilder

Trailer

Interview

Welche Rolle spielt Angst bei Kreativität? Und welche Künstler haben ihm besonders imponiert? Diese und weitere Fragen haben wir Regisseur Hermann Vaske in unserem Interview zu Why Are We (Not) Creative? gestellt.

Hermann Vaske [Interview]

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Einmal mehr versucht Hermann Vaske die Kreativität in der heutigen Zeit unter die Lupe zu nehmen. Anders als in seinem vorherigen Werk "Why are we creative?" geht es nun um die generellen Hürden, mit denen sich wohl jeder Mensch konfrontiert sieht, sich kreativ zu entfalten.
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