Rheingold
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Rheingold
„Rheingold“ // Deutschland-Start: 27. Oktober 2022 (Kino) // 30. März 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Schon früh ging es im Leben von Giwar Hajabi (Ilyes Raoul) drunter und drüber. So floh seine Familie zunächst aus dem Iran in den Irak, wo sie ins Gefängnis kam. Später ging es weiter nach Deutschland, wo sein Vater Eghbal Hajabi (Kardo Razzazi), der in ihrer Heimat ein berühmter Komponist war, eine Stelle als Dirigent an der Bonner Oper erhält. Langsam scheint es so für sie bergauf zu gehen. Doch dann verlässt Eghbal seine Frau Rasal (Mona Pirzad) und die Kinder. Giwar gerät im Anschluss immer mehr auf die schiefe Bahn. Und auch als Erwachsener (jetzt: Emilio Sakraya) neigt er zu Verbrechen, träumt gleichzeitig aber auch von einer Laufbahn als Rapper …

Zwischen Musik und Verbrechen

Es gibt Lebensgeschichten, die sind so irre, dass man sich sicher ist: Die muss jemand erfunden haben! So auch bei Xatar, der als Rapper an der Spitze der deutschen Albumcharts stand, es gleichzeitig durch seine kriminellen Machenschaften in die Nachrichten schaffte. Zugegeben, Rap und Verbrechen, das ist keine ganz seltene Kombination. Zahlreiche berühmte Vertreter dieser Musikrichtung haben entweder einen kriminellen Hintergrund oder taten zumindest so als ob. Doch bei dem gebürtigen Iraner, der später in Deutschland zum Star wurde, ist die Verbindung aus beidem mit so ungewöhnlichen Geschichten verbunden, dass das nach einem Film geradezu schreit. Zumindest war Regisseur und Drehbuchautor Fatih Akin der Ansicht und widmete ihm mit Rheingold ein eigenes Biopic.

Wobei er sich dabei auf den Teil der Biografie konzentriert, in dem Xatar noch Giwar Hajabi hieß und von beeindruckenden Erfolgen weit entfernt war. Diesen erzählt er mehr oder weniger chronologisch. Nur anfangs erlaubt er sich einen großen Sprung in die Zukunft und greift auf einen in Filmen immer wieder gern verwendeten Trick zurück: Akin beginnt mit einer besonders krassen Szene, die beim Publikum Neugierde wecken soll, wie es dazu kam und was hinter allem steckt. Schon da spricht er auch das Gold an, welches Rheingold seinen Namen gab. Was es mit diesem auf sich hat, wird dabei nicht klar. Wer nicht zufällig mit dem Lebenslauf von Giwar vertraut ist oder anderweitig von dem spektakulären Fall erfahren hat, tappt erst einmal im Dunkeln – und wird dies sehr lange tun.

Unterhaltsam und gut gespielt

Stattdessen handelt es sich bei dem Drama, welches auf dem Filmfest Hamburg 2022 Premiere feierte, über weite Strecken um eine Coming-of-Age-Geschichte, verbunden mit dem Porträt einer Familie bzw. der frühen 80er. So sind wir „live“ dabei, wie im Iran die Revolution eine ganze Gesellschaft auf den Kopf stellt und die Arbeit für ein Orchester auf einmal eine Todsünde ist. Auch die Situation im Irak sowie die Anpassungsschwierigkeiten in Europa werden ausführlicher behandelt. Ein Großteil von Rheingold ist aber der kriminellen Laufbahn des jungen Flüchtlings gewidmet, vom Verkauf von Pornos über Drogengeschäfte bis zu dem besagten Vorfall mit dem Gold. Gleichzeitig verkauft Akin seinen Protagonisten als jemanden, der durchaus Idol-Potenzial hat. Der auch durch seine Unverfrorenheit imponiert.

Das funktioniert, weil Emilio Sakraya (One Night Off, Kalte Füße) diese Gratwanderung beherrscht, gleichzeitig humorvoller Lausbub und brutaler Schläger sein kann und sich auf diese Weise von seinem Schönlingsimage emanzipiert. Dass der Film trotz der wechselnden Tonalitäten und damit verbundener Widersprüche als in sich stimmiges Porträt durchgeht, hat er auch maßgeblich dem Hauptdarsteller zu verdanken. Umso erstaunlicher ist, dass der Schauspieler, der dieses Jahr sein zweites Album 1996 veröffentlicht hat, in Rheingold musikalisch so wenig in Erscheinung tritt. Dass Giwar von einer Karriere im Hip-Hop träumt, wird zwar erwähnt. Es gibt auch ein paar gemeinsame Szenen mit Denis Moschitto, der als dauerrauchender Maestro zu seinem Vorbild wird. Akin scheint sich für den Aspekt aber weniger zu interessieren. Wer ein Gesamtbild von Xatar erhofft, der zudem auch unternehmerisches Geschick bewiesen hat, dürfte daher etwas enttäuscht sein. Unterhaltsam ist das Biopic aber ohne Zweifel, gerade auch in den Szenen, an den man den eigenen Augen und Ohren kaum glauben mag.

Credits

OT: „Rheingold“
Land: Deutschland, Niederlande, Marokko, Mexiko
Jahr: 2022
Regie: Fatih Akin
Drehbuch: Fatih Akin
Vorlage: Xatar
Musik: Giwar Hajabi
Kamera: Rainer Klausmann
Besetzung: Emilio Sakraya, Mona Pirzad, Kardo Razzazi, Ilyes Raoul, Sogol Faghani, Hüseyin Top, Arman Kashani, Eno, Denis Moschitto, Adam Bousdoukos, Uğur Yücel

Bilder

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Deutscher Filmpreis 2023 Bester Film Nominiert

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Rheingold
fazit
„Rheingold“ erzählt die spannende Lebensgeschichte von Xatar, der sowohl als Rapper wie auch als Verbrecher Bekanntheit erlangte. Der Fokus liegt im Film etwas stark auf der kriminellen Laufbahn, während die Musik ein Nebenprodukt bleibt. Unterhaltsam ist das Biopic aber ohne Zweifel.
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