The Hills Have Eyes 2006
© 20th Century Fox

The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen (2006)

Inhalt / Kritik

The Hills Have Eyes 2006
„The Hills Have Eyes“ // Deutschland-Start: 23. März 2006 (Kino) // 16. Oktober 2006 (DVD)

Auf ihrem Weg in den wohlverdienten Urlaub in San Diego, Kalifornien, hat die Familie Carter ausgerechnet mitten in der Wüste New Mexicos einen Unfall mit ihrem Camper. Mitten im Nirgendwo und unter der sengenden Sonne gibt es nur einen Weg, nämlich zurück zur nächsten Tankstelle, welche bereits ein paar Meilen zurückliegt, oder Hilfe zu suchen. Während sich der pensionierte Polizist Bob Carter (Ted Levine) auf den Weg zur Tankstelle macht, begibt sich sein Schwiegersohn Doug (Aaron Stanford) in die entgegengesetzte Richtung, in der Hoffnung dort auf ein anderes Auto oder gar eine Werkstatt zu treffen. In der Zwischenzeit bleiben Bobs Frau Ethel (Kathleen Quinlan), Bobby Carter (Dan Byrd), seine ältere Schwester Brenda (Emilie de Ravin) und Dougs Frau Lynn (Vinessa Shaw) am Wohnwagen.

Als Bobby in die nahegelegenen Hügel auf der Suche nach den beiden Schäferhunden der Familie einen grausigen Fund macht, beschleicht ihn das Gefühl, dass er und seine Familie nicht alleine in der Wüste sind. Noch bevor er den Rest seiner Familie warnen kann, stürzt er von einem Felsen und bleibt bewusstlos. In der Zwischenzeit gelangt Doug ans Ende der Straße, einen Autofriedhof, der sich über mehrere Meilen erstreckt, und Bob kehrt zurück an die Tankstelle, wo er und seine Familie noch vor wenigen Stunden gehalten haben, nur um dort einen Vorgeschmack zu bekommen, was in der Wüste auf sie alle lauern könnte.

Bilder eines vergessenen Amerika

Nach dem großen kommerziellen Erfolg der Neuverfilmungen von The Texas Chainsaw Massacre von Marcus Nispel und Amityville Horror von Andrew Douglas erkannte Wes Craven, Regisseur des Original von The Hills Have Eyes, das Potenzial einer Neuauflage seines Films aus dem Jahre 1977. Einen geeigneten Kandidaten für die Regie fand er in dem Franzosen Alexandre Aja, dessen High Tension Craven sehr beeindruckt hatte. Aja, der die Werke Cravens zu seinen wichtigsten Einflüssen als Filmemacher zählt, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und widmete sich dieser neuen Fassung, welche sich zwar erzählerisch am Original orientiert, aber an vielen Stellen eigene Akzente setzt und zudem weitaus härter ausgefallen ist.

Noch bevor die eigentliche Handlung beginnt, zeigt Aja seinen Zuschauer, wohin die Richtung seiner Neuinterpretation der Vorlage hingehen soll und zeigt uns Bilder eines vergessenen Amerika. Eine Collage von Aufnahmen US-amerikanischer Atomtests sowie Bilder deformierter Kinder, allesamt Opfer des Einsatzes von Chemiewaffen wie Agent Orange, betonen einen Aspekt, der in Cravens Original angedeutet wurde, aber aus verschiedenen Gründen nichts näher verfolgt wurde. Auch im weiteren Verlauf des Filmes bleiben diese Bilder wichtig, beispielsweise als Dougs Suche nach seiner Tochter ihn in eines jener verfallenen Modelldörfer bringt, bevölkert von eben jenen Mutanten sowie einiger Schaufensterpuppen, welches in den 1940ern und 50er dafür herhielt, die Wirkung eines Atomexplosion zu testen. Es ist ein vergessenes Amerika, was diese Version von The Hills Have Eyes zeigt, und was nach wie vor unter der zivilisierten Oberfläche existiert, und nur auf den richtigen Moment wartet, um zuzuschlagen.

„Ihr habt uns erschaffen.“

Darüber hinaus greift Aja, wie bereits angedeutet, viele der Themen aus dem Original auf, legt aber bisweilen noch eine viel größere Betonung auf bestimmte Aspekte. Nicht nur unterstreicht er die Idee, dass die Mutanten als Produkt der Verbrechen Amerikas und dessen Experimente an der eigenen Bevölkerung sind, sondern auch die Verwandlung der Carters in eben jene Barbaren, von denen sie sich doch eigentlich distanzieren wollten. Insbesondere der von Aaron Stanford gespielte Doug, in der Neuverfilmung passenderweise Handelsvertreter für Mobiltelefone, macht eine solche Veränderung durch und wirkt am Ende des Filmes weit weg von jenem mit demokratischen Idealen versehenen Menschen, den wir noch in den ersten Minuten des Filmes kennengelernt hatten. Sein Glaube, Konflikte gewaltfrei zu lösen wie auch seine sichtbare Abscheu vor Waffen scheinen vergessen und haben ihn zu einem neuen Menschen gemacht, der viel mehr mit den Mutanten zu tun hat, als ihm vielleicht lieb ist.

In diesem Sinne ist Alexandre Aja eine durchaus gelungene Neuauflage der Themen der Vorlage gelungen sowie eine Aktualisierung hin zu modernen Punkten, wie beispielsweise des Konflikts zwischen Demokraten und Republikanern oder die Sünden der USA. Dabei ist auch ein sehr viel härterer Film entstanden, der sich in seiner Konsequenz und Rauheit etwa mit Ajas High Tension oder Inside – Was sie will ist in Dir von Julien Maury und Alexandre Bustillo vergleichen lässt. Teils sind bestimmte Szenen kaum zu ertragen und unterstreichen die Barbarei der Mutanten, genauso aber die fortschreitende Verwandlung der Carters, die schließlich auch nicht mehr vor solchen Bluttaten zurückschrecken. Das Motiv des Schutzes der Familie wie auch des Landes, was einem gehört, bleibt jedoch gleich und verweist abermals auf eines der wohl ältesten US-amerikanischen Konzepte: die Kernfamilie (engl. the nuclear family).

Credits

OT: „The Hills Have Eyes“
Land: USA
Jahr: 2006
Regie: Alexandre Aja
Drehbuch: Alexandre Aja, Grégory Levasseur
Musik: Tomandandy
Kamera: Maxime Alexandre
Besetzung: Aaron Stanford, Kathleen Quinlan, Vinessa Shaw, Emilie de Ravin, Dan Byrd, Robert Joy, Ted Levine

Trailer

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Alexandre Ajas Neuverfilmung und -interpretation von „The Hills Have Eyes“ ist ein sehr brutales Werk über die Sünden Amerikas, über Familie und was man tut, damit diese geschützt ist. Durch eine gelungene formale wie auch thematische Umorientierung des ursprünglichen Materials gehört „The Hills Have Eyes“ zu einer jener Ausnahmen, die zumindest auf Augenhöhe sind mit dem Original.
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