
Eigentlich ist in Coeur d’Alene, einem kleinen Ort in Idaho, nicht viel los. Zumindest dachte das der FBI-Agent Terry Husk (Jude Law), als er sich dorthin versetzen ließ, um eine kleine Zweigstelle wiederzubeleben. Doch der Eindruck trügt, in der Nähe vergiftet der Hassprediger Richard Butler (Victor Slezak) die Menschen. Und dann sind da noch die Angriffe auf Pornokinos und die brutalen Banküberfälle, welche die Menschen in der Region in Angst und Schrecken versetzen. Während Husk und der junge Deputy Jamie Bowen (Tye Sheridan) der Sache nachgehen und herauszufinden versuchen, was und wer genau dahintersteckt, ist Bob Mathews (Nicholas Hoult) schon einen Schritt weiter. Schließlich arbeitet der Anführer einer rassistischen Terrorgruppe daran, eine Gesellschaft nach seinem streng weißen Weltbild aufzubauen – wozu auch der Sturz der Regierung gehört …
Die Geschichte einer realen Terrorgruppe
Wer aktuell die Ereignisse in den USA anschaut, dem kann schon etwas angst und bange werden: Terroristen werden begnadigt, rechtschaffene FBI-Agenten dafür verfolgt, ihre Arbeit zu machen. Da geht es nicht mehr darum, den Staat als Institution zu schützen, sondern ihn zu zerstören und nach eigenen Vorstellungen umzuinterpretieren. Da war es doch irgendwie passend, dass kurz vor der entscheidenden Wahl The Order in Venedig Premiere feierte, bei dem es um Menschen geht, die den eigenen Staat zum Feindbild haben und eine rein weiße Gesellschaft aufbauen wollen, in der niemand etwas zu suchen hat, der irgendwie anders ist. Hass und Gewalt werden zelebriert und als gottgewollt dargestellt – oder das was in solchen Fällen eben als Gott verkauft wird.
Dabei ist der Film, anders als etwa Civil War, keine direkte Reaktion auf aktuelle Veränderungen. Tatsächlich gab es Befürchtungen, dass die Ereignisse zu nahe an den gegenwärtigen Vereinigten Staaten war. Dabei basiert die Geschichte auf wahren Vorkommnissen, die rund vier Jahrzehnte zuvor stattgefunden haben. Genauer gab es Bob Mathews tatsächlich, der einer militanten Gruppe vorstand, die für die „weiße Rasse“ kämpfte und den titelgebenden Namen The Order hatte. Deren Machenschaften standen schon mehrfach im Mittelpunkt von Filmen, etwa in der TV-Produktion The Order – Kameradschaft des Terrors. Der Kinothriller Talk Radio handelte von einem Radiomoderator, der von diesen Männern ermordet wurde und auch hier einen Auftritt hat. Insofern ist das natürlich alles nicht wirklich neu, was hier erzählt wird, soll es aber auch gar nicht sein. Vielmehr wird das Historische hier zur Warnung vor dem, was da kommen mag.
Spannende Geschichtsstunde
Regisseur Justin Kurzel (Outlaws – Die wahre Geschichte der Kelly Gang, Assassin’s Creed) verzichtet jedoch darauf, einseitig moralisieren zu wollen und ganz auf betroffen zu machen. Auffallend ist beispielsweise, dass der Anführer der Terrorsekte keiner dieser geifernden Neonazis ist, die sich ständig in Rage reden. Mathews ist charismatisch, wirkt wie der nette Junge von nebenan – was seine Ansichten umso erschreckender macht. Immer wieder arbeitet The Order mit diesem Wechsel und den Widersprüchen, heile Familien und Barbarei liegen eng zusammen. Und auch bei den Guten wird es ambivalenter. Husk, eine fiktive Figur, die für den Film eingeführt wurde, kämpft zwar gegen die Neonazis. Ein strahlender Held ist der abgehalfterte FBI-Agent, der sich von der eigenen Familie entfremdet hat, jedoch kaum.
Sicher, als Figur ist das wenig originell. Der hierzulande per Amazon Prime Video veröffentlichte Thriller kann das aber durch die Besetzung ausgleichen. Sowohl Jude Law in der Rolle des strauchelnden einsamen Wolfs wie auch Nicholas Hoult, der wie kürzlich in Juror #2 sein Image als Nice Guy auf spannende Weise abwandelt, werten die Geschichte auf. Hinzu kommen packende Actionszenen. All das macht The Order zu einem sehenswerten Genrebeitrag, der sowohl als schockierendes Gesellschaftsporträt wie auch als reguläres Unterhaltungskino funktioniert. Insofern ist es etwas schade, dass der Film bei uns nur versteckt veröffentlicht wurde, ihm nicht nur eine Kinoauswertung verweht geblieben ist, sondern auch von Amazon verschwiegen wurde.
OT: „The Order“
Land: Kanada
Jahr: 2024
Regie: Justin Kurzel
Drehbuch: Zach Baylin
Vorlage: Kevin Flynn, Gary Gerhardt
Musik: Jed Kurzel
Kamera: Adam Arkapaw
Besetzung: Jude Law, Nicholas Hoult, Tye Sheridan, Jurnee Smollett, Alison Oliver, Marc Maron, Victor Slezak
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)