Wild Republic
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Wild Republic

„Wild Republic: Die Wildnis ist in uns“ // Deutschland-Start: 15. April 2021 (Magenta TV) // 19. Mai 2022 (DVD/Blu-ray) // 26. Mai 2022 (arte)

Inhalt / Kritik

So richtig viel gemeinsam haben Kim (Emma Drogunova), Ron (Merlin Rose), Lindi (Maria Dragus), Justin (Béla Gabor Lenz), Marvin (Rouven Israel), Can (Aaron Altaras), Jessica (Camille Dombrowsky), Steffi (Luna Jordan) und Hiro (Anand Batbileg) ja nicht. Sie haben die unterschiedlichsten Hintergründe. Auch von ihren jeweiligen Persönlichkeiten unterscheiden sie sich stark. Und doch haben sie eines gemeinsam: Sie alle sind straffällig geworden. Anstatt sie alle ins Gefängnis zu stecken, werden sie jedoch zu einer etwas anderen Form der Resozialisierung verurteilt. Gemeinsam sollen sie in einer mehrwöchigen Expedition durch die Berge lernen, Verantwortung füreinander zu übernehmen und ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Doch schon zu Beginn kommt es zu einem Zwischenfall, weshalb die Gruppe immer weiter hoch die Berge will, wo es bald zu ersten Konflikten kommt …

Der Mensch als Gefahrenfaktor

In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Serien gegeben, die alle davon handeln, wie eine Gruppe Jugendlicher auf einer abgelegenen Insel eine Parallelgesellschaft bilden. Das klingt erst einmal paradiesisch, im Sinne von echtem Aussteigerglück. Glücklich macht diese idyllische Umgebung aber praktisch nie. Im Gegenteil: Es läuft immer darauf hinaus, dass sich die Jungs und Mädels gegenseitig an die Gurgel gehen oder zumindest alles dafür tun, das Leben der anderen zur Hölle zu machen. The Wilds oder The A List sind Beispiele dafür, dass es keine Monster braucht, um Höllenszenarien zu entfernen. Es reicht, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Das ist bei Wild Republic nicht anders. Der Unterschied: Diesmal gibt es keine Insel irgendwo im Nirgendwo, sondern ein Bergsetting.

Das funktioniert prinzipiell genauso gut. Es fehlt zwar der starke Kontrast zwischen dem Urlaubsflair und der existenziellen Bedrohung, was immer einen ganz eigenen Reiz mit sich bringt. Das macht die Serie aber mit einem konstanten Gefühl der Gefahr wieder wett. Denn bei Wild Republic kommt diese wirklich aus allen Richtungen. Als wäre es nicht schon Herausforderung genug, als Stadtmensch in den Bergen überleben zu müssen, wird die Gruppe noch von anderen verfolgt. Schön ausruhen ist da nicht, ein Tag am Bergsee stellt schon eine große Ausnahme dar. Das größte Risiko ist aber nicht das, was die Außenwelt mit sich bringt. Vielmehr sind es wie bei den Inselbeispielen oben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der unfreiwilligen Expedition, die alles zu zerstören drohen.

Jenseits der Zivilisation

Tatsächlich macht die Dynamik innerhalb der Gruppe einen großen Teil des Inhalts aus, wenn bald alles zivilisatorische Gehabe mit den Füßen getreten werden. Das ergibt sich einerseits natürlich aus der Extremsituation, in der Menschen gerne mal niederen Instinkten folgen. Andererseits sind Konstellationen in einem rechtsfreien Raum auch willkommener Anlass für manche, ihre Dominanz auszuspielen und andere zu unterdrücken. Die Verweise auf den Literaturklassiker Herr der Fliegen sind naheliegend, werden auch nicht übermäßig versteckt. Man wusste bei Wild Republic sehr genau, in welcher Tradition die Geschichte der deutschen Serie steht und feilte nur ein bisschen an den Details.

Eines davon ist, dass hier eben nicht irgendwelche ganz gewöhnlichen Leute zusammenkommen, womit die dünne Schicht der Zivilisation aufgezeigt werden soll. Stattdessen setzt sich die Gruppe aus lauter straffälligen Charakteren zusammen. Das hatte schon Potenzial, gerade auch im Hinblick auf Vertrauen. Wer nur von Kriminellen umgeben ist, der überlegt sich zweimal, was er wem sagt und anvertraut – oder den Rücken zukehrt. Leider macht Wild Republic daraus aber kaum etwas. Die kriminelle Vorgeschichte dient lediglich dazu, ganz exzessiv irgendwelche Flashbacks einzubauen, um auf diese Weise mehr über die Figuren zu erzählen. Gut gemeint war das sicher. Gut gemacht hingegen nicht, da dies immer wieder den Schwung herausnimmt und noch nicht einmal interessante Persönlichkeiten hervorbringt. Da ist niemand dabei, bei dem man große Lust hätte, noch mehr Zeit zu verbringen.

Schöne Bilder mit penetranter Musik

Und auch sonst ist bei der Serie der Inhalt nicht wirklich erfüllt von kreativen Ideen. Der Ablauf folgt bei Wild Republic größtenteils so stur der Formel, dass das Gefühl einer Bedrohung zunehmend abnimmt – man weiß ja ohnehin, was passiert. Dass das Ganze trotz allem funktioniert, ist dem Ensemble zu verdanken, das selbst mit diesen Stereotypen etwas anzufangen weiß. Und dann wäre da noch die große Stärke schlechthin: die geradezu unwirklich schönen Bilder. Immer wieder ertappt man sich dabei, so sehr von den Aufnahmen gefesselt zu sein, dass man schon gar nicht mehr auf die Menschen achtet, die davor rumstreiten. Leider wird diese Erfahrung zum Teil wieder durch die aufdringliche und sehr penetrante Musik gestört, die einen ständig daran erinnert, dass das hier eben doch eine menschengemachte Erfahrung ist. Das ist dann in der Summe noch solide. Szenario, Setting und Ensemble wären aber für mehr gut gewesen.

Credits

OT: „Wild Republic“
AT: „Wild Republic: Die Wildnis ist in uns
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Markus Goller, Lennart Ruff
Drehbuch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf, Klaus Wolfertstetter, Peer Klehmet, Jan Galli
Musik: Volker Bertelmann
Kamera: Christian Stangassinger, Jan-Marcello Kahl
Besetzung: Emma Drogunova, Merlin Rose, Maria Dragus, Béla Gabor Lenz, Rouven Israel, Aaron Altaras, Camille Dombrowsky, Luna Jordan, Anand Batbileg, Verena Altenberger, Franz Hartwig, Ulrich Tukur

Bilder

Trailer

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Wild Republic
Fazit
„Wild Republic“ hat ein schönes Setting und interessantes Szenario, wenn eine Gruppe junger Kriminelle in den Bergen auf sich selbst gestellt ist. Viel draus gemacht wird aber nicht: Die Geschichte folgt den erwarteten Bahnen, bei den Figuren ist trotz exzessiver Flashbacks nichts zu holen.
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