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Ramstein – Das durchstoßene Herz

„Ramstein – Das durchstoßene Herz“ // Deutschland-Start: 26. Oktober 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Die Freude ist groß bei Robert Müller (Max Hubacher) und seiner Familie, als sie sich im Sommer 1988 auf den Weg nach Ramstein machen. Schließlich erwartet sie auf der von den USA betriebenen Air Base in der kleinen Stadt in Rheinland-Pfalz eine spektakuläre Flugschau. Die Stimmung ist ausgelassen, mehr als 300.000 Menschen sind zusammengekommen, um den Piloten bei ihren Manövern zuzusehen. Doch dann kommt es zur Katastrophe, als nach einer Kollision in der Luft drei Kunstflugmaschinen abstürzen und eines davon brennend in die Menge rutscht. Obwohl Dr. Matthias Kruse (Jan Krauter) und zahlreiche andere für das Leben der Opfer kämpfen, erliegen zahlreiche ihren Verletzungen. Dabei wäre das Unglück zu vermeiden gewesen, wie Hagen Dudek (Trystan Pütter) und Jeanine Koops (Elisa Schlott) bei den im Auftrag des Bundesministeriums durchgeführten Ermittlungen feststellen …

Erinnerung an eine Flugschau-Katastrophe

Mehr als 30 Jahre ist es inzwischen her, dass es bei der Flugschau in Ramstein zu einem verheerenden Zwischenfall kam. Rund 1000 Menschen wurden am 28. August 1988 verletzt, 70 starben an den Folgen des Unglücks. Viel hat sich seither getan, sowohl im Hinblick auf diese Art Veranstaltung selbst wie auch allgemein. Die Opfer und ihre Geschichten sind nach und nach in Vergessenheit geraten. Wer nicht gerade selbst von der Katastrophe getroffen wurde, für den wurde der Vorfall bestenfalls zu einer blassen Erinnerung. Der TV-Film Ramstein – Das durchstoßene Herz soll diesen nun wieder zurück ins Bewusstsein rufen. Dabei geht es vor allem um die Leute, die damals große Verluste erlitten haben und im Anschluss lange Zeit im Stich gelassen wurden. Nur nicht drüber reden war die Devise von offizieller Seite.

Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt (Das weiße Kaninchen, Martha & Tommy) verfolgte bei seiner Umsetzung der Geschichte einen multiperspektivischen Ansatz. Das gilt nicht nur für die verschiedenen Familien, deren Schicksale wir stellvertretend für die zahlreichen Opfer folgen. Darüber hinaus fügte er in Ramstein – Das durchstoßene Herz mehrere Figuren ein, welche das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel schildern. Sowohl der Arzt Dr. Kruse, der die Verletzten versorgen wollte, als auch das Ermittlerduo verdeutlichen, welche Versäumnisse an dem Tag stattfanden, wie auch bei den Vorbereitungen. Niemand war auf eine solche Katastrophe vorbereitet, die Reaktionen waren selbst katastrophal. Im Anschluss wollte hingegen niemand die Verantwortung übernehmen.

Zwischen Wut und Trauer

Ramstein – Das durchstoßene Herz wird bei dem Publikum auf diese Weise zwei unterschiedliche emotionale Reaktionen erzeugen. Da wäre zum einen natürlich das Mitgefühl, das man den diversen Familien entgegenbringt. Sie alle haben jemanden verloren oder sind dabei jemanden zu verlieren – selbst wenn man ihnen aus Angst nicht die Wahrheit erzählt. Die Lügen und das Schweigen von offizieller Seite aus dürften hingegen bei den meisten Wut und Entsetzen hervorrufen. Vor allem die US-amerikanische Seite kommt mit ihren dreisten Vertuschungsversuchen in dem Film nicht gut weg. Je mehr das Ermittlerduo nachforscht, umso schlimmer sind die Erkenntnisse. Nicht allein dass sowohl das Unglück wie auch die Folgen hätte vermieden werden können. Man tat im Anschluss auch noch so, als habe man nichts falsch gemacht, weitere Diskussionen und Fragen waren unerwünscht.

Glücklicherweise verzichtet Ramstein – Das durchstoßene Herz an diesen Stellen jedoch darauf, diese Empörung und auch das Leid der Opfer zu sehr ausschlachten zu wollen. Gerade im Vergleich zu den oft plump-manipulativen Fernsehfilmen ist die ARD-Produktion angenehm zurückhaltend. Während die erste Zeitebene, die während des Unglücks spielt, durchaus die Wut und Verzweiflung aufzeigt, ist die Nachbearbeitung erstaunlich nüchtern, zum Teil erschreckend distanziert. Das Drama, welches auf dem Filmfest München 2022 Premiere feierte, überlässt es völlig dem Publikum, eigene Gefühle zu entwickeln und auf seine Weise der Menschen zu gedenken, für die der eine Sommertag 1988 das Leben komplett verändert hat.

Credits

OT: „Ramstein – Das durchstoßene Herz“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Kai Wessel
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Musik: Jens Grötzschel
Kamera: Holly Fink
Besetzung: Max Hubacher, Trystan Pütter, Elisa Schlott, Jan Krauter, Alina Stiegler, Ron Helbig, Oliver Reinhard, Therese Hämer

Bilder

Interviews

Wer noch mehr über Ramstein – Das durchstoßene Herz erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, die beiden Hauptdarsteller Max Hubacher und Trystan Pütter zu treffen und haben sie jeweils zu ihrer Arbeit und ihren Gedanken zu dem TV-Drama interviewt.

Max Hubacher [Interview]

Trystan Pütter [Interview]

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Ramstein – Das durchstoßene Herz
Fazit
„Ramstein – Das durchstoßene Herz“ erinnert an das verheerende Unglück während einer Flugschau 1988, bei der 70 Minuten starben – und an die Versäumnisse und Vertuschungen. Das Drama erzeugt Wut und Trauer, ist selbst dabei aber angenehm zurückhaltend erzählt.
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