The Ship Mary
© EuroVideo

The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche

Kritik

The Ship
„The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche“ // Deutschland-Start: 7. April 2020 (DVD/Blu-ray)

Für David (Gary Oldman) sollte der Traum eines neuen Lebens in Erfüllung gehen, als er bei einer Aktion ein altes Segelschiff ersteigert. Zusammen mit seiner Frau Sarah (Emily Mortimer) und den Töchtern Lindsay (Stefanie Scott) und Mary (Chloe Perrin) macht er sich an die Arbeit, das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen und die Reise Richtung Bermuda anzutreten. Doch bald schon kommt es zu ersten seltsamen Vorkommnissen und Ärger, je länger die Überfahrt dauert, umso unheimlicher wird sie. Als David und Sarah der Sache auf den Grund gehen wollen, machen sie eine äußerst beunruhigende Entdeckung …

Ein begrenzter Schauplatz, in dem die Protagonisten dem Bösen ausgeliefert sind, das ist eigentlich immer ganz gut, zumindest aus Sicht des Publikums. Am häufigsten kommen hier abgelegene Häuser in Frage, einsame Hütten, manchmal auch ein Kloster. Hauptsache, es kann niemand entkommen und der Weg zur rettenden Zivilisation ist weit. Für eine solche Konfrontation ein Schiff zu nehmen, das ist noch mal eine ganze Spur fieser. Nicht nur, dass man hier nicht raus und wegrennen kann, oftmals zudem Möglichkeiten der Orientierung fehlen. Es wartet auch noch direkt angeschlossen an den Schauplatz der Tod, wenn ein falscher Schritt ein nasses Grab bedeuten kann.

Ein ganzes Meer ohne Ideen
Umso enttäuschender ist, dass The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche so gar nicht in der Lage ist, etwas aus dem speziellen Setting herauszuholen. Man merkt oftmals nicht einmal, dass wir uns auf hoher See befinden. Das ist auch deshalb verwunderlich, weil das Drehbuch von Anthony Jaswinski stammt, der zuvor neben diversen anderen Horrorfilmen auch bei The Shallows – Gefahr aus der Tiefe die Geschichte geschrieben hat. Die war vielleicht auch nicht überragend, hatte aber zumindest ein paar nette Einfälle, um aus den begrenzten Möglichkeiten des Haigefängnisses etwas Abwechslung zu kitzeln. Doch obwohl er erneut einen von Wasser umgebenen kleinen Tatort ausgewählt hat, diesmal fehlten wohl die Ideen.

Stattdessen ist The Ship eine Aneinanderreihung von Horrorklischees, wie man sie inzwischen einfach nicht mehr sehen mag. Das fängt schon beim ersten übernatürlichen Zeichen an – ein Foto mit Nebeneffekt –, zieht sich über die diversen Jump Scares hinweg und endet in einem Finale, das gleich zu Beginn verraten wird. Aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund hielt es Jaswinski nämlich für eine gute Idee, die Geschichte mithilfe von Flashbacks zu erzählen. Das nimmt nicht nur diverse Entwicklungen bereits vorweg, womit die Hoffnung auf Überraschungen als erstes zu Grabe getragen wird. Es bringt auch nichts, dient lediglich dazu, dass man nicht den kompletten Ablauf erzählen muss.

Kampf gegen die Langeweile
Wobei man dem Film ja durchaus für jede Abkürzung dankbar ist, verringert sie doch die Lebenszeit, die einem hier gestohlen wird. Es ist nicht einmal so, dass man sich über The Ship großartig aufregen müsste oder könnte. Unsinnig ist er zwar ohne Ende, aber auf eine derart träge Art und Weise, dass der größte Kampf noch der gegen die unweigerlich aufkommende Müdigkeit ist. Auf hoher See mag der eine oder andere mal ums Leben kommen. Doch am tödlichsten ist hier noch die Langeweile, die sich als blinder Passagier an Bord geschlichen hat, um kurze Zeit später alles lahmzulegen.

Gary Oldman (Die dunkelste Stunde) und Emily Mortimer (Mary Poppins’ Rückkehr) nehmen zwar mutig den Kampf gegen die uninspirierte Horrorroutine auf, kommen aber selbst im Team nicht dagegen an. Da hilft dann auch der lieblose Versuch nicht mehr, noch so etwas wie eine Familiengeschichte einzubauen, die unterwegs aus dem Handgepäck geholt wird. Denn die ist zu wenig, zu spät, selbst nicht interessant genug, um mal etwas Bewegung in das harmlos vor sich hinplätschernde Genregewässer zu bringen. Schlechtere Filme gibt es natürlich mehr als genug, gerade in diesem Umfeld. Jedoch kaum einen, der derart fahrlässig bei eingeschaltetem Autopilot die eigenen Stärken absaufen lässt.

Credits

OT: „Mary“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Michael Goi
Drehbuch: Anthony Jaswinski
Musik: The Newton Brothers
Kamera: Michael Goi
Besetzung: Gary Oldman, Emily Mortimer, Manuel Garcia-Rulfo, Stefanie Scott, Chloe Perrin, Douglas Urbanski

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

Die Idee von „The Ship" war eigentlich gut: Eine Familie schippert mit einem alten Segelschiff los, das sich unterwegs als Ort des Grauens entpuppt, wenn es bereits zu spät ist und kein Entkommen mehr möglich ist. Nur haben die Leute hinter dem Film leider vergessen, im Vorfeld genug Spannung einzupacken: Die maritime Heimsuchung nutzt ihr Potenzial nicht, ist am Ende tödlich langweilig und zudem unnötig umständlich.
3
von 10