Martin Margiela Mythos der Mode
© 2019 Reiner Holzemer Film / RTBF / Aminata

Martin Margiela – Mythos der Mode

Inhalt / Kritik

Martin Margiela Mythos der Mode
„Martin Margiela – Mythos der Mode“ // Deutschland-Start: 15. Oktober 2020 (Kino) // 25. März 2021 (DVD)

Entscheidet man sich für einen Beruf im kulturellen Bereich, egal ob als Schauspieler, als Designer oder als Regisseur, nimmt man in Kauf, dass man bekannt wird. Mag dies auch vielen sehr offensichtlich erscheinen, ist die Realität, wenn dies in Kraft tritt, oftmals ein entscheidender Einschnitt im Leben eines Künstlers oder einer Künstlerin, wird der eigene Name nämlich dann von einem Moment auf den nächsten zu einer Marke, einem Image und einem Aushängeschild. Nicht immer kommen Künstler mit dem Ruhm und dieser Veränderung in ihrem Leben klar, was meist zu dramatischen Konsequenzen führt. Doch auch ohne diese ist es für viele einfach nur verwirrend, auf einmal für alle Entscheidungen, die man im Namen der eigenen Kunst getroffen hat, Rechenschaft abzulegen. Sollte man dies nicht wünschen, wird dies entweder übergangen oder man riskiert alles, was einen bekannt gemacht hat, speziell in einer von den Medien und sozialen Netzwerken geprägten Welt wie der heutigen.

Dennoch gibt es viele Ausnahmen von der Regel, also Künstler, die ihre Identität geheimgehalten haben oder das Rätsel um ihre Person zum Teil ihres Images gemacht haben. Interessant ist, dass gerade in einer Branche wie der Mode es solche Ausnahmen von der Regel gibt, definiert sie sich doch durch das Motto des „Gesehen und Gesehen Werden“. Bereits in seiner Dokumentation Dries zeigte Regisseur Reiner Holzemer am Beispiel des bekannten Designers Dries van Noten die Modewelt, was sie ausmacht und wie sie funktioniert. In seinem neuen Projekt erzählt Holzemer von einem nicht minder bekannten und erfolgreichen Designer, dem Belgier Martin Margiela, der durch seine Modekreationen die Branche maßgeblich beeinflusste, welcher aber bis heute Wert auf seine Anonymität legt, sodass man weder sein Gesicht kennt und er weder für Interviews noch für andere Projekte über ihn zur Verfügung stand. Mit Martin Margiela – Mythos der Mode schuf Holzemer damit nicht nur das Porträt dieses eigenwilligen Künstlers, sondern zudem eine Geschichte über den Wert des Mysteriums in einer Branche, in der eigentlich alles bekannt gemacht wird.

Der Künstler und sein Werk

Den Ausgangspunkt von Holzemers Dokumentation bildet die letzte Modenschau Margielas aus dem Jahre 2009, die nicht nur das 20-jährige Jubiläum des vom Designer mitbegründeten Labels feierte, sondern gleichzeitig dessen Rückzug aus der Modebranche. Von diesem Ereignis ausgehend wirft Holzemer, anhand langer Interviews mit Margiela selbst sowie vieler Freunde und Zeitgenossen, und durch Rückgriff auf eine Vielzahl von Archivmaterialien einen Blick auf das Leben, das Werk und die Person Margielas. Anhand der verschiedenen Shows sowie der Entwürfe blickt Holzemer zurück auf die Inspirationen, die Margiela getrieben haben, Kreationen zu schaffen, die nicht nur für Eleganz und Luxus stehen, sondern auch den Blick auf die Branche an sich warfen. Zudem wird darauf geblickt, inwiefern Margielas Mode den Blick auf die Frau veränderte, die in seinen Kreationen nicht nur elegant und schön wirkte, sondern deren Sexappeal sich über das Tragen der Kleidung definierte. Margiela, wie er selbst sagt, geht es um Haltung und die Silhouette, um die intelligente Frau, was durchaus einem Paradigmenwechsel innerhalb der Branche gleichkommt.

Darüber hinaus blickt die Dokumentation auf die Person Martin Margiela, über das Geheimnis um seine Person, welches er bis heute (übrigens auch in der Dokumentation selbst) aufrechterhält. Seine Erklärungen sind keinesfalls eine Weigerung, sich mit der Presse oder der Öffentlichkeit auseinanderzusetzen, sondern zeigen vielmehr einen Künstler, der sein Werk für sich sprechen lassen will und weniger Interviews oder Zitate über dieses. Gerade im Hinblick auf die heutige Medienwelt, stellt man sich als Zuschauer immer wieder die Frage, nach dem Wert dieses Mysteriums und inwiefern der Fokus auf das Werk an sich immer mehr verloren geht in Diskussionen darüber. Margiela scheint dies verstanden zu haben, machte er doch gerade das Verhüllen zu einem wichtigen Teil seiner Designs.

Credits

OT: „Martin Margiela: In His Own Words“
Land: Deutschland, Belgien, Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Reiner Holzemer
Drehbuch: Reiner Holzemer
Musik: dEUS
Kamera: Reiner Holzemer, Toon Illegems

Bilder

Trailer

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„Martin Margiela – Mythos der Mode“ ist einer sehr interessante und unterhaltsame Dokumentation über den Wert des Geheimnisses in der heutigen Medienwelt. Anhand von Interviews und Archivmaterial entwirft Regisseur Reiner Holzemer das Porträt eines eigenwilligen, ganz seinem Werk und dessen Aussage verpflichteten Künstlers.