Die Schriftstellerin ihr Film und ein glücklicher Zufall Vorschau The Novelists Film
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Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall

„Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall“ // Deutschland-Start: 10. November 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Als Schriftstellerin ist Junhee (Hye-young Lee) zu einigem Ruhm gekommen. So hat sie eine ganze Reihe von Romanen und Novellen geschrieben, die ihre Fans gefunden haben und noch immer einen guten Ruf genießen. Doch seit einiger Zeit läuft es nicht mehr so gut im Leben der Südkoreanerin, sie bringt kaum noch etwas zu Papier. Eines Tages beschließt sie, Sewon (Young-hwa Seo) zu besuchen, eine alte Bekannte, die früher selbst künstlerische Ambitionen hatte, sich inzwischen aber damit begnügt, einen kleinen Buchladen zu führen. Sie unterhalten sich, tauschen sich aus, denken an früher. Doch im Hinterkopf hat Junhee immer die Frage nach der Zukunft – vor allem, als sie im Park der Schauspielerin Kilsoo (Min-hee Kim) begegnet, die sich ihrerseits aus der Kunst zurückgezogen hat …

Business as usual

Seit 1996 dreht Sang-soo Hong inzwischen Filme. Fast jedes Jahr meldet sich der südkoreanische Regisseur und Drehbuchautor mit einem neuen Werk zurück, manchmal sind es auch zwei. Große Kassenschlager sind die nie, werden dafür regelmäßig auf bedeutenden Festivals gezeigt. So auch Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall, das 2022 auf der Berlinale Premiere feierte, wie diverse andere Titel von Hong. Tatsächlich ist es das dritte Jahr in Folge, dass er dort mit einem neuen Film zu sehen war und dafür einen Preis erhielt. 2020 gab es für The Woman Who Ran den Silbernen Bären für die beste Regie, 2021 einen für das beste Drehbuch für Introduction. Dieses Jahr gesellte sich der Große Preis der Jury dazu. An Abwechslung mangelt es also zumindest im Hinblick auf die Auszeichnungen nicht.

Bei den Filmen hingegen darf man eine solche nicht erwarten. Vom Prinzip her ähneln sich die ganzen Werke schon sehr. Eigentlich bestehen die „Geschichten“ immer daraus, dass irgendwelche Leute, die einen künstlerischen Hintergrund haben, irgendwo zusammensitzen, alternativ stehen, und sich dabei über Gott und die Welt austauschen. Früher wurde dazu viel getrunken, heute gibt es oft Kaffee. Unabhängig vom Getränk: Meistens machen die Männer in diesen Runden keine besonders gute Figur, Hong scheint da nicht so wahnsinnig viel von seinen Geschlechtsgenossen zu halten. Außerdem dominieren lange Kameraeinstellungen. Da wird nicht geschnitten, gehandelt auch nicht. Dynamik entsteht wenn überhaupt dann nur mittels dieser Gespräche. Bei Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall ist das – wenig überraschend – alles genauso.

Viel Austausch rund um die Kunst

Aber das muss ja nicht zwangsläufig verkehrt sein, es gibt so manche Regisseure und Regisseurinnen, die immer wieder dieselben Filme drehen. Hauptsache das Ergebnis ist gut. Bei Hong hatte man damit in den letzten Jahren immer mal wieder Pech, da war schon manches dabei, das die Filmwelt nicht unbedingt bereichert hat. Mit Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall hat er glücklicherweise wieder einen stärkeren Titel vorgelegt. Am Szenario liegt das weniger, da wurde nicht viel geändert. Auffallend ist höchstens, dass diesmal fast alle Figuren, die auftauchen, einen künstlerischen Hintergrund haben, sie Bücher schreiben oder verkaufen, Filme drehen oder in diesen mitspielen. Dass so viele Leute zusammenkommen und das auch noch zufällig – vom Besuch des Buchladens abgesehen ist keine Begegnung geplant –, ist natürlich nicht übermäßig plausibel, was sich wiederum mit der Alltäglichkeit der Situationen beißt.

Und doch ist es wieder schön, diesen Plaudereien zu lauschen, die im Laufe der anderthalb Stunden die unterschiedlichsten Richtungen einschlagen können. Das wechselt von persönlich zu universell, ist mal banal, dann wieder tiefgründig. Oft drehen sich die Unterhaltungen um künstlerisches Arbeiten, seien es Inspirationen oder Faktoren wie Geld und Ruhm. Aber auch die Frage, ob das Besitzen von Talent eine Verpflichtung bedeutet, dieses auch zu nutzen, kommt zwischendurch auf. Eindeutige Antworten gibt Hong dabei nicht. Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall ist keiner dieser Filme, bei denen man ganz viel lernen wird fürs Leben. Dafür kann man sich hier treiben lassen, die Bilder genießen, die schauspielerischen Leistungen, auf einem impressionistischen Weg, der gleichermaßen festen Bahn folgt und doch auch immer mal wieder Abzweigungen zulässt.

Credits

OT: „Soseolgaeui yeonghwa“
IT: „The Novelist’s Film“
Land: Südkorea
Jahr: 2022
Regie: Sang-soo Hong
Drehbuch: Sang-soo Hong
Musik: Sang-soo Hong
Kamera: Sang-soo Hong
Besetzung: Hye-young Lee, Min-hee Kim, Young-hwa Seo

Bilder

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2022

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Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall
fazit
„Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall“ ist ein typischer Film von Sang-soo Hong, wenn anderthalb Stunden lang Leute aus dem künstlerischen Umfeld ungezwungen über alles Mögliche plaudern. Das ist hier wieder mehr gelungen als bei einigen seiner letzten Filme, selbst wenn die umherschwirrenden Gedanken und Gespräche wenig Konkretes hervorbringen.
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