Sputnik 2020
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Sputnik (2020)

Kritik

„Sputnik Es wächst in dir“ // Deutschland-Start: 4. Dezember 2020 (DVD/Blu-ray)

Als 1983 zwei russische Kosmonauten ins All fliegen, endet die Expedition in einem Desaster. Einer der beiden kann nur noch tot geborgen werden, der andere – Konstantin (Pyotr Fyodorov) – wird in eine spezielle Militäranlage gebracht, die von Colonel Semiradov (Fyodor Bondarchuk) geleitet wird. Eine ganze Gruppe von Wissenschaftlern kümmert sich um den Mann, der irgendwie verändert zurück kam und nun alle vor ein Rätsel stellt. Auch die Psychologin Dr. Tatyana Klimova (Oksana Akinshina), die wegen ihrer eigenwilligen Methoden in der Kritik steht, wird damit beauftragt, Konstantin genauer zu untersuchen. Doch es ist weniger der Geist, welcher ihr Sorgen bereitet. Vielmehr scheinen die zwei Kosmonauten während ihres Raumflugs in Kontakt mit einer außerirdischen Lebensform gekommen zu sein – ein Kontakt, der seine Spuren im Körper des Mannes hinterlassen hat …

Die Russen scheinen eine Vorliebe für das Science-Fiction-Genre entwickelt zu haben. Zumindest ist das der Eindruck, den man gewinnen könnte anhand der Filme, die hier so rauskommen. Ob es nun die vermeintliche Alien-Invasion Attraction ist, der Unterbewusstsein-Trip Coma oder auch das Familienabenteuer Robo, die dortigen Geschichtenerzähler haben den Blick fest in eine mögliche Zukunft gerichtet. Mit Sputnik – Es wächst in dir folgt nun ein weiteres Werk, das in diesem Genre zu Hause ist. Dieses Mal jedoch reisen wir zurück in das Jahr 1983, eine Zeit also, als der Kalte Krieg noch im vollen Gange ist und beide Seiten nach dem einen technologischen oder martialischen Vorteil suchten, der sie über den jeweils anderen triumphieren lassen sollte.

Atmosphärische Zeitreise
Tatsächlich notwendig wäre diese historische Verortung nicht gewesen. Das meiste von dem, was in Sputnik geschieht, wäre ohne Weiteres auch in der Gegenwart vorstellbar – auch wenn man es sich nicht vorstellen mag. Aber es ist nicht ohne Reiz, dieses Szenario des Kalten Krieges, das mit einer allgemeinen Anspannung einhergeht, dazu jede Menge Geheimniskrämerei. Nicht einmal die Leute in der Anlage wissen wirklich Bescheid, was da vor sich geht. Das Publikum ohnehin nicht: Anders als man eventuell erwarten könnte, wird die Geschichte nicht durch die Augen von Konstantin erzählt, sondern die Tatyanas. Wenn ihr am Anfang diverse nicht unbedeutende Fakten vorenthalten werden, dann gilt das über Umwege vor allem den Zuschauern und Zuschauerinnen, die kräftig miträtseln dürfen.

Tatsächlich ist die erste Hälfte, die noch stärker mit dem Mysterium spielt, auf elliptische Erzählweisen und wiederkehrende Flashbacks, die insgesamt interessantere. Sie ist auch die spannendere, denn – Vorsicht Mini-Spoiler – das außerirdische Wesen, das im Körper von Konstantin lebt, lässt anfangs völlig offen, ob es gutartig oder bösartig ist, ob eine Symbiose vorliegt oder doch nur ein Parasit, der Menschen in erster Linie als Nahrungsquelle ansieht. Das ist auch der große Unterschied etwa zu Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt, welches das offensichtliche Vorbild darstellte. Während dort vergleichsweise früh klar war, dass man sich eine Killerbestie an Bord geholt hatte, vor der es kein Entkommen gibt, steht hier das Wundern im Vordergrund, nicht das Fürchten.

Das Spiel mit der Gefahr
Spannend ist Sputnik, welches auf dem Fantasy Filmfest 2020 Deutschland-Premiere hat, zuweilen aber schon. Eben weil eine Annäherung alle möglichen Folgen haben könnte und man sich auf einem sehr dünnen Eis bewegt, haben einige Szenen die Wirkung, die sie haben. In anderen Fällen ist die bloße Vorstellung der Feind des ruhigen Schlafes, was auch damit zusammenhängt, dass viel weniger gezeigt wird, als möglich wäre. Das mag an dem Budget gelegen haben, welches einfach keine besonders aufwendigen Szenen erlaubte. Wer sich Action-Schlachten erhofft oder auch explizitere Gore-Momente, dem wird auf jeden Fall weniger geboten. Meist muss man sich mit dem Ergebnis zufrieden geben, während der Weg dorthin nur behauptet wird.

Während diese Einschränkung aber zumindest zu verzeihen ist, fällt die zunehmende Konventionalität schon störender auf. Es geschieht dann einfach nichts mehr, das wirklich überraschen wurde – bis auf einen unerwarteten Twist, der völlig ohne Belang für die Handlung ist. Dafür wird es in der zweiten Hälfte gemeiner, wenn man das komplette Bild des militärischen Treibens sieht. Insgesamt ist Sputnik damit ein mindestens solider Genre-Beitrag, der sich vor so manch größerer Konkurrenz aus dem Westen nicht zu verstecken hat. Aber es fehlt doch trotz einzelner interessanter Menge etwas, um mehr zu sein als nur ein weiterer Science-Fiction-Titel um ein rätselhaftes, unheimliches Alien.

Credits

OT: „Sputnik“
Land: Russland
Jahr: 2020
Regie: Egor Abramenko
Drehbuch: Oleg Malovichko, Andrei Zolotarev
Musik: Oleg Karpachev
Kamera: Maxim Zhukov
Besetzung: Pyotr Fyodorov, Oksana Akinshina, Fyodor Bondarchuk, Anton Vasiliev

Trailer

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Auch wenn der Titel nach klassischer Raumfahrt klingt, inhaltlich geht es in „Sputnik“ um die Begegnung mit einer unbekannten Lebensform im All. Das ist vor allem in der ersten Hälfte interessant, als noch viele Fragen offen sind und man nicht so genau weiß, was gespielt wird. Später neigt der russische Film dann aber doch dazu, eher konventionell zu sein, was nicht unbedingt der Spannung zugute kommt.
6
von 10