The Hanging Sun Sky Wow
© Sky UK Limited

The Hanging Sun

The Hanging Sun Sky Wow
„The Hanging Sun“ // Deutschland-Start: 30. Januar 2023 (Sky/Wow)

Inhalt / Kritik

John (Alessandro Borghi) hat genug. Genug von seinem Vater (Peter Mullan), der eine Verbrecherorganisation leitet. Genug von der Gewalt, der er ausgesetzt war und die er selbst auf Druck der Familie ausüben sollte. Und so reist er in den Norden bis in ein kleines abgelegenes Dorf, wo er sich vor den anderen verstecken und ein neues Leben beginnen möchte. Dabei macht er die Bekanntschaft von Lea (Jessica Brown Findlay), die gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn Caleb (Raphael Vicas) lebt. Auch sie hat eine düstere Vergangenheit, immer wieder wurde sie von ihrem Mann misshandelt, bis der verschwand. Während die zwei sich mit der Zeit näherkommen, hält sich bei dem Rest des Dorfs die Begeisterung über die Ankunft des Fremden in Grenzen. Vor allem Leas Vater Jacob (Charles Dance), dem örtlichen Pfarrer, ist der Neuankömmling ein Dorn im Auge …

Kurios besetzte Romanadaption

Auch wenn Jo Nesbø natürlich noch deutlich mehr Romane geschrieben hat, so ist der norwegische Autor doch vor allem für seine Bücher rund um den Hauptkommissar Harry Hole bekannt, der 2017 in Schneemann einen Auftritt im Kino hatte. Schon früher schaffte es seine Kinderbuchreihe um den eigenwilligen Erfinder Doktor Proktor auf die große Leinwand in Form des Familienfilms Doktor Proktors Pupspulver (2014). Bislang unberücksichtigt blieb die dritte Reihe Blood on Snow, die sich um Auftragskiller dreht. Zwar sollte der erste Band Der Auftrag verfilmt werden, sogar als große Hollywoodproduktion. Doch daraus wurde nichts. Immerhin, Jahre später wurde nun der zweite Band Das Versteck unter dem Titel The Hanging Sun verfilmt.

Kurioserweise geschah dies als britisch-italienische Coproduktion, was zu einer Reihe eigenwilliger Besetzungen geführt hat. Zumindest ist es ein bisschen schwierig, den Schauplatz als kleinen norwegischen Ort zu akzeptieren, wenn dort fast ausschließlich ein britisches Ensemble zum Einsatz kommt. Wenn Sohn Caleb mit einem vornehmen englischen Akzent spricht, wird das irgendwie mit seinem Stottern in Verbindung gebracht, was keine besonders plausible Erklärung ist. Die Hauptrolle wiederum wird von einem Italiener übernommen – auch nicht sonderlich skandinavisch. Glücklicherweise wird in The Hanging Sun aber nur sehr wenig gesprochen, wodurch diese Eigenheiten nicht ganz so schlimm auffallen und nur gelegentlich für Irritationen sorgen. Die Besetzung selbst ist dabei grundsätzlich gut gewählt. Dass sich Alessandro Borghi auf schweigsame Charaktere versteht, hat er zuletzt schließlich in Acht Berge bewiesen.

Mehr Drama als Thriller

Die eigentliche Hauptfigur ist ohnehin die Gegend. The Hanging Sun nimmt uns mit an einen Ort, an dem die Sonne nie so wirklich aufzugehen scheint. Es wird aber auch nicht richtig dunkel. Stattdessen treiben wir in einem fortlaufenden Dämmerzustand dahin, mit viel Grau und Schatten. Das ist sicherlich keine übermäßig subtile Methode, um zu demonstrieren, wie trübe es im Leben der Figuren aussieht. Man kann auch nicht behaupten, dass sonderlich viel in die Figurenzeichnung an sich investiert wurde. Die meisten davon sind lediglich Stereotypen, sofern es überhaupt zu etwas reicht, das Wiedererkennungswert hat. Am interessantesten ist noch Jon. Zwar ist auch das Motiv eines Verbrechers, der aussteigen möchte, nicht unbedingt das originellste. Einen Killer, der mit Gewalt seine Probleme hat, ist aber zumindest eine seltenere Variante.

Dadurch sind immer mal wieder sehenswerte Momente dabei. Allerdings sollte man dabei nicht die große Spannung erwarten. Der Sky Exklusivtitel, der als Abschlussfilm der Filmfestspiele von Venedig 2022 Premiere feierte, ist über weite Strecken mehr Drama als Thriller. Brenzlige Szenen sind zwar dabei, wenn sowohl Jon wie auch Lea von ihrer Vergangenheit verfolgt werden. Beide kennen sie Gewalt aus ihren jeweiligen Vorgeschichten. The Hanging Sun läuft aber mehr darauf hinaus, wie sich beide von diesen emanzipieren und ein neues Leben beginnen. Wer nichts gegen ruhige Genrebeiträge hat, bei denen die Figuren mit sich selbst beschäftigt sind, kann hier einen Blick riskieren. Nicht wenige dürften aber von einer Auftragskiller-Geschichte mehr erwarten und sich hierbei langweilen.

Credits

OT: „The Hanging Sun“
Land: Italien, UK
Jahr: 2022
Regie: Francesco Carrozzini
Drehbuch: Stefano Bises
Vorlage: Jo Nesbø
Musik: Andrea Farri
Kamera: Nicolaj Bruel
Besetzung: Alessandro Borghi, Jessica Brown Findlay, Sam Spruell, Frederick Schmidt, Raphael Vicas, Peter Mullan, Charles Dance

Bilder

Trailer

Filmfeste

Venedig 2022

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The Hanging Sun
fazit
„The Hanging Sun“ begleitet einen Auftragskiller, der sich in einem kleinen abgelegenen Dorf vor seiner Vergangenheit versteckt und dabei einer Frau näherkommt, die ebenfalls ihr Päckchen zu tragen hat. Atmosphärisch ist das gelungen, der Film zeigt einen Ort im ewigen Dämmerzustand. Sonderlich spannend ist die Romanadaption aber nicht.
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