Introduction
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Introduction

Introduction
„Introduction“ // Deutschland-Start: 9. August 2023 (MUBI)

Inhalt /Kritik

So richtig sicher ist sich Young-ho (Seok-ho Shin) ja nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Inspiriert von einem Schauspieler, dem er in der Praxis seines Vaters über den Weg gelaufen ist, hat er sich zwar für die Schauspielerei entschieden. Doch dabei merkt er schnell, dass es für ihn Grenzen gibt, die er nicht überschreiten will. Dafür ist ihm für seine Freundin Ju-won (Mi-so Park) keine Grenze zu weit. Als die nämlich ihre Heimat Südkorea verlässt, um in Berlin zu studieren, reist ihr Young-ho hinterher – was letztendlich aber auch keine Antwort ist …

Filmischer Alltag

Ein Vorwurf, der in den letzten Jahren immer wieder an Sang-soo Hong gemacht wurde: Hat man einen Film von ihm gesehen, hat man sie alle gesehen. Tatsächlich sind sich seine Werke schon immer sehr ähnlich. Auf eine Handlung verzichtet der südkoreanische Regisseur und Drehbuchautor. Stattdessen lässt er seine Figuren sich über alles Mögliche unterhalten, immer an der Grenze zur Trivialität. Weitere wiederkehrende Elemente sind, dass irgendjemand aus dem Figurenkreis aus dem Filmbereich kommt und bei den Gesprächen kräftig gebechert wird. Außerdem taucht irgendwo Kim Min-hee auf, die seit Right Now, Wrong Then in fast jedem Film von Hong mitgespielt hat und eigentlich nichts anderes mehr macht als das.

Auch in Introduction ist sie mit an Bord, spielt eine Malerin und Freundin von Ju-wons Mutter. Die Rolle ist dabei jedoch so klein, dass sie eigentlich nur als Nebenfigur durchgeht. Gleichzeitig ist es dieses Mal fast nicht möglich, wirklich zwischen Haupt- und Nebenfiguren zu unterscheiden. Das liegt einerseits an der Kürze des Films, der nur wenig länger als eine Stunde ist. Das ist nicht viel, um den Figuren Tiefe zu verleihen. Hinzu kommt, dass die Geschichte, sofern man sie als solche bezeichnen wollte, sich in drei Teile teilt, mit überwiegend wechselnden Figuren.

Zu schwach fürs Leben

Allen gemeinsam ist Young-ho, den wir zuerst in seiner Heimat, dann in Berlin und später wieder in seiner Heimat sehen. Normalerweise qualifiziert eine solch hervorgehobene Position für die Hauptfigur. Wäre er nur nicht so zurückhaltend, schüchtern, schwach und nichtssagend. Dass Hong seinen männlichen Figuren nicht unbedingt große Charakterstärke auf den Leib schreibt, das ist bekannt. Meistens handelt es sich um eher erbärmliche Leute. In seinem letzten Film The Woman Who Left machte er aus den wenigen Männern, die überhaupt auftauchen, sogar regelrechte Witzfiguren. Bei Young-ho reicht es nicht einmal dafür. Er steht in Introduction unbeteiligt herum, bekommt kaum einen Satz heraus, lässt sich verbal wie visuell immer an den Rand drängen.

Daraus hätte man sicherlich etwas Interessantes machen können. Hong selbst ist es zuvor immer wieder gelungen, mit seinen begrenzten Settings und im Rahmen eines erzählerischen Minimalismus einiges über die Menschen und die Gesellschaft auszusagen. Bei Introduction jedoch wird das so weit reduziert, dass nicht mehr übrig bleibt, über das es sich zu reden lohnte. Die Figuren schwanken zwischen leeren Hüllen und unangenehm übergriffigen Menschen, deren Anwesenheit nicht unbedingt als Gewinn durchgeht. Auch in den Gesprächen findet sich wenig mit Substanz. Die drei Teile fügen sich zudem zu keinem stimmigen Bild oder einem Narrativ zusammen. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass bei dem Drama, das 2021 auf der Berlinale Weltpremiere feierte, einfach nur Reste vorangegangener Filme zusammengeschnitten wurden. Für Fans des Filmemachers ist das noch immer einen Blick wert. Nachdem er mit früheren Werken wie On the Beach at Night Alone aber für Begeisterungsstürme sorgte, regiert hier nur noch der Stillstand.

Credits

OT: „Introduction“
Land: Südkorea
Jahr: 2021
Regie: Sang-soo Hong
Drehbuch: Sang-soo Hong
Musik: Sang-soo Hong
Kamera: Sang-soo Hong
Besetzung: Seok-ho Shin, Mi-so Park, Young-ho Kim, Joo-Bong Ki, Young-hwa Seo, Yun-hee Cho

Bilder

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2021

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Introduction
fazit
In „Introduction“ lässt Sang-soo Hong mal wieder Figuren in ganz alltäglichen Situationen über Dinge am Rande der Banalität reden. Während das früher jedoch spannende Einblicke in die Figuren oder die Gesellschaft erlaubte, bleibt das hier am Ende ziemlich nichtssagend.
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