Griechenland oder Der laufende Huhn
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Griechenland oder Der laufende Huhn

Griechenland oder Der laufende Huhn
„Griechenland oder Der laufende Huhn“ // Deutschland-Start: 6. Juli 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Eigentlich kann sich Johannes (Thomas Stipsits) nicht wirklich beklagen. Finanziell hat der Spätdreißiger ausgesorgt, wird er doch von seinen Eltern Christine (Mona Seefried) und Friedrich (Erwin Steinhauer) einmal das Hotel erben, in dem er bereits arbeitet. Außerdem steht die Hochzeit mit Julia (Katharina Straßer) an. Nur das mit der Selbstständigkeit will nicht klappen, wird er doch ständig von anderen bevormundet. Vor allem seine Mutter will bis ins kleinste Detail hinein sein Leben bestimmen, was er auch mit sich machen lässt. Als er jedoch erfährt, dass Friedrich gar nicht sein Vater ist, sondern ein kürzlich verstorbener Hippie, der in Griechenland lebte, fasst sich Johannes ein Herz. Er lässt einfach alles zurück und sucht in der Wahlheimat seines biologischen Vaters seine Wurzeln – und sich selbst …

Eine Reise mit Massenappeal

Auch wenn uns Österreich geografisch natürlich ganz nahe ist, filmisch hat man zuweilen das Gefühl, dass da ein unüberwindbarer Graben zwischen den Ländern liegt. So ist die Zahl der österreichischen Produktionen, die auch hierzulande erscheinen, nach wie vor sehr überschaubar. Klar gibt es einige namhafte Filmschaffende, die es immer nach Deutschland schaffen, sei es Jessica Hausner (Club Zero) von Ulrich Seidl (Sparta). Auch die Landkrimis, das österreichische Pendant zum Tatort, werden inzwischen regelmäßig bei uns ausgestrahlt. Aber es bleiben Ausnahmen, von den meisten Filmen bekommt man nichts mit. Griechenland oder Der laufende Huhn soll das ändern und reist mit beeindruckenden Zahlen an. Mehr als 250.000 Menschen haben die Komödie bislang in der Heimat gesehen, was sie zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres macht.

Warum so viele dabei sein wollten, wenn Johannes das südeuropäische Land erkundet, darüber lässt sich streiten. Einen Anteil daran dürfte das Urlaubsgefühl haben, welches solche Filme immer vermitteln. Nicht ohne Grund setzen viele Produktionen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf diesen Fernwehfaktor. Ob es nun Krimis sind oder das Herzkino, ganz viele spielen im Ausland und locken mit idyllischen Aufnahmen. Bei Griechenland oder Der laufende Huhn gibt es eine Menge davon. Wenn das Publikum gemeinsam mit dem Protagonisten durch die Gegend läuft, dabei die Einheimischen kennenlernt, dann hat das zuweilen etwas von einem Imagefilm, der auch vom Tourismusbüro hätte produziert werden können. Sonne, Meer, Essen und Musik, hier lässt sich gut der Alltag verbringen.

Man ist nie zu alt, um erwachsen zu werden

Wobei dem Film nicht gerecht würde, wenn man ihn allein darauf reduziert. Zum einen ist vor Ort nicht alles ideal. Tatsächlich muss Johannes irgendwann feststellen, dass die Einheimischen ihn genauso anlügen wie die Familie daheim. Im Zweifel ist man sich selbst am nächsten. Zum anderen ist da der Faktor der Loslösung und Selbstbehauptung. Griechenland oder Der laufende Huhn erzählt von einem Mann, der etwas spät noch lernt, auf eigenen Beinen zu stehen. Dazu darf man Coming-of-Age sagen, nur eben eines, das erst in den späten 30ern stattfindet. Das ist anfangs klar unbeholfen, das Publikum soll ja etwas zu lachen bekommen. Später gibt es dafür Wohlfühlszenen, damit die Menschen in den Kinosesseln glücklich nach Hause gehen.

Zuweilen ist das sogar zu gefällig. Griechenland oder Der laufende Huhn will nirgends anecken, will niemandem wehtun. Obwohl sich das Szenario durchaus für bissige Witze anbieten würde, wollte man das hier offensichtlich nicht. Auch der Culture-Clash-Faktor ist überraschend gering. Das ist alles betont harmlos. Dann und wann wird es etwas alberner und chaotischer, gerade auch bei den Nebenfiguren. Insgesamt plätschert das aber alles ein wenig vor sich hin. Zum Abschalten ist das gut, gerade auch im Zusammenspiel mit dem Setting. Die meisten dürften im Anschluss aber nur eine recht diffuse Erinnerung daran haben, was in dem Film eigentlich geschehen ist.

Credits

OT: „Griechenland oder Der laufende Huhn“
Land: Österreich
Jahr: 2022
Regie: Claudia Jüptner Jonstorff, Eva Spreitzhofer
Drehbuch: Thomas Stipsits, Iris Moizi, Eva Spreitzhofer
Musik: Iva Zabkar, Marios Koptsas Anastassiou
Kamera: Andreas Löv, Eva Testor
Besetzung: Thomas Stipsits, Claudia Kottal, Katharina Straßer, Erwin Steinhauer, Mona Seefried, Gery Seidl, Margarethe Tiesel, Andreas Vitásek, Kostas Antalopoulos

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über den Film erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Hauptdarsteller und Co-Autor Thomas Stipsits zu unterhalten. Im Interview zu Griechenland oder Der laufende Huhn sprechen wir über die Arbeit an der Komödie, seinen eigenen Werdegang und die Liebe zu Griechenland.

Thomas Stipsits [Interview]

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Griechenland oder Der laufende Huhn
fazit
„Griechenland oder Der laufende Huhn“ war in Österreich ein sensationeller Erfolg. Dabei ist die Komödie um einen unselbständigen Hotelerben, der in der Fremde seine Wurzeln und sich selbst sucht, nicht wirklich bemerkenswert. Da gibt es schöne Bilder und einen harmlosen Humor, aber nur wenig, an das man sich erinnern müsste.
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