Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben Tv Fernsehen arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© Johan Hannu/Yellow Bird

Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben

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„Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben“ // Deutschland-Start: 19. Juni 2025 (arte)

Inhalt / Kritik

Bosnien, 1993: Es herrscht Krieg, im ganzen Land wird gekämpft. Um wieder Frieden in die Region zu bringen, schickt die UN daher international zusammengestellte Blauhelm-Truppen. Unter diesen sind auch die vier jungen schwedischen Soldaten Strand (Edvin Ryding), Forss (Maxwell Cunningham), Babic (Toni Prince) und Kilpinen (Erik Enge). Eine erste Aufgabe ist es, die Verbindungsstraße Mario Road im Kanton Tuzla zu öffnen, damit Versorgungskonvois die Zivilbevölkerung erreichen können. Doch das ist leichter gesagt denn getan, die täglichen Herausforderungen sind groß. Immer wieder kommt es zu kämpferischen Auseinandersetzungen. Und auch die Zivilbevölkerung hat unter dem Krieg zu leiden …

Kriegsserie mit autobiografischen Wurzeln

Donnerstagabend ist auf arte traditionell Serienzeit, wenn der Sender die unterschiedlichsten Produktionen zeigt, oft aus Europa. Kürzlich war da etwa das britische Drama Lost Boys and Fairies – Wenn Söhne Väter werden zu sehen, bei dem ein schwules Paar bei dem Versuch einer Adoption in eine Krise gerät. Die französische Komödie Unter Kontrolle wiederum setzte sich satirisch mit dem Politbetrieb auseinander. Mit Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben kommt nun ein schwedischer Titel hinzu, der an eine europäische Tragödie aus den 1990ern erinnert: Während dieses Jahrzehnts kam es mit dem Zerfall von Jugoslawien zu einer ganzen Reihe von Kriegen, die zahlreiche Menschenopfer forderten. Einer davon ist der Bosnienkrieg, der von 1992 bis 1995 andauerte.

Magnus Ernström hat diese Zeit selbst als UN-Soldat erlebt und beschrieb die Ereignisse in seinem Roman Liv värt, Ett. Dieser wiederum liefert die Grundlage der Serie. Aus diesem Grund wird der Krieg dann auch nicht aus der Sicht der Einheimischen beschrieben, sondern aus der von vier schwedischen Soldaten. Das heißt aber nicht, dass sich Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben nur für diese interessiert und die Ortsansässigen ignoriert. Tatsächlich finden sich zwischendurch auch immer wieder Geschichten der normalen Bevölkerung. Da geht es beispielsweise um einen Vater, der Medizin für seine kranke Tochter besorgen möchte, was in Kriegszeiten erwartungsgemäß schwierig ist. Das hier ist keine reine Heldenveranstaltung, bei der die Armee gefeiert wird.

Mehr Drama als Action

Dennoch liegt der Fokus schon deutlich auf den Schweden. Erzählt wird dabei einerseits, welche Erfahrungen sie so machen und was es bedeutet, in einem Krieg zu sein. Das ist trotz des zeitlichen Abstands ein aktuelles Thema, herrscht doch seit einigen Jahren wieder Krieg in Europa. Und auch die Ereignisse in Nahost machen es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, was das eigentlich heißt, zur Waffe greifen zu müssen. Insofern ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben eine eher zeitlose Geschichte erzählt. Vieles von dem, was hier geschieht, könnte man sich bei beliebigen anderen Kriegen genauso vorstellen. Für ein Publikum, das sich Hintergrundinfos erhofft, bedeutet das aber auch, dass hier nichts zu holen ist. Wer wissen will, warum es zu diesen Kriegen kam, muss schon selbst recherchieren.

Sehenswert ist die schwedisch-französische Coproduktion aber auch so. Sie zeigt uns menschliches Leid, ohne dabei voyeuristisch zu werden. Auch auf plumpe Manipulation und Pathos wird verzichtet. Stattdessen berichtet Regisseur Ahmed Abdullahi ganz unaufgeregt von einem Ausnahmezustand, der zum Alltag geworden ist. Zwischenzeitlich ist seine Serie spannend, wenn die Männer in brenzlige Situationen geraten und es auch Opfer zu beklagen gibt. Diese werden mit sehr menschlichen Situationen verbunden, bei denen wir das Quartett als Individuen kennenlernen, im kriegerischen wie privaten Kontext. Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben ist dann auch eher ein Drama, ein actionhungriges Publikum wird bei anderen Kriegstiteln mehr fündig.

Credits

OT: „Liv värt, Ett“
Land: Schweden, Frankreich
Jahr: 2025
Regie: Ahmed Abdullahi
Drehbuch: Mona Masri, Oliver Dixon
Vorlage: Magnus Ernström
Musik: Karl Frid, Pär Frid
Kamera: Johan Hannu
Besetzung: Edvin Ryding, Maxwell Cunningham, Toni Prince, Erik Enge, Johan Rheborg, Teodora Dragicevic, Alban Ukaj, Alena Dzebo, Lazar Dragojevic, Eva Porobić, Ivana Roščić

Bilder

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Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben
fazit
„Ein halbes Jahr wie ein ganzes Leben“ spielt während des Bosnien-Kriegs und erzählt aus der Sicht von vier schwedischen UN-Soldaten. Das ist eher Drama als Action und kümmert sich mehr um die Soldaten als die einheimische Bevölkerung. Sehenswert ist die autobiografisch gefärbte Serie aber, wenn sie vor Augen führt, was es heißt, im Krieg zu sein.
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von 10