Hundswut
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Hundswut

„Hundswut“ // Deutschland-Start: 4. April 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Als 1932 in einem kleinen bayerischen Dorf vier Jugendliche brutal ermordet werden, wird schnell festgelegt, dass ein Wolf die Tat begangen haben muss. Wirklich sicher ist das nicht, aber die Bevölkerung muss beruhigt werden. Als auch das nicht ausreicht, fällt der Verdacht schnell auf Joseph Köhler (Markus Brandl), der seit dem Tod seines Sohns und seiner Frau zurückgezogen am Waldrand lebt. Dabei ist er zum Außenseiter geworden, es ranken sich Gerüchte um ihn und seine jugendliche Tochter Maria (Sophie Röhrmoser). Bestimmt ist er in Wahrheit ein Werwolf und hat sich der Hexerei schuldig gemacht. Joseph bestreitet vehement die Tat, in der Überzeugung, dass das Recht auf seiner Seite steht. Doch die Suche nach einem Schuldigen gewinnt an Eigendynamik, gerade die Männer des Sorfs steigern sich immer weiter hinein …

Provinzkrimi mit historischem Setting

An Krimis, die in der Provinz spielen, mangelt es hierzulande nun wirklich nicht. Da wären zum einen die Eberhofer-Blödeleien, die jedes Jahr mehr als eine Million Menschen in die Kinos locken. Im Fernsehen haben Reihen wie Der Erzgebirgskrimi, Schwarzwaldkrimi oder Nord bei Nordwest eine enorme Fangemeinde. Da darf man sich zunächst fragen, ob es tatsächlich noch einen weiteren braucht. Und doch würde man Hundswut Unrecht tun, wenn man ihn mit den obigen Titeln gleichsetzen würde. Zwar ist die Ausgangssituation ganz klassisch, wenn zu Beginn in einem abgelegenen Dorf die Leichen mehrerer Jugendlicher gefunden werden und anschließend die Suche nach dem Mörder beginnt. Dabei wird aber schnell klar, dass der Film in eine ganz andere Richtung möchte.

Der erste Unterschied: Die Geschichte spielt in der Vergangenheit, genauer im Jahr 1932. Da liegt der Verdacht nahe, dass man ein Zeitporträt im Kontext des aufkommenden Nationalsozialismus anstrebt. Schließlich stand ein Jahr später die Machtergreifung auf dem Programm. Dieser spielt in Hundswut aber keine nennenswerte Rolle. München ist hier weit weg, die Politik der Großstadt auch. Tatsächlich hätte man die Geschichte deutlich früher ansiedeln können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Möglich, dass auf diese Weise verdeutlicht werden soll, wie zurückgeblieben die Menschen in dem Dorf sind. So ist es schon schwer vorstellbar, dass vor nicht einmal hundert Jahren noch der Hexenhammer ausgepackt wurde und Werwölfe eine ernstzunehmende Erklärung sein sollten. Die letzten umfassenden Hexenprozesse lagen damals bereits 150 Jahre zurück.

Von Hetze und Hysterie

Aber es geht auch weniger darum, die historischen Hexenprozesse aufzuarbeiten. Vielmehr zeigt Regisseur und Drehbuchautor Daniel Alvarenga, der nach dem Thriller Wer Frieden sucht (2019) seinen zweiten Langfilm vorlegt, wie schnell Situationen eskalieren können, wenn sich die Menschen gegenseitig aufstacheln. Hysterie und Hass, losgelöst von jeglichen empirischen Fakten? Da muss man gar nicht so weit in die Vergangenheit reisen, um Beispiele zu finden. Die Hetze gegen Außenseiter, wie sie in Hundswut beschrieben wird, weckt unweigerlich Assoziationen an das, was auch im heutigen Deutschland geschieht. Das Motiv eines Schauprozesses, bei dem die Schuld der Angeklagten vorab festgelegt wird, wird zumindest in diversen anderen Ländern gepflegt. Auch da gibt es also aktuelle Beispiele.

Was hingegen auf der Strecke bleibt, sind die Ermittlungen. Irgendwie ist niemand daran interessiert, die Wahrheit herauszufinden, was die Frage aufwirft, ob es sich hierbei überhaupt noch um einen Krimi handelt. Und auch bei der Figurenzeichnung gibt sich Hundswut eher sparsam. Es spielen zwar schon ein paar bekanntere Leute mit, darunter Christian Tramitz und Christine Neubauer. Die Charaktere erhalten dadurch aber auch nicht mehr Konturen, sie verschwimmen in einer Art grauen Masse, das Dorf verkommt zu einem gesichtslosen Mob. Hundswut ist deshalb mehr ein Ideenfilm, der von einem bestimmten Thema sprechen möchte, weniger von realen Menschen. Als solcher ist das Werk aber durchaus willkommen als Alternative zu den sonstigen Provinzkrimis, die ständig zu sehen sind.

Credits

OT: „Hundswut“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Daniel Alvarenga
Drehbuch: Daniel Alvarenga
Musik: Christoph Manucredo, Konstantin Wecker
Kamera: Benjamin Strobel
Besetzung: Christine Neubauer, Christian Tramitz, Markus Brandl, Heio von Stetten, Christian Swoboda, Sophie Röhrmoser, Max Schmidt, Sepp Schauer

Bilder

Trailer

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Hundswut
fazit
Wenn in „Hundswut“ ein Außenseiter beschuldigt wird, mehrere Jugendliche ermordet zu haben, klingt das nach einem klassischen Krimi. Vielmehr interessiert sich der Film aber für Hysterie und Hetze, die sich von Fakten lossagt, und den Umgang mit Leuten, die nicht dazugehören und packt dies in ein historisches Gewand.
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