Kebab extra scharf
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Kebab extra scharf!

Inhalt / Kritik

Kebab extra scharf
„Kebab extra scharf!“ // Deutschland-Start: 14. September 2017 (Arte)

So richtig toll war das Verhältnis zwischen dem Café-Besitzer Johann Stanzerl (Andreas Vitasek) und seinem Vermieter Mustafa Öztürk (Tim Seyfi) noch nie. Ein gemeinsamer Fernsehauftritt endet dann auch im Desaster. Dennoch: Erst einmal brauchen sie einander. Schließlich hat sich Mustafas Schwiegervater (Hasan Ali Mete) angekündigt, um endlich die Beschneidung seines Enkels Kemal (Roland Sommer) zu vollrichten. Zu diesem Zweck soll Stanzerl sein kriselndes Café zur Verfügung stellen und so tun, als sei er Mustafas Angestellter. Dafür will dieser die Räumungsklage zurückziehen. Also alles gut? Nicht wirklich, denn die zwei Streithähne bekommen sich wegen jeder Kleinigkeit in die Haare …

Erzwungene Völkerverständigung

Im Zuge der zahlreichen Debatten über Immigration in den letzten Jahren wurde auch viel über das Thema Integration geredet. Geht das überhaupt, dass Menschen aus einem fremden Kulturkreis kommen und mit uns leben? Eher nein, sagte die weit nach rechts gerückte Regierung Österreichs. Aber ja, heißt es hingegen bei den Filmschaffenden. So verstand sich Kebab mit Alles, das 2012 und damit einige Jahre vor der Flüchtlingskrise erschien, als Plädoyer für ein friedliches Beisammensein. Zu dem Zweck wurden der österreichische Café-Besitzer Johann und der türkische Kebab-Verkäufer Mustafa zur Zusammenarbeit gezwungen. Das ging zwar nur, weil sie sich gegen einen dritten Kulturkreis verbündeten – ein chinesischer Wok-Imbissstand –, aber irgendwo muss man ja anfangen mit der Völkerverständigung.

Bei Kebab extra scharf!, das fünf Jahre später auf Arte ausgestrahlt wurde, halten sich die Verbesserungen jedoch in Grenzen. Eigentlich können sich die Männer noch immer nicht leiden. Gewissermaßen wird sogar von einem Rückschritt erzählt. Wo im ersten Teil die beiden Ehefrauen Sofie (Fanny Stavjanik) und Sabrie (Sascha Laura Soydan) noch Freundschaft schließen durften, bleiben sie dieses Mal reines Beiwerk. Sabrie wird wahlweise zum Sprachrohr ihres Vaters oder einem Sexsymbol reduziert, ohne eigene Meinung. Sofie setzt sich zwar gegen die Beschneidung ein. Das war es aber auch schon, ansonsten ist sie in der Geschichte völlig überflüssig. Der Film hat für beide Frauen keine wirkliche Verwendung.

 

Nicht dass die Männer interessanter wären. Sie sind nur lauter und nerviger, vor allem der Schwiegerpapa, der nur der General genannt wird, ist absolut unerträglich. Das soll natürlich irgendwie auch so sein, Kebab extra scharf! arbeitet schließlich mit Überzeichnungen. Dass der traditionelle Despot nicht mehr als eine Karikatur ist, wäre dabei vermutlich noch zu verschmerzen. Schlimmer ist, dass der Film auch sonst nichts zu sagen hat. Bei Kebab mit Alles konnte man sich seinerzeit noch zu einem Multi-Kulti-Bekenntnis durchringen. Das war zwar recht banal und konstruiert, aber immerhin. Beim zweiten Teil ist letztendlich gar nichts mehr zu holen. Die einzige Erkenntnis, die hier am Ende herausspringt: Manchmal muss man Leute anlügen und betrügen, weil anders der eigene Wille nicht durchzusetzen ist. Kommunikation? Inhaltliche Auseinandersetzung? Fehlanzeige.

Der vielleicht schlimmste Punkt ist aber, dass Regisseur Wolfgang Murnberger (Das ewige Leben, Nichts zu verlieren) und seinem Drehbuchteam so gar nichts Witziges eingefallen ist. Ob es die bizarren Sexfantasien sind, die Johann auf einmal begleiten, oder die Auslassungen zur Beschneidung: Die Szenen sind plump, einfallslos, oft langweilig, teilweise ärgerlich. Es ist nicht einmal so, dass Kebab extra scharf! seinem Titel gerecht würde. Da fehlt es überall an der satirischen Schärfe, die man bei einer solchen Geschichte erwarten darf. Stattdessen ist die Komödie fades Klischeenfernsehen, das weder zur Debatte etwas beiträgt, noch auf nennenswerte Weise unterhält.

Credits

OT: „Kebab extra scharf!“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Wolfgang Murnberger
Drehbuch: Tac Romey, Don Schubert, Maria Murnberger, Wolfgang Murnberger
Musik: Matthias Weber
Kamera: Wolfgang Thaler
Besetzung: Andreas Vitasek, Fanny Stavjanik, Tim Seyfi, Sascha Laura Soydan, Antonia Moretti, Hasan Ali Mete, Roland Kagan Sommer, Michael Ostrowski

Bilder

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In „Kebab extra scharf!“ müssen sich die beiden Streithähne aus „Kebab mit Alles“ noch einmal zusammenraufen, weil sich der despotische Schwiegerpapa ankündigt. Die Figuren sind nichtssagend bis grauenvoll, der Witz nicht vorhanden, inhaltlich hat die Komödie sowieso nichts zu bieten. Sie hat nicht einmal die Schärfe, die sie für sich in Anspruch nimmt, sondern ruht sich auf fader Belanglosigkeit aus.
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