12 Monkeys
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12 Monkeys

Kritik

12 Monkeys
„12 Monkeys“ // Deutschland-Start: 21. März 1996 (Kino) // 15. Februar 2007 (DVD/Blu-ray)

2035 ist nicht viel von der Menschheit übrig geblieben, ein tödliches Virus hat einen Großteil davon rund 50 Jahre zuvor getötet. Der Rest flüchtete unter die Erdoberfläche, während draußen die Tiere die Städte erobert haben. Einer der Überlebenden ist James Cole (Bruce Willis), der in einem Gefängnis sein Dasein fristet und nur zu Erkundungszwecken hinaus in die Welt geschickt wird. Sein neuester Auftrag erfordert, dass er zurück in die Vergangenheit reist, um mehr über das Virus herauszufinden und so den Wissenschaftlern eine Möglichkeit der Heilung zu geben. Doch der Zeitsprung geht schief, anstatt im geplanten 1996 zu landen, findet er sich plötzlich im Jahr 1990 wieder, wo er von der Psychologin Kathryn Railly (Madeleine Stowe) aufgrund seines exzentrischen Auftretens in eine psychiatrische Anstalt gesteckt wird. Dort trifft er auf den Patienten Jeffrey Goines (Brad Pitt), der ihm zur Flucht verhelfen will, was die Geschichte aber nur noch komplizierter macht …

Zuletzt gingen Bilder durch die Presse, dass auf der ganzen Welt die Tiere wieder verstärkt in den Städten unterwegs sind, nachdem sich die Menschen in ihre Häuser zurückgezogen haben. Das mögen mal randalierende Affen sein, dann wieder eine Wildschweinfamilie: Dort, wo die Zweibeiner sich rar machen, sind auf einmal wieder die Spezies vertreten, welche zuvor vertrieben worden waren. Der eine oder andere wird sich dabei vielleicht an 12 Monkeys erinnert haben. Auch dort zwang ein Virus die Menschen dazu, die Städte zu verlassen, was zu einem Comeback der Tiere geführt hat – mit deutlich stärkeren Folgen jedoch, als es derzeit der Fall ist.

Der nicht ganz alltägliche Virus-Wahnsinn
12 Monkeys ist jedoch nur zum Teil ein Öko-Thriller, der sich mit der Bedeutung des Menschen als Herrscher über die Natur auseinandersetzt. Der Film will auch nicht à la Contagion davor waren, was ein Virus in der Menschheit anrichten kann, welche konkreten Gefahren da lauern. Zum einen ist die Krankheit hier kein Zufallsprodukt, sondern Teil eines gezielten Anschlags. Zum anderen ist das Werk auch völlig überzogen, wie man es bei Regisseur Terry Gilliam auch erwarten kann. Gewöhnliche Geschichten interessieren den Altmeister bekanntlich wenig, bei ihm durfte das alles immer etwas durchgeknallter sein, schriller, surrealer. Schon eine der frühen Szenen, wenn James von einer Horde schnell sprechender Wissenschaftler bedrängt wird, zeigt: Normal ist anders.

Und das ist nur der Anfang. Sobald James das erste Mal durch die Zeit gesprungen ist, gibt es kein Entkommen vor dem Wahnsinn mehr. James selbst ist so orientierungslos, dass er nicht grundlos in die Anstalt gesteckt wird. Jeffrey ist ohnehin dermaßen durch den Wind, dass selbst seine wenigen Versuche der Rationalität wirken, als würde ein Kind Erwachsener spielen. Die beunruhigendste Entwicklung ist jedoch die von Kathryn, die im Wirbel der Zeiten, gefangen zwischen Träumen, Ahnungen und Erinnerungen, selbst irgendwann nicht mehr weiß, was real ist und was nicht, ob es so etwas wie eine Normalität gibt. Nur zu verständlich, wenn unentwegt Vergangenheit und Zukunft verändert werden sollen, zweifelt man irgendwann auch an der Gegenwart.

Schauspielkunst am Rande des Abgrunds
Das ist hervorragend von den Ensemble gespielt. Pitt, der seinerzeit erst zum Star wurde, räumte gleich einmal mit dem Vorurteil auf, er könne nur Schönlinge spielen, die angehimmelt werden müssen. Nicht nur, dass er sich zeitweise in einer ungewohnten Erscheinung zeigt, er tritt so entfesselt auf, dass die Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller absolut nachvollziehbar ist. Ebenfalls beeindruckend sind jedoch Willis und Stowe, auch wenn sie nicht vergleichbar komplett all in gehen konnten, vielmehr die fragile Balance halten mussten zwischen Normalität und Wahnsinn, zwischen klassischem Held und beschädigtem Rädchen einer unüberschaubaren Maschine, die unentwegt rattert und spuckt, das Publikum durch die Mangel nimmt.

Die eigentliche Geschichte, inspiriert von dem französischen Kurzfilm La Jetée aus dem Jahr 1962, wird auf diese Weise schnell zur Nebensache. Die Suche nach den Tätern ist trotz diverser Wendungen eher dünn, ein reiner Aufhänger. David Peoples (Blade Runner) und seine Frau Janet, die gemeinsam das Drehbuch geschrieben haben, haben hier keinen Science-Fiction-Krimi geschrieben, selbst wenn das anfangs so wirkt. Und natürlich sollte man, wie bei Filmen über Zeitreisen üblich, nicht allzu sehr über das alles nachdenken. Aber 12 Monkeys überzeugt eben bei der Umsetzung, ist ein irrer Trip, in dem viele Aspekte ihren Platz finden, der spannend und unterhaltsam ist, dabei so turbulent, dass man im Anschluss ein bisschen Quarantäne braucht, um das Gesehene zu verarbeiten.

Credits

OT: „12 Monkeys“
AT: „Twelve Monkeys“
Land: USA
Jahr: 1995
Regie: Terry Gilliam
Drehbuch: David Peoples, Janet Peoples
Musik: Paul Buckmaster
Kamera: Roger Pratt
Besetzung: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt, Christopher Plummer

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1996 Bester Nebendarsteller Brad Pitt Nominierung
Beste Kostüme Julie Weiss Nominierung
Golden Globe Awards 1996 Bester Nebendarsteller Brad Pitt Nominierung

Filmfeste

Berlinale 1996

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„12 Monkeys“ nimmt uns mit in eine kaputte Zukunft und eine Vergangenheit, welche der Zukunft helfen soll. Die Geschichte um einen Zeitreisenden, der die Ursprünge eines tödlichen Virus finden soll, ist für sich genommen nicht allzu komplex, dafür aber so turbulent und unterhaltsam umgesetzt, dass dies kaum ausfällt. Vor allem die fabelhafte Leistung des zunehmend wahnsinnigen Trios trägt dazu bei, dass der Film zu einem irren Trip wird, bei dem Erinnerung, Illusion und Erfahrung eins werden.
8
von 10