Legenden der Leidenschaft Legends of the Fall Tv Fernsehen arte DVD Mediathek
© Sony Pictures

Legenden der Leidenschaft

Legenden der Leidenschaft Legends of the Fall Tv Fernsehen arte DVD Mediathek
„Legenden der Leidenschaft“ // Deutschland-Start: 30. März 1995 (Kino) // 10. Februar 2011 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die drei Brüder Tristan (Brad Pitt), Alfred (Aidan Quinn) und Samuel (Henry Thomas) wachsen Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit ihrem Vater Colonel William Ludlow (Anthony Hopkins) in den Bergen Montanas auf. Dort führen sie ein Leben im Einklang mit der Natur. Doch die Idylle ist eines Tages vorbei: Als Samuel, der Jüngste der drei, sich freiwillig für den Ersten Weltkrieg meldet, folgen ihm die beiden älteren, um ihn zu beschützen. Nach ihrer Rückkehr wird nichts mehr so sein wie zuvor, nicht zuletzt wegen Susannah (Julia Ormond). Samuel hatte diese zuvor beim Studium kennengelernt, sich mit ihr verlobt und mit auf die Ranch der Familie genommen, wo sich später auch die beiden Brüder in sie verlieben werden …

Schmachtfaktor Rebell

Es ist kaum zu glauben, aber es gab mal eine Zeit, als Brad Pitt noch kein Filmstar war. Es dauerte auch eine ganze Weile, bis er den Durchbruch schaffte. Klar, er spielte im Kult-Roadmovie Thelma & Louise (1991) mit oder auch Aus der Mitte entspringt ein Fluss (1992). Es gab also schon eine Reihe von Möglichkeiten, bei denen man den US-Amerikaner hatte kennenlernen können. Doch erst Ende 1994 katapultierte sich Pitt – damals bereits Anfang dreißig – mit dem Doppelschlag Interview mit einem Vampir und Legenden der Leidenschaft in die erste Reihe Hollywoods, wo er bis heute zu finden ist. Dass daran sein Aussehen einen nicht zu unterschätzenden Anteil hatten, ist unstrittig. Tatsächlich dürfte es in erster Linie dieser Schmachtfaktor gewesen sein, der Millionen von Menschen berührte.

Wobei die Beschreibung von Tristan als einem naturliebenden Rebellen in Legenden der Leidenschaft klar ebenfalls ihren Anteil daran hatte. Die beiden Brüder von ihm waren intelligent, fleißig und solide. Sie sahen auch gut aus. Tatsächlichen Nervenkitzel gibt es dann aber doch vor allem bei dem Bruder mit den langen Haaren, der schon mal einem Bären die Kralle abschneidet und natürlich eine total gequälte Seele ist. Das lässt sich immer gut verkaufen, dachte sich Jim Harrison, auf dessen Novelle der Film basiert. Frauen stehen insgeheim auf Bad Boys, so will es ein Klischee. Tristan geht in diese Richtung, ohne aber tatsächlich schlecht zu sein. Aber doch zumindest abgründig genug, damit das manche als Tiefgang missverstehen und davon total fasziniert sein können.

Manipulativer Bombast mit schönen Bildern

Was dem Film an differenzierter Figurenzeichnung mangelt, das macht er durch Bombast wieder wett. Regisseur Edward Zwick (Der letzte Samurai, Unbeugsam – Defiance) inszeniert das Familiendrama als überlebensgroßes Ereignis und scheut dabei vor nichts zurück. Hier ist alles größer und weiter, ist dicker aufgetragen. Allein schon die völlig ungeniert manipulative Musik von Komponistenlegende James Horner (Titanic) lässt kaum eine Sekunde ungenutzt, um das Publikum unter einem dicken Teppich zu begraben. Leise Zwischentöne haben in diesem konstanten Gedröhne natürlich keine Chance. Die wollte die Zielgruppe aber auch gar nicht. Legenden der Leidenschaft richtet sich an Zuschauer und Zuschauerinnen, die gern alles ein bisschen mächtiger und epischer vorziehen und für die Kitsch keine Beleidigung, sondern ein Qualitätsmerkmal ist.

Diese Zielgruppe bekommt hier jede Menge geboten, weshalb die Urteile zum Film auch enorm schwanken, von Entsetzen bis zu Begeisterung. Richtig viel zu sagen hat die Geschichte zwar nicht, sieht man einmal von dem Einsatz für die Urbevölkerung Amerikas ab – 1994 keine Selbstverständlichkeit. Aber es passiert zumindest genug, um damit irgendwie zwei Stunden zu füllen, zumal sich die Handlung über Jahrzehnte erstreckt. Unstrittig auf der Plusseite sind während dieser Langzeitbetrachtung die Landschaftsaufnahmen, welche Tristans Liebe zur Natur spiegeln. Man darf hier aus der sicheren Distanz des heimischen Sofas davon träumen, ein ganz ursprüngliches, echtes Leben führen zu können. Das ist dann zwar ebenso oberflächlich und manipulativ wie der Rest des Films. Aber es ist effektiv, schöner als Legenden der Leidenschaft waren Melodramen nur selten.



(Anzeige)

Legenden der Leidenschaft
fazit
An „Legenden der Leidenschaft“ scheiden sich die Geister. Während die einen entsetzt sind, wie eine dünne Geschichte in epischer Weise ausgebreitet wird, unterstützt von einer ungeniert manipulativen Musik, die jegliche leisen Zwischentöne erstickt, erfreuen sich andere an den großartigen Landschaftsaufnahmen und der überlebensgroßen Gefühle. Und dann wäre da noch Brad Pitt, der hier einen geschundenen Naturrebellen spielen darf: Viel Figurenzeichnung ist da nicht, dafür ein gesteigerter Schmachtfaktor.
Leserwertung115 Bewertungen
5.1
5
von 10