The Eternal Daughter
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The Eternal Daughter

The Eternal Daughter
„The Eternal Daughter“ // Deutschland-Start: 31. August 2023 (Paramount+)

Inhalt / Kritik

Es ist noch nicht lange her, dass ihr Vater gestorben ist. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, beschließt die Filmemacherin Julie Hart (Tilda Swinton), zusammen mit ihrer betagten Mutter Rosalind (ebenfalls Tilda Swinton) wegzufahren und einige Tage auszuspannen. Wobei Julie diese Gelegenheit auch nutzen will, um an einem Film über ihre Mutter zu arbeiten. Zu diesem Zweck hat sie sich eine ganz besondere Unterkunft ausgesucht: Sie sollen in einem Hotel absteigen, das früher einmal das Zuhause von Rosalind war. Ganz so einfach wie erhofft ist das Unterfangen aber nicht. Schließlich sind viele nicht so schöne Erinnerungen mit dem Haus verbunden, die nun wieder an die Oberfläche kommen. Und dann wären da noch die unheimlichen Geräusche, die Julie aus der Fassung bringen …

Das Hotel als Ort des Grauens

Eigentlich sind Hotels ja dafür da, dass man sich in ihnen entspannt und Kräfte für den Alltag sammelt. Das hindert aber Filmschaffende nicht daran, diese Orte auch anderweitig zu benutzen und irgendwelche Schauergeschichten drumherum zu erzählen. Der berühmteste Horrorfilm mit einem solchen Setting dürfte Shining sein, der Klassiker von 1980 nach dem Roman von Stephen King. Aber auch Schlaf und Shelter – You Will Die To Stay Here nahmen die Hauptfiguren und damit das Publikum mit in abgelegene Hotels, wo rätselhafte bis unheimliche Erfahrungen warten. Wenn wir zu Beginn von The Eternal Daughter wiederholt einem solchen Hotel einen Besuch abstatten, werden unweigerlich Erwartungen geweckt. Umso mehr, da über dem Gebäude ein dichter Nebel liegt, wie man ihn aus klassischen Genrebeiträgen kennt.

Aber auch innerhalb des Schauplatzes kommt es zu Vorkommnissen, die unheimlich bis mysteriös wirken. Dass Julia beispielsweise Geräusche hört, die sonst niemand wahrnimmt, ist bewährtes Material. Hinzu kommt, dass außer den beiden Protagonistinnen nie jemand im Hotel zu sehen ist, obwohl dieses laut der Rezeptionistin – eine der wenigen anderen Figuren – gut gefüllt sein soll. Die menschenleeren Gänge tragen zu einer sehr dichten surrealen Atmosphäre bei, die neugierig macht auf das, was da noch kommen mag. The Eternal Daughter mag an den Stellen nicht originell sein, da ist erst einmal nichts, was man nicht woanders schon gesehen hat. Effektiv ist es aber durchaus, ein schönes Schauermärchen, das derart stark im Horror von einst verwurzelt ist, dass man streckenweise vergisst, es mit einem Film von 2022 zu tun zu haben.

Beziehungsdrama statt Horror

Und doch trügt der Ersteindruck. So nutzt Regisseurin und Drehbuchautorin Joanna Hogg (The Souvenir) zwar ausgiebig die Versatzstücke solcher Werke, verfolgt aber ein anderes Ziel. So geht es in The Eternal Daughter weder um irgendwelchen Schrecken, der in dem Hotel wartet. Es gibt auch nicht wirklich irgendwelche Geheimnisse, die zu lüften sind. Da ist zwar eine Wendung, die alles in ein etwas anderes Licht rückt. Diese kommt jedoch nicht sonderlich überraschend, darum geht es hier überhaupt nicht. Stattdessen steht die Beziehung der beiden Frauen im Mittelpunkt, aber auch die Frage, wie Erfahrungen von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Das spielt gerade in den Szenen eine Rolle, wenn sich Rosalind öffnet und über ihre Erlebnisse als Kind spricht. Sowohl die Mutter wie auch die Tochter mit Swinton zu besetzen, war da schon ein guter Einfall.

Das Ergebnis geht durchaus zu Herzen. Das Drama, welches bei den Filmfestspielen von Venedig 2022 Weltpremiere hatte, ist ein tieftrauriger Film um Verluste und Ängste, über vergebliche Annäherungen und den Kampf mit Erwartungen. Dass sich Hogg dabei wenig um die des Publikums schert, wird ihr nicht immer Sympathiepunkte einbringen. Wer hier einschaltet, weil er einen spannenden Horrorfilm oder Mysterythriller erwartet, könnte frustriert oder gelangweilt sein. Selbst ein Publikum, das Arthouse-Horrorfilme wie Relic – Dunkles Vermächtnis mag, könnte das zu wenig sein. Man muss The Eternal Daughter schon als das annehmen können, was es ist, ein Kammerspiel-Beziehungsdrama, das von einer schmerzlichen Aufbereitung erzählt. Davon, sich aus dem Nebel zu befreien und sich Wahrheiten zu stellen, die zu lange irgendwo begraben lagen.

Credits

OT: „The Eternal Daughter“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Joanna Hogg
Drehbuch: Joanna Hogg
Musik: Oliver Thiede
Kamera: Ed Rutherford
Besetzung: Tilda Swinton, Joseph Mydell, Carly-Sophia Davie

Trailer

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The Eternal Daughter
fazit
„The Eternal Daughter“ beginnt wie ein Horrorfilm, wenn Mutter und Tochter in einem vom Nebel gefangenen Hotel absteigen, wo einiges nicht zu stimmen scheint. Stattdessen handelt es sich hierbei um ein Drama, das von der Beziehung der beiden Figuren spricht, aber auch davon, wie die Vergangenheit an die nächste Generation weitergegeben wird.
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