Abigail

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Abigail
„Abigail“ // Deutschland-Start: 18. April 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Der Auftrag schien eigentlich nicht sehr schwierig zu sein. Joey (Melissa Barrera), Frank (Dan Stevens), Sammy (Kathryn Newton), Rickles (William Catlett), Peter (Kevin Durand) und Dean (Angus Cloud) sollen gemeinsam die Tochter eines vermögenden Mannes kidnappen, welche gegen einige Millionen wieder eingetauscht werden soll. Im Großen und Ganzen klappt das auch: Mit Abigail (Alisha Weir) im Schlepptau machen sie sich auf den Weg zu einem verlassenen Landhaus, in dem sie das Mädchen einen Tag lang festhalten sollen. Im Anschluss werden sie wieder getrennte Wege gehen, um eine beträchtliche Summe reicher. Das zumindest war der Plan. Aber es kommt anders. Nicht nur, dass der Vater nicht einfach nur ein beliebiger reicher Mann ist. Es treibt sich zudem jemand im Haus herum, der es auf die Verbrecherbande abgesehen hat …

Wenn Verbrecher zu Gejagten werden

Nachdem die zum Regie-Kollektiv Radio Silence gehörenden Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett in den ersten Jahren viel im Found-Footage-Horror-Segment unterwegs waren, unter anderem Devil’s Due – Teufelsbrut inszenierten, haben die beiden inzwischen ihre Berufung mit humorvolleren Genrebeiträgen gefunden. So wurden sie einem größeren Publikum durch das spaßige Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot bekannt, bei dem eine Hochzeitsfeier mit einem tödlichen Versteckspiel endet. Anschließend drehten sie Scream und Scream VI, verhalfen damit dem totgesagten Franchise wieder neues Leben. Das weckt natürlich gewisse Erwartungen. Zumindest inhaltlich werden diese mit ihrem nächsten Streich Abigail auch erfüllt, wenn der Film dem Erfolgsrezept der beiden folgt.

Ein Franchisebeitrag in dem Sinne ist das hier nicht. Wohl aber gibt es eine klassische Vorlage. So gab es in den letzten Jahren mehrere Horrorfilme, die sich auf die legendären Universal Classic Monsters aus den 30ern bis 50ern beziehen. Vor allem der Vergleich zu Renfield drängt sich auf. Nicht nur, dass beide Filme viel mit Humor arbeiten. Es geht auch – Vorsicht Spoiler – in beiden um Vampire. Wobei Abigail sich ziemlich lang Zeit lässt, bis die untote Katze mal aus dem Sack ist. Anfangs sieht es so aus, als würde es hier „nur“ um eine dysfunktionale Verbrecherbande gehen, dessen Coup völlig in die Hose geht. Erst mit der Zeit wird klar, dass die Geschichte ins Übernatürliche geht und es kein menschliches Wesen ist, welches in dem Haus Jagd auf die Truppe macht.

Spaß durch Spielfreude

Das ist nicht die einzige Wendung, welche das Drehbuchduo Stephen Shields und Guy Busick da eingebaut hat. Man sollte in der Hinsicht aber keine zu großen Erwartungen haben. Zwar geht es richtig turbulent zu, die Ereignisse überschlagen sich regelmäßig. Wirklich überraschend ist das jedoch weniger. Vielmehr gibt es ganz viele Referenzen, wenn diverse Horrorbeiträge durchgenommen werden. Dazu wird noch Agatha Christies Klassiker Das letzte Wochenende hervorgekramt, schließlich werden nach und nach in einem abgelegenen Haus Verbrecher abgemurkst. Das wird nicht ganz so exzessiv wie bei Scream, das zuweilen zu einer Zitatsammlung verkommt. Aber man merkt schon, dass Abigail ein Film von Fans für Fans ist.

Die können hier dann auch Spaß haben, sofern sie keinen ernsten Genrebeitrag erwarten. Der Beitrag gefällt durch ein stimmungsvolles Setting, überzeichnete Figuren und ein sehr spielfreudiges Ensemble, welches sich voll und ganz in diese Albernheit und jede Menge Kunstblut stürzt. Während einige davon verlässliche Größen sind, die schon in mehreren solcher Werke mitgewirkt haben, ist Alisha Weir eine echte Entdeckung. Talent hat sie zuvor schon in anderen Filmen bewiesen, darunter als Titelfigur Roald Dahls Matilda – Das Musical. In ihrer Darstellung des vermeintlich harmlosen Entführungsopfers zeigt sie jedoch eine geradezu furchterregende Vielseitigkeit, die neugierig macht auf die weitere Laufbahn der Nachwuchsdarstellerin.

Credits

OT: „Abigail“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett
Drehbuch: Stephen Shields, Guy Busick
Musik: Brian Tyler
Kamera: Aaron Morton
Besetzung: Melissa Barrera, Dan Stevens, Kathryn Newton, William Catlett, Kevin Durand, Angus Cloud, Alisha Weir, Giancarlo Esposito

Bilder

Trailer

Interviews

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir konnten gleich zwei Interviews zu Abigail führen. Zum einen sprechen wir mit Dan Stevens und Kathryn Newton, die Mitglieder der unglücklichen Verbrecherbande spielen. Und auch die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett haben uns einige Fragen beantwortet.

Dan Stevens / Kathryn Newton [Interview]

Matt Bettinelli-Olpin / Tyler Gillett [Interview]

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Abigail
fazit
Anfangs meint man noch, „Abigail“ sei einer dieser Filme, die primär von unfähigen Verbrechern handeln, die sich übernommen haben – bis auf einmal eine übernatürliche Komponente hinzukommt. Das macht Spaß, sofern man keinen ernstzunehmenden Horrorfilm erwartet. Vielmehr ist das alles bewusst albern, was dank des spielfreudigen Ensembles aber gut funktioniert.
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