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© Roger Arpajou/Les Films du Poisson/2020

Für immer und ewig

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„Für immer und ewig“ // Deutschland-Start: 22. Mai 2024 (arte)

Inhalt / Kritik

Nichts hatte im Vorfeld darauf hingewiesen. Und doch ist Clarisse (Vicky Krieps) fort, als ihr Mann Marc (Arieh Worthalter) und die beiden Kinder Lucie (Anne-Sophie Bowen-Chatet) und Paul (Sacha Ardilly) morgens aufstehen. Aus heiterem Himmel hat sie ihre Koffer gepackt und ist gegangen, als die anderen noch schliefen. Die können sich das seltsame Verhalten von Clarissa nicht erklären, sind fest davon überzeugt, dass sie nur kurz weg sein wird. Doch aus Stunden werden Tage und Wochen, Monate und Jahre. Während sie alles hinter sich gelassen hat, bleibt dem Rest der Familie nichts anderes übrig, als ohne sie weiterzumachen. Bis Clarissa erneut eine Entscheidung trifft und zurückkehrt. Aber da scheint es längst zu spät zu sein …

Eine geheimnisvolle Geschichte

Als Schauspieler ist Mathieu Amalric schon zu größerem Ruhm gekommen, ob in seiner Heimat Frankreich oder international. So war er als Gegenspieler in James Bond 007: Ein Quantum Trost zu sehen, drehte mit Steven Spielberg und Wes Anderson. Parallel dreht er aber auch immer mal wieder selbst Filme. Tatsächlich fing er schon Mitte der 1980er damit an, auch wenn es nach den anfänglichen Kurzfilmen dauerte, bis er auch große Filme in Angriff nahm. Unter anderem inszenierte das französische Multitalent das Krimidrama Das blaue Zimmer sowie Barbara, das sich dem Leben der gleichnamigen französischen Chansonsängerin annähert. Mit Für immer und ewig meldete er sich 2021 nach einigen Jahren Pause zurück und präsentierte seinen achten Langfilm, bei dem er auf dem Regiestuhl Platz nimmt.

Wer die obigen Filme kennt, weiß bereits, dass Amalric ein Faible für ungewöhnliche Erzählstrukturen hat. So beginnt Das blaue Zimmer mit einem Verhör, ohne zu verraten, worum es geht. Erst nach und nach kristallisiert sich heraus, welche Geschichte erzählt wird. Bei Barbara wiederum sehen wir den Dreh eines fiktionalen Biopics über die Sängerin, wo die Grenzen zwischen verschiedenen Ebenen zunehmend verschwimmen. Wenig überraschend ist dann auch an Für immer und ewig mehr dran, als man meinen könnte. Anfangs meint man noch, dass das hier ein geradliniges Drama ist über eine Mutter, die ihre Familie verlassen hat. Ein bisschen wie der Mittelteil von The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit, wo eine frustrierte Hausfrau alles hinter sich lassen will.

Die späte Tragik

Es dauert aber nicht lang, bis erste Irritationen in der Geschichte auftauchen. Schon der Einstieg, wenn die Protagonistin gut gelaunt davonfährt, passt nicht wirklich. Auch das Verhalten der Familie wirft Fragen auf. Zudem baut Für immer und ewig ein paar Anspielungen ein, bei denen man zunächst nicht versteht, nicht verstehen kann, was sie zu bedeuten haben. Es gibt auch wieder mehrere Ebenen, die nicht so leicht voneinander zu trennen sind. Das wird nicht allen gefallen. Das Drama, welches 2021 in Cannes Premiere feierte und anschließend auf mehreren Festivals zu sehen war, macht es dem Publikum alles andere als einfach. Nicht wenige werden vorzeitig den Film abbrechen, frustriert von der konfusen Handlung. Erst mit der Zeit legt Amalric die Karten auf den Tisch.

Während die eingangs genannten Filme aber nie wirklich für die vielen Hindernisse belohnen, letztendlich damit unbefriedigend bleiben, hat die Adaption des Theaterstücks Je reviens de loin von Claudine Galea durchaus etwas zu bieten. Für immer und ewig deutet zwar schon früher an, dass die Geschichte mit irgendeinem Unglück verbunden sein muss. Doch erst später wird klar, was das genau ist und wie das mit dieser seltsam unfassbaren Erzählung zusammenhängt. Ein solcher Drahtseilakt kann schnell danebengehen. Glücklicherweise kann Amalric hier aber auf seine Hauptdarstellerin Vicky Krieps (Corsage) zählen, die sicher zu den interessantesten derzeitigen Schauspielerinnen Europas gezählt werden darf. Ihr gelingt es, die Brüche der Figur herauszuspielen, sowohl in den unbekümmerten Momenten wie auch den harten, wenn sich die eigentliche Tragik herauskristallisiert und man tief benommen von diesem traumwandlerischen Drama erwacht.

Credits

OT: „Serre-moi fort“
IT: „Hold Me Tight“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Mathieu Amalric
Drehbuch: Mathieu Amalric
Vorlage: Claudine Galea
Kamera: Christophe Beaucarne
Besetzung: Vicky Krieps, Arieh Worthalter, Anne-Sophie Bowen-Chatet, Sacha Ardilly, Juliette Benviniste, Aurèle Grzesik

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 2022 Beste Hauptdarstellerin Vicky Krieps nominiert
Bestes adaptiertes Drehbuch Mathieu Amalric nominiert

Filmfeste

Cannes 2021
Filmfest Hamburg 2021
Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2021
International Film Festival Rotterdam 2022

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Für immer und ewig
fazit
Wie schon die letzten Regiearbeiten von Mathieu Amalric ist auch „Für immer und ewig“ ein erzählerisch gewöhnungsbedürftiges Werk, bei dem Ebenen schnell miteinander verschmelzen. Dieses Mal lohnt sich aber das Dranbleiben, wenn die Adaption eines Theaterstücks die Karten auf den Tisch legt und man benommen von diesem traumwandlerischen Drama erwacht.
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