Rurouni Kenshin

(„Rurouni Kenshin“ directed by Keishi Ôtomo, 2012)

Rurouni Kenshin Trilogy
„Rurouni Kenshin“ ist als Teil der „Rurouni Kenshin Trilogy“ seit 24. April auf Blu-ray erhältlich

Als sich Japan 1878 nach jahrhundertelanger  Isolation dem Westen gegenüber öffnet, bedeutet das gleichzeitig das Aus für die alte Samurai-Kaste. Das Tragen von Waffen ist verboten, die ehemaligen Edelmänner müssen sich mit niederer Arbeit irgendwie über Wasser halten. Auch der frühere Auftragsmörder Kenshin Himura (Takeru Sato) zieht seither ziellos durchs Land, hat sich zudem auch endgültig dem Töten abgeschworen. Andere haben das nicht, denn als ein Unbekannter beginnt, unter Kenshins früherem Namen Menschen brutal zu massakrieren, muss sich der friedliebende Rumtreiber nicht nur ihm, sondern auch seiner Vergangenheit stellen.

Auch wenn die Zeit der Samurai Ende des 19. Jahrhunderts zu Ende ging, noch immer ist die Faszination um die edlen Schwertkämpfer und ihren Ehrenkodex ungebrochen, wurden unzählige Male in geschriebener oder bewegter Form porträtiert – sei es Realfilm (Die sieben Samurai, Floating Castle), Manga („Lone Wolf and Cub“, „Vagabond“) oder Anime (The Hakkenden, Sword of the Stranger). Doch kaum ein Samurai wurde in der neueren Geschichte wohl ähnlich populär wie Rurouni Kenshin, der Held von 28 Manga-Bänden und 95 Anime-Folgen. Während letztere, abgesehen von einigen Specials, nie den Weg hierher fanden, erging es den Realfilmen da schon besser, nach einer kurzen Wartezeit liegen alle auf Deutsch vor.

Der erste Teil der Trilogie kehrt dabei zu den Anfängen des 1994 gestarteten Mangas zurück, erzählt, wie Kenshin die Dojo-Leiterin Kaoru Kamiya (Emi Takei) kennenlernt und durch Flashbacks, wie der Herrenlose zu dem wurde, was er ist. Das braucht natürlich viel Zeit, ein Großteil der 130 Minuten geht dafür drauf, die Figuren einzuführen. Wer anhand des Covers oder der Filmbeschreibung ein launiges Gemetzel erwartet, dessen Geduld wird hier auf eine arge Probe gestellt. Wenn dann doch mal zu Schwert und Stab gegriffen wird, geht es dafür ordentlich zur Sache: Ganz so graziös wie bei den Martial-Arts-Königen Tiger & Dragon oder Hero wird es hier nicht. Doch was Rurouni Kenshin an Eleganz fehlt, das macht der Film durch ein hohes Tempo wieder gut. In einer absurd hohen Geschwindigkeit wird hier durch die Gegend gekämpft, teils auch blutiger, man kann gerade bei den gelegentlichen Massenszenen gar nicht so schnell schauen, wie die Gegner zu Boden gehen.

Auch an anderen Stellen sollte man Rurouni Kenshin nicht zu ernst nehmen. So erhält Kenshin später tatkräftige Unterstützung durch den Kämpfer Sagara Sanosuke (Munetaka Aoki), dessen überdimensionales Schwert zu manchem gut sein mag, zum Kämpfen sicher nicht. Und auch der exzentrische Gegenspieler Takeda Kanryū (Teruyuki Kagawa), ein wild mit Geld um sich werfender Opiumhändler, sowie dessen sonderbaren Untergebenen verraten deutlich ihre Comicherkunft. Hin und wieder wird der Film so skurril, dass man einen nahen Verwandten von der Martial-Arts-Groteske Tai Chi Zero vermuten würde. Nur dass Rurouni Kenshin da deutlich weniger konsequent ist, überzogene Albernheiten gern mit Todernst verbindet.

Der nicht ganz einheitliche Ton schmälert das Vergnügen beim ansonsten kurzweiligen Samuraiabenteuer ein wenig, und auch die Ausstattung ist sehr viel weniger opulent, als man es von der reichhaltigen Genrekonkurrenz kennt. Für sich genommen, ohne den großen Namen, hätte es Rurouni Kenshin daher sicher schwer gehabt, sich beim Publikum derart erfolgreich durchzusetzen. So aber spielte die Adaption von Nobuhiro Watsukis Manga genügend ein, um bislang zwei weitere Realfilme nach sich zu ziehen. Seit Kurzem sind diese zusammen mit dem Erstling dann auch als Rurouni Kenshin Trilogy auf Blu-ray erstmals in Deutschland erhältlich. Wer den bereits seit zwei Jahren erhältlichen ersten Teil schon hat und deswegen nur die Fortsetzungen braucht oder aber keinen Blu-ray-Player sein eigen nennt, darf sich dennoch freuen, da die beiden Nachfolger für den Sommer als Einzelrelease bereits beschlossene Sache sind: Rurouni Kenshin: Kyoto Inferno soll am 31. Juli erscheinen, Rurouni Kenshin: The Legend Ends ist für den 28. August geplant.

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Der erste Teil der Mangaverfilmung ist ein kurzweiliges Samuraiabenteuer, das mit temporeichen Actionszenen und gelegentlichem absurden Humor für gute Unterhaltung sorgt. Der Erzählton ist jedoch nicht ganz einheitlich, außerdem mangelt es hier an der Eleganz und Opulenz anderer Martial-Arts-Filme.
7
von 10