
Agathe Novic (Isabelle Huppert) lebt mit ihrem Partner François Dambreville (André Dussollier) und ihrem Sohn Adrien (Donatien Suner) in einer luxuriösen Wohnung in Paris. Auch sonst mangelt es der Galeristin an nichts. Bei Patrick Demeuleu (Benoît Poelvoorde) sieht das anders aus, der Hilfsarbeiter wohnt in einem Wohnwagen. Auch sonst haben die beiden nichts miteinander gemeinsam. Eigentlich wären sie sich deshalb wohl nie begegnet, wäre Adrien nicht mit Patricks Sohn Tony (Corentin Devroey) befreundet, wodurch sich die zwei doch immer mal wieder sehen. Später wird Patrick zudem als Handwerker in Agathes Wohnung sein, was dazu führt, dass die zwei sich immer näherkommen – trotz der großen Unterschiede …
Das Spiel mit den Klischees
Es ist ein Szenario, wie man es aus zahlreichen Herzkino-Filmen kennt: Die Protagonistin ist zu Beginn mit dem falschen Kerl liiert, lernt durch Zufall jemanden kennen, der sehr viel besser zu ihr passt, und erkennt mit der Zeit, dass sie lieber die alte Beziehung beenden und die neue starten sollte. Das dauert immer ziemlich lang, während das Publikum schon auf den ersten Blick sieht, dass die zwei zusammengehören. Mein liebster Alptraum geht grundsätzlich in eine ähnliche Richtung. Dass Agathe und Patrick kein Paar sein sollten, sofern man sie überhaupt noch als ein solches bezeichnen will, ist offensichtlich. Man wartet nur darauf, dass da jemand Besseres um die Ecke kommt und der Galeristin wieder etwas Freude ins Leben bringt.
Die Sache ist nur: Eigentlich passen die beiden überhaupt nicht zusammen. Was will ein ungehobelter Arbeiter, der den Begriff Kultur allenfalls mit Alkohol in Verbindung bringt, mit einer Galeristin, die in anderen Sphären schwebt? Klar, auch Gegensätze können sich anziehen, das sieht man ebenfalls in Filmen immer mal wieder. Selten aber fallen diese Gegensätze derart krass aus wie in Mein liebster Alptraum. Tatsächlich sind die zwei so überzeichnet, dass sie zumindest am Anfang nicht viel mehr als eine Karikatur sind. Der Film arbeitet da mit ganz groben Strichen, versucht nicht einmal, den Figuren auch eine individuelle Persönlichkeit zu geben. Obwohl das Thema Klassenunterschiede von Bedeutung ist und eine nähere Betrachtung verdienen würde, hier ist nichts davon zu finden. Das bleibt schon an der Oberfläche.
Spaßig ohne große Ambitionen
Das heißt aber nicht, dass Regisseurin und Co-Autorin Anne Fontaine, die zuletzt in Bolero die Entstehungsgeschichte des gleichnamigen Klassikers beleuchtete, gar nichts zu sagen hat. So muss die Protagonistin durch die Konfrontation mit einer völlig anderen Welt erkennen, dass ihre eigene ziemlich leer ist und all der Luxus ihr letztendlich nicht viel bringt. Auf diese Weise kommen schon auch etwas ernstere Töne in den Film. Ein bisschen geht das Ganze wirklich zu Herzen. Aber auch in der Hinsicht sollte man keine zu großen Erwartungen an Mein liebster Alptraum haben, es steht prinzipiell der Unterhaltungswert im Vordergrund. Das Publikum soll seinen Spaß daran haben, wenn die ungleichen Figuren sich gegenseitig bekriegen und dabei näherkommen.
Der ist auch tatsächlich da, was in erster Linie der Besetzung zu verdanken ist. Isabelle Huppert und Benoît Poelvoorde, das passt schon sehr gut, zumal beide für sie sehr typische Rollen einnehmen, wenn die Unterkühlte auf den Quatschkopf trifft. Das bedeutet nicht unbedingt eine große Herausforderung für die beiden Schauspieltalente, eher business as usual. Sie sind es auch, die den Film am Laufen halten, wenn zwischendurch das Drehbuch nicht mehr die ganz großen Ideen hat. Insgesamt wäre da in Mein liebster Alptraum sicherlich noch einiges mehr drin gewesen, mit etwas größeren Ambitionen. Wer die aber gar nicht hat, sondern sich einfach nur etwas unterhalten lassen möchte, findet mit dieser starbesetzten Komödie genügend Möglichkeiten.
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