Als Susan Sontag im Publikum saß
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Als Susan Sontag im Publikum saß

„Als Susan Sontag im Publikum saß“ // Deutschland-Start: 5. Mai 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Der Kampf um die Rechte von Frauen, um Gleichberechtigung auf politischer, sozialer wie auch wirtschaftlicher Ebene gehört einem gewissen Kreislauf von Bewegungen an, die immer mal wieder auftauchen, nur um dann wieder zu verschwinden. Ohne Frage wurde auf dem Gebiet schon einiges erreicht, alleine wenn man sich die Lage in der Mitte des letzten Jahrhunderts ansieht und diese mit heute vergleicht. Gleichzeitig hat sich das Bild der Frau verändert, was zweifelsohne mit einer Veränderung der politisch-wirtschaftlichen Landschaft zusammenhängt. Nicht zuletzt auf gesellschaftlicher wie auch kultureller Ebene sind Fortschritte zu vermelden, bedenkt man, wie beispielsweise Frauen noch in den 1950ern in der Werbung dargestellt werden mit einer heutigen Darstellung. Ein Blick auf diese Entwicklungen stimmt optimistisch, doch es gibt nach wie vor Unterschiede, die vorhanden sind und die eine Gleichberechtigung, wie sie viele Feministinnen bis heute fordern, noch nicht möglich machen. Eventuell hat dies auch mit der Debattenkultur oder generell dem intellektuellen Diskurs zu tun, der heute vorherrscht und sich durch die sozialen Medien noch verschärft hat, und welche klare Fronten ziehen will, anstatt einen Austausch von Ideen wirklich zu fördern.

Speziell die 1960er und frühen 1970er sind bekannt für ein Wechselspiel dieser beiden Arten des Diskurses. Während die einen noch im Nachhall zu der Hippiebewegung versuchten, neue Rollenbilder zu formulieren oder sich in der Kultur Künstlerinnen wie Carole King oder Joni Mitchell in ihren Songs Frauen eine authentische Stimme gaben, war auch die intellektuelle Elite nicht müde, Themen wie Gleichberechtigung, Rollenbilder und das Patriarchat zu diskutieren, was nicht selten bei einem nicht nur verbalen Schlagabtausch blieb. In Als Susan Sontag im Publikum saß spielen RP Kahl (A Thought of Ecstasy), der auch die Regie bei dem Projekt übernahm, sowie Saralisa Volm, Luise Helm, Heike-Melba Fendel und Celine Yildirim eine ganz besondere Diskussion nach, die 1971 in der New Yorker Town Hall stattfand. Damals stritten Autor Norman Mailer, Germaine Greer, Jill Johnston, Jacqueline Ceballos und Diana Trilling über eben jene Themen, ausgelöst von Mailers Veröffentlichung The Prisoner of Sex. Bei der Nachstellung handelt es sich zum einen um eine Darstellung eben jener Podiumsdiskussion, die über drei Stunden dauerte und mit der Zeit eskalieren sollte, doch zugleich um eine Diskussion um die Frage nach der Aktualität der einzelnen Positionen, geführt von den Darstellern, die nicht zuletzt auch mit den Thesen ihrer jeweiligen Figur hadern oder eben einen aktuellen Bezugspunkt zu diesen finden.

Was ist überwunden und wo sind wir mittendrin?

Die Dokumentation Als Susan Sontag im Publikum saß beschreibt das Projekt auf zwei Ebenen, zum einen jene der reinen Darstellung und zum anderen als ein Gespräch über die Themen der nachgestellten Podiumsdiskussion. Mehr als einmal wird hierbei die Frage aufkommen, wie es eine der Darstellerinnen treffend formuliert, was von dem, was Mailer, Greer und die anderen ansprechen, überwunden oder geklärt ist und wo man eben noch mittendrin ist, wo es vielleicht auch keinen gemeinsamen Nenner geben wird. Kahls Dokumentation zelebriert eine Form des Diskurses, die heute vielleicht noch in einem Spartenprogrammsender, und dann auch nur zu einer wahrscheinlich unmöglichen Sendezeit, eine Rolle spielt. Teils sehen wir, auf beiden Ebenen der Dokumentation, einen Austausch, doch ebenso ein Aufeinanderprallen von Meinungen, die eben nicht miteinander vereinbar sind.

Immer mehr merkt man auch als Zuschauer, wie man Teil dieses Diskurses wird, den die Darsteller miteinander haben, in ihren Rollen wie auch bei ihren eigenen Diskussionen um die Themen. Fragen danach, was es heute bedeutet, eine Feministin zu sein und ob es überhaupt wünschenswert ist, Frauen in leitenden Positionen zu haben, werden ebenso besprochen wie auch jene, ob es wirklich mehr Frauen sein müssen als Vorgesetzte oder ob es nicht viel mehr eines tieferen Systemwandels bedarf, bevor es überhaupt zu einer Veränderung kommen kann.

Credits

OT: „Als Susan Sontag im Publikum saß“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: RP Kahl
Drehbuch: Saralisa Volm, RP Kahl
Kamera: Elena Friedrich, Markus Hirner
Besetzung: Saralisa Volm, Luise Helm, Heike-Melba Fendel, RP Kahl, Cynthia Buchheim, Stefanie Schuster, Kirstin Warnke, Sonja Hilberger

Bilder

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Als Susan Sontag im Publikum saß
Fazit
„Als Susan Sontag im Publikum saß“ ist eine Dokumentation über das Nachstellen einer Podiumsdiskussion aus dem Jahre 1971 über Gleichberechtigung und Frauenrechte. RP Kahl und seinem Ensemble gelingt ein spannender Film, der seinen Zuschauer teilhaben lässt an jener Form des Diskurses und welcher zugleich die Wichtigkeit jener Aspekte betont, die Mailer, Greer, Cebalso, Johnston und Trilling damals diskutierten.
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