Farewell, My Lovely Fahr zur Hölle Liebling
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Fahr zur Hölle, Liebling

Inhalt / Kritik

Farewell, My Lovely Fahr zur Hölle Liebling
„Fahr zur Hölle, Liebling“ // Deutschland-Start: 30. Juli 1976 (Kino) // 3. Juli 2020 (DVD/Blu-ray)

Bei Privatdetektiv Philip Marlowe (Robert Mitchum) liefen die Geschäfte auch schon mal besser, nur mit Müh und Not kann er sich über Wasser halten. Und so lässt er sich widerwillig auf den Auftrag von Moose Malloy (Jack O’Halloran) ein, dessen Freundin Velma (Charlotte Rampling) zu suchen. Sieben Jahre hat er diese nicht mehr gesehen, während der hünenhafte Gangster hinter Gitter saß. Seit sechs Jahren hat er nichts mehr von ihr gehört. Dass diese vermutlich einfach nichts mehr von ihm wissen will, ist Marlowe durchaus bewusst, weshalb er keine besonders hohen Erwartungen hat. Dennoch begibt er sich auf die Suche nach der Vermissten und schwebt bald schon in großer Gefahr …

Der Prototyp des harten Privatdetektivs

Auch wenn die Bibliografie von Raymond Chandler (Tote schlafen besser) überschaubar ist, gerade im Vergleich zu denen anderer Krimiautor*innen wie Agatha Christie oder Henning Mankell: Der amerikanisch-britische Schriftsteller war eine prägende Gestalt dieses Genres. Der von ihm erfundene Philip Marlowe steht wie kaum eine andere für die Figur des Privatdetektives, insbesondere des Detektivs aus der Hardboiled-Ära in den 1930ern und 1940ern. Kein Wunder also, dass es eine ganze Reihe filmischer Adaptionen rund um den harten Hund mit der Schnüffelnase gibt. Doch nicht alle fanden ihr Publikum. An Fahr zur Hölle, Liebling werden sich zum Beispiel eher wenige erinnern, obwohl der Film mit einem sehr prominenten Ensemble an den Start ging.

Zum Teil mag das daran liegen, dass der Stoff zuvor schon verfilmt wurde. Leb‘ wohl, Liebling aus dem Jahr 1944 gilt für viele als eine der besten und originalgetreusten Chandler-Adaptionen. Außerdem lag die Hochphase dieser Krimis nun einmal ein paar Jahrzehnte zurück, als sich Regisseur Dick Richards (Marschier oder stirb) Mitte der 70er an die Arbeit machte, die Geschichte für ein damaliges Publikum neu zu erzählen. Dabei verzichtete er darauf, bei Fahr zur Hölle, Liebling den Stoff irgendwie moderner zu machen oder anderweitig anzupassen. Die Aufnahmen sind, anders als bei der berühmten früheren Verfilmung, in Farbe. Das war es aber auch schon mehr oder weniger. Der Rest wurde beibehalten. Der intensive Einsatz von Voice-overs, wenn Marlowe alles kommentiert und einordnet, ist zudem eine deutliche Verbeugung vor der Erzählweise von anno dazumal.

Atmosphärisch mit inhaltlichen Schwächen

Das kann man nun nostalgisch-schön finden oder altmodisch. Ein bisschen monoton ist es schon. Zumal diese Monologe inhaltlich nicht wirklich viel beizutragen haben: Sie bringen keine neue Einblicke oder Ansichten. Es ist nicht einmal so, dass Fahr zur Hölle, Liebling die extreme Subjektivität eines Erzählers auf nennenswerte Weise nutzt, wie man es gerade bei einem Film über eine Wahrheitssuche tun könnte. Andererseits: Hohe Erwartungen an den Inhalt sollte man so oder so nicht haben. Man merkt dem Krimi an, dass die Vorlage wie die meisten Romane Chandlers aus bereits veröffentlichten Kurzgeschichten zusammengeschrieben wurden. Der Film besteht so aus einer Reihe einzelner Episoden, die eher etwas notdürftig durch die Rahmenhandlung zusammengehalten werden und zum Teil natürlich hanebüchen sind. So richtig viel Spannung entsteht dabei nicht.

Und doch ist Fahr zur Hölle, Liebling sehenswert, noch immer. So ist es Richards sehr gut gelungen, diese Atmosphäre vergangener Tage im farbigen Gewand zu rekonstruieren. Er behält das Düstere bei, den ausgeprägten Pessimismus, der mit Zynismus einhergeht. Hier kämpft irgendwie jeder ums Überleben, mal wörtlich, mal im übertragenen Sinn. Der Film ist nicht einfach nur ein Krimi, bei dem es darum geht herauszufinden, was mit der vermissten Velma geschehen ist. Er versteht sich auch als Porträt eines Milieus, zum Teil auch einer Gesellschaft. Das geht auch mit viel Zeitkolorit einher: Hier gibt es homophobe Sprüche und rassistische Momente ohne Ende, wie man sie in dieser ungenierten Form heute kaum mehr findet. Sympathieträger gibt es entsprechend keine. Dafür aber ein sehr gutes Ensemble, das neben einem knurrenden Mitchum unter anderem Charlotte Rampling als Femme Fatal sowie Harry Dean Stanton und Sylvester Stallone in kleinen Nebenrollen beinhaltet.

Credits

OT: „Farewell, My Lovely“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Dick Richards
Drehbuch: David Zelag Goodman
Vorlage: Raymond Chandler
Musik: David Shire
Kamera: John A. Alonzo
Besetzung: Robert Mitchum, Charlotte Rampling, John Ireland, Sylvia Miles, Jack O’Halloran, Harry Dean Stanton

Bilder

Trailer

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„Fahr zur Hölle, Liebling“ gelingt es sehr gut, die spezielle Atmosphäre rund um den Privatdetektiv Philip Marlowe zu rekonstruieren. Die ständigen Voice-over sind jedoch recht monoton. Inhaltlich ist der Krimi ohnehin mäßig spannend und funktioniert besser als Porträt eines Milieus, in dem jeder gegen jeden kämpft.
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