Geom-gaek The Swordsman
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The Swordsman

inhalt / Kritik

„The Swordsman“ // Deutschland-Start: 14. Mai 2021 (DVD/Blu-ray)

Einst war Tae-yul (Jang Hyuk) als großer Schwertkämpfer Joseons bekannt. Doch das ist lange her. Seit dem Sturz des Königs lebt er zurückgezogen mit seiner Tochter Tae-ok (Hyun-soo Kim) in den Bergen, gemeinsam führen sie ein ruhiges und friedliches Leben. Aber auch dieses geht nun seinem Ende zu. Als sich Tae-ok auf die Suche nach einem Mittel macht, um die drohende Erblindung ihres Vaters aufzuhalten, gerät sie in die Fänge des skrupellosen Gurutai (Joe Taslim), der mit seinen Männern die umliegenden Dörfer in Angst und Schrecken versetzt. Für Tae-yul steht fest, dass er trotz seiner körperlichen Beeinträchtigung erneut zum Schwert greifen und seine Tochter befreien muss …

Fernöstliche Kampfgemälde

Eigentlich gelten Martial-Arts-Filme im historischen Setting eher als Spezialität Chinas oder Japans. Ob nun die filigranen Wuxia-Epen oder Samurai-Schlachten, an Filmen mangelt es da nicht. Dann und wann schaut aber auch Südkorea auf die eigene Historie zurück, als das Land noch von dem Herrschergeschlecht Joseon angeführt wurde, und lässt die Kämpfer los. Viel bekommt man hierzulande davon leider nicht mit, da hauptsächlich in der Jetztzeit spielende Thriller auf den Einkaufslisten der deutschen Verleihe landen. Und wenn dann doch mal Titel bei uns erscheinen, die von vergangenen Kämpfen berichten, dann haben sie oft eine Fantasynote – siehe etwa Monstrum oder die Zombieserie Kingdom.

Allein deshalb schon ist es schön, wenn mit The Swordsman einer der seltenen realistischen Vertreter dieses Genres ein deutscher Release vergönnt ist. Wobei man realistisch eigentlich in Anführungszeichen setzen müsste. Wie so oft in Actionfilmen, die sich um einen Helden drehen, ist dieser allen anderen gnadenlos überlegen. Wenn ein einzelner Schwertkämpfer beispielsweise ganz alleine eine mit Schusswaffen ausgestattete Truppe ausschaltet, nachdem vorher eine Gruppe regulärer Wachen an diesen gescheitert ist, dann sollte man erst gar nicht mit dem Anspruch von Glaubwürdigkeit kommen. Auch beim Ausweichen demonstriert Tae-yul ein geradezu groteskes Talent, was sich nicht durch die beginnende Blindheit geschärfte Sinne zu rechtfertigen ist.

Von Blindheit nichts zu sehen

Schade ist in dem Zusammenhang auch, dass Regisseur und Drehbuchautor Jae-Hoon Choi dieser visuellen Beeinträchtigung so wenig Platz einräumt. Zu Beginn und zum Schluss wechselt er zwar mal in die Perspektive seines Helden, um aufzuzeigen, wie er die Welt wahrnimmt. Ansonsten missachtet The Swordsman dieses Thema aber weitestgehend, was schon irgendwie verschwendetes Potenzial darstellt. Auch inhaltlich spielt die Erblindung eigentlich keine nennenswerte Rolle. Ein Großteil der Geschichte hätte sich auch ohne diesen Aspekt erzählen lassen. Vermutlich wollte man auf diese Weise den Heldenstatus nur noch weiter anheben. Denn wer ohne wirklich zu sehen die gegnerischen Truppen so schnittig niedermetzelt, der hinterlässt schon Eindruck.

Das Publikum bekommt ohnehin mehr als genug zu sehen. Vor allem die Kämpfe selbst machen schon richtig was her. Auf tänzerisch-elegante Einlagen, wie man sie beim klassischen Wuxia kennt, muss man dabei zwar verzichten. Dafür gibt es jede Menge Tempo, wenn die Männer ihre jeweiligen Klingen kreuzen. Auch die Kamera gibt sich an diesen Stellen dynamisch, wirbelt wild umher, immer auf der Suche nach der nächsten Action. Der Film richtet sich da eindeutig an ein Publikum, das seine Filme gern etwas eindrucksvoller schätzt. Wobei The Swordsman auch in den ruhigen Momenten einiges fürs Auge bietet. Die Schauplätze und die Ausstattung sind stimmungsvoll und tragen dazu bei, dass man hier ganz gerne zusieht.

Schöne Fassade mit wenig Inhalt

Schauspielerisch geht das Ganze zumindest in Ordnung. Jang Hyuk bekommt zwar über die Kampfszenen hinaus nicht so wirklich was zu tun, sein Mienenspiel ist eher überschaubar. Doch seine etwas an Rurouni Kenshin erinnernde Darbietung des einsamen, von der Vergangenheit verfolgten Schwertvirtuosen bringt genügend Intensität mit sich, dass der fehlende Tiefgang nicht weiter stört. Überhaupt ist The Swordsman ein Werk, das mehr mit der Fassade glänzt als einer Geschichte oder Charakterzeichnung. Wer auf Letzteres verzichten kann, keine tragischen Schicksale à la Tiger & Dragon braucht, der ist bei der südkoreanischen Variante jedoch an einer guten Adresse. So schick gekämpft wird auf deutschen Bildschirmen schließlich eher selten.

Credits

OT: „Geom-gaek“
Land: Südkorea
Jahr: 2020
Regie: Jae-Hoon Choi
Drehbuch: Jae-Hoon Choi
Musik: Yoon-sik Na, Eun-sil Park, Hee-won Park
Kamera: Won-ho Son
Besetzung: Jang Hyuk, Hyun-soo Kim, Joe Taslim, Man-sik Jung, Na-kyeong Lee, Min-hyuk Lee

Bilder

Trailer

Interview

Geom-gaek The SwordsmanWie waren die Dreharbeiten für The Swordsman? Und welche eigenen Kampferfahrungen bringt er mit? Diese und weitere Fragen haben wir Joe Taslim in unserem Interview gestellt.

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„The Swordsman“ erzählt von einem erblindenden Kämpfer im alten Korea, der seine Tochter aus den Fängen eines Entführers befreien muss. Das ist vor allem für die Optik sehenswert: Sowohl die Kämpfe wie auch Schauplätze und Ausstattung machen einiges her. Inhaltlich hat der Film jedoch eher weniger zu bieten.
7
von 10