Weißt du noch
© Majestic/Jürgen Olczyk

Weißt du noch

Weißt du noch
„Weißt du noch“ // Deutschland-Start: 21. September 2023 (Kino) // 8. Februar 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Mehr als 50 Jahre Ehe – das muss man erst einmal schaffen, ohne dass einem Tod oder Scheidung dazwischenkommen. Günter (Günther Maria Halmer) und Marianne (Senta Berger) haben es geschafft. Sie sind beide um die 80 Jahre alt und in ihrem Haus haben sich die gemeinsamen Erinnerungen aus mehreren Jahrzehnten angesammelt. Ihr Leben bewegt sich tagein, tagaus zwischen den gleichen Routinen. Einkaufen, kochen, regelmäßiges gemeinsames Kartenspielen mit den besten Freunden und viel zu seltene Besuche der beiden längst erwachsenen Kinder – wirklich Aufregendes oder Unvorhergesehenes hat die Ehe von Marianne und Günter schon lange nicht mehr zu bieten. Doch zumindest vorübergehend soll sich das ändern, wenn es nach Günter geht. Von seinem besten Freund erhält er zwei blaue Pillen, deren Wirkung phänomenal sein soll. Sämtliche alten, zum Großteil längst vergessenen Erinnerungen an junge Jahre sollen durch sie wiederhergestellt werden. Als Günter seiner Frau die Tabletten zum Hochzeitstag schenkt, ist Marianne skeptisch. Doch sie lässt sich auf das Experiment ein und das Paar unternimmt eine Reise in die Vergangenheit.

Ein eingespieltes Paar in den besten Jahren

Die Ausgangssituation klingt nach Science-Fiction. Doch wer nun erwartet, von den Bildern des Films auf eine Reise in die jungen Jahre des Ehepaares mitgenommen zu werden, der muss zumindest in dieser Hinsicht enttäuscht werden. Tatsächlich handelt es sich bei Weißt du noch um ein Kammerspiel, das zum größten Teil im Haus von Günter und Marianne spielt und in dem auch kaum weitere Figuren auftauchen. Die größte Nebenrolle hat Yasin El Harrouk als herrlich schwäbelnder Fernsehtechniker, der für seine Kundschaft nur das Beste will, aber Günter trotzdem fast um den Verstand bringt. Weißt du noch würde wunderbar als Bühnenstück funktionieren und bietet den beiden Hauptdarstellern 90 Minuten lang die Möglichkeit, die Bandbreite ihres schauspielerischen Könnens zu zeigen. Senta Berger und Günther Maria Halmer haben schon mehrmals ein Paar gespielt. Sie haben auch dieses Mal sichtlich Freude daran, sich gegenseitig die Bälle zuzuspielen und ihre Figuren mit all den Zankereien, aber auch in liebevollen Momenten zum Leben zu erwecken.

Unterstützt werden sie dabei von der heimlichen dritten Hauptfigur des Films, dem Haus. Nicht nur lässt sich ein Großteil der gemeinsamen Geschichte des Paares an all den Gegenständen ablesen, die sich über die Jahre darin angesammelt haben. Genau wie Günter und Maria ist auch das Haus etwas in die Jahre gekommen und muss hier und da ein wenig gewartet werden. Vor allem aber nutzt Regisseur Rainer Kaufmann (Und wer nimmt den Hund?) die Räumlichkeiten bestmöglich, lässt seine beiden Figuren sich von Raum zu Raum bewegen und wählt mit seinem Kameramann Martin Farkas immer wieder interessante Bildausschnitte, so dass nie ein Gefühl der Enge aufkommt.

Emotionale Reise durch die Höhen und Tiefen

Darstellerleistungen, Schauplatz und Regie sind also hervorragend. Sie alle bauen jedoch auf dem besten Element dieses Films auf – dem grandiosen Drehbuch von Martin Rauhaus. Brillant erzählt es die gesamte Geschichte von Marianne und Günter allein über deren Dialoge. Vom ersten Kennenlernen bis hin zu späteren, problematischen Phasen ihrer Ehe vermittelt einem der Film auf diese Weise Szene für Szene die über 50-jährige gemeinsame Vergangenheit des Paares. Nicht wenige Zuschauer werden sich von der Dynamik zwischen Marianne und Günter mit ihren kleinen Sticheleien an die eigenen Eltern erinnert fühlen. Scheinbar mühelos wechseln sich hier traurige, liebevoll-romantische und ernste Szenen ab, die alle zusammen die Facetten eines langen gemeinsamen Lebens bilden. Nach Filmende hat man das Gefühl, selbst bei all den wichtigen Stationen im Leben des Ehepaares dabei gewesen zu sein.

Ob Mariannes und Günters Reise in Erinnerungen an alte Zeiten tatsächlich durch die Wunderwirkung einer kleinen blauen Pille ausgelöst wurden, ist dabei am Ende gar nicht mehr wichtig. Weißt du noch nimmt einen mit auf eine emotionale Reise, an die Zuschauer jeden Alters Anknüpfungspunkte finden und bei der nach allen Höhen und Tiefen deutlich wird, wie sehr sich Marianne und Günter immer noch lieben.

Credits

OT: „Weißt du noch“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Rainer Kaufmann
Drehbuch: Martin Rauhaus
Musik: Gerd Baumann
Kamera: Martin Farkas
Besetzung: Senta Berger, Günther Maria Halmer, Yasin El Harrouk

Bilder

Trailer

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Weißt du noch
fazit
Aufbauend auf einem grandiosen Drehbuch zeichnet „Weißt du noch“ in 90 Minuten detailliert die über fünf Jahrzehnte lange Geschichte eines Paares nach. Unter anderem die Darsteller in Höchstform machen dies für das Publikum zu einem mal romantischen, mal ernsten und mal sentimentalen Genuss.
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