Das Netz The Net
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Das Netz

Inhalt / Kritik

Das Netz The Net
„Das Netz“ // Deutschland-Start: 28. September 1995 (Kino)

Endlich Urlaub! Lange genug hat die Softwareentwicklerin Angela Bennett (Sandra Bullock) schwer geschuftet, da hat sie sich ein wenig Entspannung redlich verdient. Da passt es ihr eigentlich gar nicht in den Kram, dass ihr Kollege Dale (Ray McKinnon) von ihr bei irgendeiner seltsamen Geschichte Rat möchte. Doch dazu kommt es erst gar nicht, als Dale kurze Zeit später bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben kommt. Die Diskette, die er ihr kurz zuvor hat zukommen lassen, nimmt sie dennoch mit, als sie nach Cancun reist, wo sie ihren Urlaub verbringen möchte. Dabei lernt sie den charmanten Jack Devlin (Jeremy Northam), der sie von Anfang an umgarnt und auf eine romantische Bootsfahrt einlädt. Dabei ahnt sie nicht, dass er es in Wahrheit auf die Diskette abgesehen hat, welche brisantes Material beinhaltet …

Unschuldig in Schwierigkeiten

Mitte der 90er legte Sandra Bullock aus dem Stand heraus eine beeindruckende Karriere hin und wurde zu einer der beliebtesten und bestbezahlten Schauspielerinnen ihrer Zeit. Ihr Erfolgsrezept war dabei, das Mädchen von nebenan zu spielen, welches durch Zufall in eine außergewöhnliche Situation gerät. Das konnte mal im komödiantischen Umfeld sein wie bei Während du schliefst oder in Form eines Thrillers wie bei Speed, mit dem sie ihren Durchbruch feierte. Bei Das Netz ist das prinzipiell auch der Fall. Natürlich war die Figur einer Programmiererin 1995 nicht gerade alltäglich. Themen wie das Internet steckten damals noch in den Kinderschuhen. Die grundsätzliche Idee des Films war dafür mehr als bekannt.

Genauer griff das Drehbuchduo John Brancato und Michael Ferris ein Motiv auf, welches beispielsweise Alfred Hitchcock immer wieder gern verwendete: Ein unschuldiger Mensch wird ohne eigenes Zutun in eine finstere Geschichte hineingezogen und muss nun irgendwie die wahren Schuldigen stellen, um damit den eigenen Namen reinzuwaschen. Das funktionierte vor Jahrzehnten schon gut, tut es bis heute noch. Neu war bei Das Netz lediglich, dass hierbei nicht erst mühsam falsche Indizien in Wohnungen hinterlegt werden müssen. Das geht hier deutlich schneller und effektiver per Mausklick: Der Thriller ist ein frühes Beispiel dafür, wie in einer vernetzten Welt ein menschliches Leben komplett umgeschrieben werden kann.

Veraltet und doch aktuell

Tatsächlich zeigte sich Das Netz seinerzeit erstaunlich prophetisch. Klar, die dargestellte Technologie wird bei einem heutigen Publikum Reaktionen wie Ungläubigkeit, Erheiterung oder Nostalgie wecken. Damals war eine Floppy Disk nun einmal State of the Art. Als Bonus für ein älteres Publikum darf Angela zu Beginn auch in Wolfenstein 3D schnuppern, das heute in der Form allenfalls Retro-Gamer noch ansprechen dürfte. Die Folgen der Vernetzung sind aber nicht groß anders als das, was heute möglich ist. Wer Zugriff hat auf die entsprechenden Datenbanken kann einen Menschen zu einem komplett anderen machen. Denn wenn ein Computer sagt, du bist A, dann kommt auch die beste Rhetorik nicht dagegen kann. In Kombination mit Identitätendiebstahl, welches zu einem einträglichen Geschäft geworden ist, fällt es daher nicht schwer, sich in die Geschichte hineinzufinden.

Anders als heute, wo so ein Diebstahl mit einfachen Spammails vonstattengeht, welche auf ahnungslose Opfer bauen, da ist Angelas Schicksal in Das Netz jedoch Teil einer großen Verschwörung. Hin und wieder bedeutet das auch, Elemente des Paranoia-Thrillers einzubauen. Schließlich weiß man bei seiner solchen Verschwörung nie, wer alles beteiligt ist. Vor allem aber setzte Regisseur Irwin Winkler auf jede Menge Adrenalin. Ständig lauert irgendwo Gefahr, jeder könnte dein Feind sein. Und wenn der Feind erst einmal da ist, heißt es, die Beine unter die Arme zu nehmen. Angela ist schließlich nicht nur eine begnadete Programmiererin, sondern eine echte Actionheldin.

Viel Technik um nichts

Das muss man dann nicht übermäßig glaubwürdig finden. Immerhin: Bullock überzeugt in der Rolle mehr, als es Chris Hemsworth im Hackerthriller Blackhat tat. Und ohnehin sollte man bei dem Film lieber im Vorfeld das Gehirn auf Standby stellen. Auch wenn die Möglichkeiten der virtuellen Manipulation schon gegeben sind, hier ist das alles dermaßen überzogen dargestellt, dass man erst gar nicht den Fehler machen darf, dem irgendwie Beachtung zu schenken. Wer in der Hinsicht keinerlei Anforderungen hat, der kann hier schon auf seine Kosten kommen. Mehr als Durchschnitt ist Das Netz aber selbst mit angepassten Erwartungen nicht. Die Geschichte ist schon sehr vorhersehbar, die Figuren sind nicht übermäßig interessant. Lässt man den Technik-Hokus-Pokus weg, bleibt ein hastiger B Movie übrig, der zwar schon ein wenig mit der Angst des Publikums spielt, aber nicht den ganz großen Eindruck hinterlässt.

Credits

OT: „The Net“
Land: USA
Jahr: 1995
Regie: Irwin Winkler
Drehbuch: John Brancato, Michael Ferris
Musik: Mark Isham
Kamera: Jack N. Green
Besetzung: Sandra Bullock, Jeremy Northam, Dennis Miller, Diane Baker

Bilder

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In „Das Netz“ wird eine einfache Programmiererin in eine große Verschwörung hineingezogen und muss schon bald ihre Unschuld beweisen. Das ist im Grunde ein klassischer Thriller, nur mit hohem Tempo und viel Technologie-Hokus-Pokus drumherum. Ansehen kann man sich das, sollte dabei aber keine Erwartungen an die Glaubwürdigkeit, die Figuren oder die Geschichte haben.
5
von 10